Vizeweltmeister Jorge Lorenzo schaffte bei den ersten fünf Saisonrennen lediglich einen Podestplatz und kam nur als WM-Fünfter zum Grand Prix von Italien, den er 2011, 2012 und 2013 gewinnen konnte.
Im teaminternen Duell mit Valentino Rossi zog Lorenzo in der laufenden Saison meist den Kürzeren. Zudem erlaubte sich der Spanier einige Fehler wie den Frühstart in Austin oder den unnötigen Sturz beim Saisonauftakt in Katar.
In Mugello knüpfte Lorenzo an seine Leistungen der vergangenen Jahre an. In einem spannenden Duell mit WM-Leader Marc Marquez wurde Lorenzo knapp geschlagen. Doch auch wenn der Yamaha-Werkspilot noch auf den ersten Saisonsieg warten muss, konnte er seinen Fans beim Rennen in Mugello endlich wieder eine starke Vorstellung bieten. „Er hatte mehr Kontrolle als bei den vergangenen Rennen. Er konnte das Motorrad so fahren, wie er wollte und es setzte seine Befehle um“, bestätigt Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg.
Lorenzos Fitness war bei den ersten Rennen der Saison nicht so gut wie im Vorjahr. Eine Operation im Winter brachte den Trainingsplan des Spaniers durcheinander. Zudem forderte die 2014er-M1 den 27-Jährigen stärker als das runder zu fahrende Vorjahresmodell. Doch in Mugello fand Lorenzo seinen Rhythmus zurück: „Jorge hatte die Kraft, um das komplette Rennen alles zu geben. Das Layout der Strecke war eine Hilfe“, bemerkt Zeelenberg.
„Durch die verbesserte Fitness konnte er das Motorrad im Gegensatz zu den beiden vergangenen Rennen perfekt kontrollieren. In Jerez war das Motorrad gut, doch er konnte mit dem Motorrad nicht über die komplette Renndistanz ans Limit gehen und pushen.“ Mehr als ein vierter Platz war beim ersten Heimrennen der Saison nicht drin. „Wir sahen schlechter aus als wir in Wirklichkeit waren“, erklärt der Yamaha-Teammanager.
„Wenn das Motorrad schwierig zu fahren ist, muss der Fahrer mehr Kraft investieren. Er war nicht daran gewöhnt. Das ist der Hauptgrund“, schildert Ex-Racer Zeelenberg. „Die Fahrer sind sehr gut trainiert. Aber Jorge hasst es, wenn das Motorrad ein paar kleine Probleme hat – hier und da etwas zu viel Schlupf, dort zu viel Wheelie-Neigung oder Unruhe im Fahrwerk. Man erkennt nicht, dass das Motorrad unruhig ist. Aber er fühlt alles und benutzt seine Muskeln, um es zu kontrollieren.“
„Ich denke, das macht ihn nach elf oder zwölft Runden verdammt müde. Man kann ein halbes Rennen handeln, aber dann ist es vorbei. Hier war das komplette Rennen einfacher. Er hatte den Rhythmus und konnte rund fahren“, berichtet der Holländer, der seit einigen Jahren an Lorenzos Seite agiert. „Die Streckenverläufe in Austin und Katar waren natürlich keine Hilfe. In Jerez und Le Mans war das Tempo okay, denke ich. Das Motorrad war aber noch ein bisschen schwierig zu fahren.“
Die Freigabe der 340 Millimeter großen Bremsscheiben war ein weiterer Punkt. „Wir konnten durch die größeren Bremsscheiben nicht später bremsen, aber es war konstanter. Das war wichtig“, unterstreicht Zeelenberg, der sich an 2013 erinnert, als Valentino Rossi bei einigen Rennen offensichtlich die Bremspunkte verpasste. „Vale meinte, dass die Temperatur der Bremse sehr hoch ist, wenn er sich an anderen Fahrern aus dem Windschatten vorbeibremst. Honda hat damit offensichtlich keine Probleme, doch bei uns war es bereits in der vergangenen Saison ein großes Problem. Vale machte wegen den Bremsen viele Fehler.“
„Ich denke nicht, dass die Rundenzeiten dadurch besser werden. Doch die Konstanz wird besser, wenn man in jeder Runde an der gleichen Stelle bremst. Es sind kleine Details, die aber sehr wichtig sind“, hält Zeelenberg fest. Am Top-Speed-Nachteil der M1 wird Yamaha vermutlich nicht viel ändern können. Die Motoren sind eingefroren, neue Ausbaustufen somit nicht möglich. Nach den ersten sechs Rennen der Saison belegt Lorenzo Platz vier in der Fahrerwertung. Der Rückstand auf WM-Leader Marquez beträgt aber bereits 85 Punkte. Teamkollege Rossi liegt 32 Punkte vor Lorenzo auf Platz zwei der Fahrerwertung.
Text von David Emmett & Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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