Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marc Marquez am Boden: Ein Sinnbild für sein Wochenende am Sachsenring

(Motorsport-Total.com) – Die letzten elf Male, die Marc Marquez beim Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring antrat, blieb er ungeschlagen.

Selbst 2021, als er nach langer Verletzungspause auf seine Paradestrecke zurückkehrte, gewann der Spanier, obwohl die Honda längst kein Garant mehr für Siege war.

Wenn Marquez in der aktuellen Krise des japanischen Herstellers ein Rennen gewinnen kann, dann auf dem Sachsenring, dachten viele. Doch im Laufe dieses Wochenende wurde immer deutlicher, dass er davon im Moment weit entfernt ist.

Am Sonntag, nach einem weiteren schweren Crash im Warm-up, zog der 30-Jährige schließlich die Notbremse. „Nach fünf Stürzen fühle ich mich nicht bereit, ein Rennen zu fahren“, erklärte der Spanier, der bereits am Freitag einmal und im Qualifying am Samstag gleich dreimal zu Boden gegangen war.

Zwar erklärten ihn die Streckenärzte nach seinem fünften Crash für rennfit, obwohl er sich eine kleine Fraktur im linken Daumen zugezogen hatte. Doch Marquez selbst traf mit seinem Team die Entscheidung, an diesem Sonntag nicht anzutreten.

Lorenzo: Auch Marquez kann die Stürze nicht mehr retten
Für Jorge Lorenzo, der das Rennwochenende als Experte für ‚DAZN‘ verfolgte, eine nachvollziehbare Entscheidung. „Wenn Marc diese Entscheidung treffen musste, dann wohl vor allem, weil er etwas Körperliches hat“, sagt der Spanier.

„Selbst unter den Umständen, in denen er sich befindet, die sehr negativ sind, denke ich, dass er, wenn es ihm gut ginge, an den Start gegangen wäre“, ist er sich sicher.

Gleichzeitig betont er, dass auch die mentale Komponente nicht zu unterschätzen sei: „Vom Kopf her ist es natürlich auch nicht perfekt. Er kam hier an den Sachsenring an, ohne einen Sieg geholt zu haben.“ Marquez‘ letzter Sieg liegt anderthalb Jahre zurück. 2021 gewann er den Grand Prix der Emilia-Romagna.

„Ich denke, das Motorrad ist von Jahr zu Jahr kritischer geworden“, analysiert Lorenzo weiter. „Es ist das einzige Motorrad, das in der MotoGP so viele Highsider produziert. Mit der Honda kann man sie trotz der Elektronik oft nicht retten.“

Auch Marquez sei dazu – anders als früher – nicht mehr in der Lage. „Wenn er stürzt, rettet er die Stürze nicht mehr“, hält Lorenzo fest. „Das Motorrad ist sehr kritisch. Nicht einmal Marc, der alles weiß, kann mit diesem Motorrad im Moment gewinnen.“

„Marc fährt die vielleicht heikelste Honda der jüngsten Vergangenheit, die am weitesten von den Rivalen entfernt ist. Physisch wird er sich für Assen ein wenig verbessern, aber er wird nicht viel besser sein. Er wird Zeit haben, sich zu beruhigen, schließlich hat er in diesen drei Tagen viele schlechte Gefühle angesammelt.“

Quartararo: Marquez‘ Entschlossenheit ist bewundernswert
Fabio Quartararo, der sich mit Yamaha derzeit in einer ähnlich schwierigen Lage befindet wie Marquez, wurde am Sonntag auch auf seinen Kollegen angesprochen.

„Es ist natürlich schwierig für ihn – eigentlich seit der Verletzung 2020, auch wenn er ein paar Mal auf dem Podest stand und gewonnen hat“, sagt Quartararo, betont aber: „Er ist für mich immer noch der Beste. Er gibt immer seine 100 Prozent. Wer riskiert schon fünf Stürze, um sich zu verbessern und vorn dabei zu sein.“

„Er ist für mich mental gesehen immer noch einer der Stärksten. Jetzt hat er sich wieder verletzt und sich heute Morgen den Daumen gebrochen. Aber er ist jemand, der sich selbst immer bis zum Äußersten pusht. Und auch wenn sich das jetzt seltsam anhört, kann ich ihm nur dazu gratulieren“, so der Yamaha-Pilot.

Quartararo beendete das Rennen auf dem Sachsenring nach seinem Sieg im Vorjahr abgeschlagen auf Platz 13. Er hatte sich anders als die Mehrheit für den weichen Hinterreifen entschieden und fiel damit in der zweiten Rennhälfte zurück.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Sebastian Fränzschky

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