Bereits im Rahmen des Grand Prix von Portugal äußerte sich Jorge Lorenzo kritisch über die Fahrweise von Marco Simoncelli. Damals warnte der Weltmeister, dass der Italiener in Zukunft Leute verletzen wird. Das trat schließlich auch in Le Mans ein, als Simoncelli in einem harten Überholmanöver Dani Pedrosa (Honda) zu Fall brachte, der sich dabei das Schlüsselbein brach. Drei Rennen musste der Spanier bislang deswegen auslassen und musste damit seine WM-Hoffnungen begraben.
In Assen bremste sich Simoncelli in Kurve drei nach dem Start an Lorenzo vorbei, verlor die Kontrolle über seine Honda und stürzte. Dabei riss er den Yamaha-Piloten ebenfalls zu Boden. Beide konnten weiterfahren und kamen noch ins Ziel. Logischerweise war Lorenzo im Anschluss an das Rennen sauer. „Ich muss mir nicht die Wiederholung ansehen, denn ich habe es live auf dem Motorrad gesehen.“
„Er wollte mich nicht zu Fall bringen, das war sicher nicht seine Absicht“, äußert sich Lorenzo im spanischen Fernsehen zu der Situation. „Ich glaube nicht, dass er sich in dieser Klasse und mit diesen Reifen der Risiken bewusst ist. Ich habe gedacht, dass er aus seinen kontroversen Vorfällen der Vergangenheit gelernt hat. Anscheinend ist das nicht der Fall.“
Simoncelli saß nach dem Rennen geknickt an der Box. Er wusste, dass er nach seiner zweiten Pole-Position in der Königsklasse eine weitere große Chance leichtfertig vergeben und noch dazu wieder einen Unfall ausgelöst hatte. „Ich kann dieses Rennen nicht alleine dem Pech zuschieben. In Wahrheit war ich sehr naiv“, sagt der Italiener. „Die Reifen waren in der ersten Linkskurve noch kalt. Ich glaube nicht, dass ich zu hart in die Kurve gefahren bin um Lorenzo zu überholen.
„Ich hatte das Gefühl, dass ich nichts zurückstecken durfte, denn ich war Dritter und nahe an den beiden Führenden dran. Es war aber genug Zeit und ich hätte länger warten müssen. Das ist eine weitere schlechte Erfahrung für mich. Ich werde das in Zukunft berücksichtigen, aber trotzdem nicht meinen Fokus und meine Motivation verlieren. Ich wollte Jorge nicht mitreißen und entschuldige mich bei ihm“ Yamaha-Teamdirektor Massimo Meregalli sagt zu dem Vorfall: „Der Sturz war klarerweise nicht Jorges Schuld.“
Lorenzo fordert Sperre
Lorenzo fordert von offizieller Stelle Konsequenzen für Simoncelli: „Er fährt immer noch so rücksichtslos wie immer. Das Gute ist, dass ich mich nicht verletzt habe. Ich bin in Ordnung und konnte noch ein paar Punkte sammeln. Wenn er seine Einstellung nicht ändert, dann wird er in Zukunft weitere Fahrer verletzen. Wenn ich in der Sicherheitskommission wäre, dann würde ich ihm seine Lizenz für mehrere Rennen entziehen. Ich bin aber nur ein Fahrer und habe nicht die Macht, solche Entscheidungen zu treffen.“
Simoncelli-Teamchef Fausto Gresini hat sich ebenfalls seine Gedanken über den Vorfall gemacht. „Er hätte das Überholmanöver ein paar Kurven später machen sollen. Auf unseren ersten Podestplatz müssen wir weiter warten. Die erste Person, die sich darüber ärgert, ist Marco. Wir halten aber zusammen. Wir wollen im helfen, dass er aus dieser Situation herauskommt, denn seine Motivation ist so groß wie immer.“
Nachdem beide Fahrer ihre Maschinen wieder flottgemacht hatten, starteten beide eine starke Aufholjagd. Lorenzo rettete als Sechster noch zehn WM-Punkte. „Ich bin ein gutes Tempo gefahren“, sagt der Yamaha-Pilot. „Die Weltmeisterschaft ist jetzt noch schwieriger. Wir müssen hinausgehen, schnell sein und Rennen gewinnen. Wir haben einige Änderungen am Motorrad vorgenommen.“
„Ich kann nun härter und tiefer in die Kurven bremsen. Ich glaube, dass wir deshalb in Mugello konkurrenzfähiger sein können. Ben hat das heute gezeigt“, spricht Lroenzo den Premierensieg seines Teamkollegen Ben Spies an. „Ich gratuliere ihm zu seinem ersten Sieg und bedanke mich auch bei meinen Jungs, die das ganze Wochenende gearbeitet haben, damit ich ein konkurrenzfähiges Motorrad habe.“
Simoncelli brauchte etwas länger bis er seine Honda wieder in Gang gebracht hatte. Im Gegensatz zu Jerez ließ sich die RC212V wieder starten. Die Verkleidung hatte Schaden genommen, aber dennoch überholte der 24-Jährige noch einige Konkurrenten und kam als Neunter ins Ziel. „Wie klein es auch sein mag, das einzig Positive ist, dass ich weiterfahren konnte und das Ziel erreicht habe, obwohl einige Teile an meiner Maschine herumgeflogen sind.“
Text von Gerald Dirnbeck
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