Beim Finale hat sich Jorge Martin den WM-Titel gesichert

(Motorsport-Total.com) – Jorge Martin wechselt als Weltmeister von Pramac-Ducati ins Aprilia-Werksteam.

Beim Barelona-Test und in der ersten Nennliste steht er weiterhin mit der Startnummer 89. Aprilia hat es ihm freigestellt, mit welcher Nummer er fahren möchte. Vieles deutet auf die 1 hin, aber endgültig entschieden soll sich Martin noch nicht haben.

Jedenfalls ging die große WM-Feier nach dem Barcelona-Finale mit einem emotionalen Abschied einher. „Aprilia war nicht meine erste Entscheidung“, blickt Martin nun im spanischen Staatsfernsehen zurück.

„Ich wollte in das Ducati-Werksteam, aber aufgrund bestimmter Situationen war das nicht möglich. Anschließend war Aprilia meine erste Wahl. Ich spürte, dass das ein Ort sein kann, an dem ich glücklich sein kann. Wir werden es sehen.“

„Es ist eine Herausforderung und es wird nicht einfach werden, vor allem zu Beginn nicht. Aber ich habe vollstes Vertrauen in sie und denke, es wird gut funktionieren.“ Klar ist, dass die RS-GP bisher nicht auf dem Level der Desmosedici ist.

Für Martin wird es schwierig werden, an die Erfolge anzuknüpfen. Aus dieser Sicht könnte es zunächst ein Rückschritt in seiner Karriere werden. Mehrmals wurde ihm vom Ducati-Management der Wechsel ins Werksteam verwehrt.

„Als all das entschieden wurde, war ich nicht Weltmeister“, blickt Martin auf das Mugello-Wochenende zurück. „Es ist schwierig, diese Dinge zu verstehen. Aber es ist klar, dass ich mir jetzt sicher bin, dass sie es bereuen. Aber man muss sie fragen.“

Domenicali: Entscheidung war „schmerzhaft“
Von Ducati-Seite hieß es immer, dass die Entscheidung schwierig war, aber schlussendlich setzte man auf die Karte Marc Marquez. „Marc ist nicht das gleiche Werksmotorrad gefahren. Also hatte er einen gewissen Nachteil“, wird Ducati-CEO Claudio Domenicali von der Marca zitiert.

„Die Entscheidung zwischen Jorge und Marc war sehr schmerzhaft, weil es sehr eng war. Jorge ist jünger und wir haben ihn gefördert. Er hat mit uns in der MotoGP begonnen und wir haben eine starke Beziehung.“

„Wenn wir eine Fahrerentscheidung treffen müssen, dann ist immer unsere generelle Philosophie, dass wir die Fahrer wählen, die unter allen Bedingungen das größte Potenzial haben. Egal ob es nass, halb nass und halb trocken ist. Marc ist bei diesen Bedingungen sehr stark.“

„Deshalb haben wir uns für Marc entschieden“, so Domenicali. „Ich glaube, dass Marc und ‚Pecco‘ im nächsten Jahr eine ähnliche Performance haben werden. Das ist meine Erwartung.“ Man rechnet also mit einem WM-Duell zwischen Marquez und Bagnaia.

Dall’Igna spricht von „Grenzen des Systems“
Neben Domenicali war auch Motorsportchef Luigi „Gigi“ Dall’Igna bei der Entscheidung beteiligt. Auch er verteidigt sie: „Als wir die Entscheidung trafen, dachten wir über die Möglichkeit nach, dass Martin am Ende des Jahres Weltmeister sein könnte.“

„Aber ich muss sagen, dass ich nichts bereue“, so Dall’Igna. „Es war eine Möglichkeit, die wir in Betracht gezogen haben, also sollten wir sie akzeptieren. Mein Ziel war es, alle drei Fahrer zu behalten – inklusive Martin.“

„Als ich verstanden hatte, dass uns vom System zu viele Grenzen gesetzt wurden, musste ich einfach eine Entscheidung treffen. Das haben wir getan und ich bin davon immer noch überzeugt.“ Das waren Dall’Ignas Worte am Montag nach dem Saisonfinale.

Aber was meint er mit Grenzen des Systems? „In dem Sinne, dass jeder wollte, dass wir ein Team verlieren. All diese Zwänge, die uns auferlegt wurden – aber nicht von Ducati.“ Schließlich wechselte Pramac zu Yamaha.

Campinoti: Sie haben „fremden Papst“ geholt
Paolo Campinoti traf diese Entscheidung erst nachdem sich Ducati nicht auf Martin festgelegt hatte. Bei ihm sitzt der Stachel bis zuletzt tief: „Sie wollten den fremden Papst. Schade, denn Martin hätte der Del Piero oder der Totti von Ducati werden können.“

„Jemand, den man selbst groß gezogen hat, um Weltmeister zu werden. Jorge hätte sich diesen Platz verdient“, so der Pramac-Chef im Corriere della Sera. Laut ihm ist Martin „genau so viel wert“ wie Marquez.

„Auch Bagnaia ist ein großartiger Fahrer, schnell und intelligent. Die Vorbereitung ist seine beste Waffe. Schon als er jung war, konnte man seine Fähigkeiten sehen, um alles zu analysieren und schnell zu lernen. ‚Pecco‘ und Jorge wäre für mich die ideale Fahrerpaarung“, so Campinoti.

Martin bedankt sich für Ducatis Unterstützung
Für Pamac hat das neue Kapitel mit Yamaha begonnen und für Martin jenes mit Aprilia. Für den Spanier war es seit Kindheitstagen ein Traum, MotoGP-Weltmeister zu werden. Sein Name steht nun für immer in den Geschichtsbüchern.

„Es ist ein Privileg und wird mir für mein restliches Leben bleiben. Es gab Momente der Zweifel, aber was auch immer jetzt kommen wird, ist ein Geschenk“, sieht Martin die Situation. „Ich habe viel gelernt und mit dieser Erfahrung habe ich es geschafft, in diesem Jahr zu gewinnen.“

„‚Pecco‘, Marc und Enea haben mich zu einem besseren Fahrer gemacht. Deswegen musste ich 100 Prozent geben. Entweder einer von ihnen hat gewonnen, oder ein anderer. Ich war immer im Kampf dabei und das hat den Unterschied gemacht.“

„Ich hatte das gleiche Material wie ‚Pecco‘, aber im Werksteam wird man ganz anders behandelt. Jeder arbeitet für dich, damit du gewinnst. Ich hatte zwölf Leute in meinem Team und wir haben gegen zweihundert oder dreihundert Leute gearbeitet. Das machte es schwierig.“

„Aber ich bedanke mich bei Ducati, dass sie nichts gegen mich getan haben. Das hat niemand erwartet. Jeder hat erwartet, dass in den letzten Rennen etwas Verrücktes passiert, aber sie waren sehr nobel. Das muss man bewundern.“

Text von Sebastian Fränzschky

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