Nach 2023 fürchtete Jorge Martin noch, nie MotoGP-Weltmeister zu werden

(Motorsport-Total.com) – Jorge Martin hat in diesem Jahr intensiv an seiner mentalen Stärke gearbeitet, um sich der Herausforderung zu stellen und einen zweifachen MotoGP-Weltmeister wie Francesco Bagnaia zu schlagen. Geholfen hat ihm dabei Xero Gasol.

Der Sportpsychologe, der vor allem im Fußball tätig ist, spielte eine entscheidende Rolle in der Transformation, die Martin in dieser Saison durchlaufen hat. Dabei hatte Gasol selbst bis Mai dieses Jahres noch nie ein MotoGP-Rennen besucht.

Sein erster Kontakt mit der Szene war der Grand Prix von Katalonien, was ihm half, mit einer gewissen Distanz zur MotoGP-Welt zu arbeiten – das war Martin besonders wichtig.

Eine neue Ruhe auf und neben der Strecke
Gasol war in dieser Saison eine feste Stütze für Martin, der 2024 eine andere, reifere Version seiner selbst zeigte. Er wirkte ruhiger – auf und abseits der Strecke. Diese neue Ausgeglichenheit spiegelt sich in seinen beeindruckenden Zahlen wider.

In den 20 Grand-Prix-Rennen stand der Spanier 16 Mal auf dem Podest. Dreimal gewann er am Sonntag und feierte sieben Sprintsiege. Mit 508 Punkten erreichte er die höchste Gesamtpunktzahl in der Geschichte der Meisterschaft – ein Rekord, der selbst Bagnaia mit seinen elf Siegen in den Schatten stellte.

„Ich habe dieses Jahr viel mit meinem Psychologen Xero gearbeitet, der mir geholfen hat, die Angst vor dem Verlieren abzulegen“, erklärte Martin nach seinem Titeltriumph. „Ich fahre jetzt aus Freude am Gewinnen, nicht aus Angst zu verlieren.“

Martin: Hatte Angst, nie Champion zu werden
Noch zu Beginn der Saison habe er mit seiner mentalen Gesundheit zu kämpfen gehabt, gesteht der neue Weltmeister: „Die letzte Saison war großartig, sogar nach dem zweiten Platz war ich recht glücklich. Aber ich hatte viele Ängste. Ich hatte wirklich Angst, dass ich in der MotoGP niemals Champion werden würde.“

Doch nicht nur, weil sich diese Angst nach dem Titelgewinn in Luft aufgelöst hat, geht es Martin jetzt besser. „Das Wichtigste in diesem Jahr war, aus der Vergangenheit zu lernen und nicht dieselben Fehler zu wiederholen“, erklärt der Spanier.

„Es ist wie im Leben, man kann Fehler machen, das ist völlig normal, wir sind Menschen und machen Fehler. Es kommt darauf an, das Positive aus den Fehlern zu ziehen und zu sagen: ‚Ich werde daraus lernen und es nicht wiederholen.'“

Diese Veränderungen werden auch von seinem Vater, Angel Martin, hervorgehoben. „In diesem Jahr hat sich Jorge kontinuierlich entwickelt“, sagt er und betont: „In diesem Umfeld gilt: Wenn du Hilfe brauchst, dann fragst du danach.“

Pedro Acosta, Fahrerkollege und Freund von Martin, ergänzt: „Jorge hat sich den Titel hart erarbeitet. Er hat das geschafft, was ihm letztes Jahr noch gefehlt hat: Konstanz.“

Der Draht zu seinem Psychologen riss nie ab
Der Kontakt zu Gasol kam durch Martins Manager Albert Valera zustande, der auch Aleix Espargaro vertritt. Valera schlug vor, sie bei einem gemeinsamen Essen bekannt zu machen, um zu testen, ob die Chemie zwischen den beiden stimmt.

Seitdem haben Martin und Gasol regelmäßig kommuniziert – persönlich, per Videokonferenz oder WhatsApp. Diese Verbindung war vor allem in schwierigen Momenten entscheidend, etwa nach seinem Sturz am Sachsenring, als Martin noch im Team-Truck mit Gasol telefonierte, um das Geschehene zu verarbeiten.

Eine Person aus Martins Umfeld erklärt: „Der Wandel bei Jorge ist enorm. Früher war er nur auf die Zukunft fixiert. Jetzt lebt er im Hier und Jetzt und erkennt, wie privilegiert er ist.“

Diese Veränderung sei der Schlüssel gewesen, um den Druck loszulassen, der ihn letztes Jahr daran hinderte, die Saison zu genießen. Dieses Mal habe er jeden Moment genossen – eine entscheidende Grundlage für seinen historischen Titelerfolg.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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