Das Kräfteverhältnis im Yamaha-Werksteam hat sich in den beiden vergangenen Jahren stark verändert.
In der Saison 2013 kehrte Valentino Rossi nach zwei erfolglosen Jahren bei Ducati zu Yamaha zurück und wollte sehen, wie stark er mit einem konkurrenzfähigen Motorrad ist. Auch wenn der Italiener ein Rennen gewinnen konnte, hatte er mit dem Geschehen an der Spitze meist wenig zu tun.
Lediglich sechs Mal schaffte es Rossi aufs Podium. Teamkollege Jorge Lorenzo holte trotz Verletzung acht Saisonsiege und kämpfte bis zum Saisonfinale um den Titel. Im Winter 2013/2014 trennte sich Rossi nach vielen Jahren von Crewchief-Legende Jeremy Burgess. Zudem analysierte der Altmeister die Fahrstile seiner Gegner und modifizierte seinen eigenen Stil.
Bei den Wintertests vor dem Saisonstart überraschte Rossi mit starken Rundenzeiten. Doch Yamaha war Honda bis zum finalen Saisondrittel unterlegen. Marc Marquez gewann zehn Rennen in Folge und wurde erst im Herbst von der Konkurrenz eingeholt. In Misano gelang Rossi der erste Saisonsieg. Auf Phillip Island setzte sich Rossi ebenfalls durch und fuhr später zum Vizetitel.
Lorenzo haderte im vergangenen Jahr mit der Yamaha und den Reifen. Für 2015 war der Spanier optimistisch, doch bei den ersten drei Rennen verpasste Lorenzo das Podium. Rossi gewann zwei von drei Rennen und ist vor dem Europaauftakt der Führende in der Meisterschaft. Die Fahrstilanpassung im Winter 2013/2014 hat sich für Rossi voll ausgezahlt.
„Es ist immer gut, offen zu sein und von anderen Fahrern zu lernen“, weiß auch Lorenzo. Im Gespräch mit ‚MCN‘ spricht der Weltmeister von 2010 und 2012 über die dauerhafte Suche nach einem effektivern Stil: „Man muss verstehen, was der optimale Weg ist, um selbst schneller zu werden. Ich arbeite wieder mit meinem Vater zusammen und wir machen einige Experimente beim Training, die wir auf die MotoGP anwenden möchten. Manchmal geht es dabei um meine Körperhaltung oder wie ich bremse und beschleunige. Wir üben mit verschiedenen Motorrädern.“
„Als Valentino in der Saison 2013 nicht so konkurrenzfähig war wie ich, studierte er meine Datenaufzeichnungen. Er erkannte ein paar Dinge und änderte seinen Stil“, erinnert sich Lorenzo. „Er bewegt sich seitdem intensiver mit dem Oberkörper nach außen. Ich denke, das hat er von mir, Marquez und Stoner übernommen – den jungen Fahrern, die nicht den klassischen 500er-Zweitakt-Stil fahren.“
„Sicher habe ich einen anderen Stil als Marc. Er lehnt sich mit seinem Hintern stärker Richtung Asphalt. Ich bleibe mit meinem Hintern mehr auf dem Motorrad“, vergleicht sich Lorenzo mit Landsmann Marquez. Yamaha ermöglicht es den Fahrern, die Daten der Markenkollegen einzusehen. Lorenzo schaut auch ab und an auf Rossis Aufzeichnungen und erkennt Vorteile beim Bremsen.
„Er hat eine sehr effektive Bremstechnik, die sehr natürlich und stark ist“, analysiert Lorenzo, der nach wie vor die höchsten Kurvengeschwindigkeiten der Yamaha-Piloten fährt. „Valentino bremst etwas besser als ich, verliert aber etwas Kurvengeschwindigkeit und manchmal beim Beschleunigen“, so der zweimalige MotoGP-Champion.
Text von Sebastian Fränzschky
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