(Motorsport-Total.com) – Nach dem tragischen Unfalltod von Supersport-300-Pilot Dean Berta Vinales herrscht im Fahrerlager der Superbike-WM gedrückte Stimmung.
Nachdem am Samstag alle weiteren Rennen gestrichen wurden, geht es am Sonntag mit einem angepassten Zeitplan weiter. Nicht mehr an den Start gehen wird Ex-WSBK-Werkspilot Michel Fabrizio, der sich nach dem Tod von Vinales endgültig vom Rennsport verabschiedet.
„Ich werde aus Respekt vor einem Menschenleben nicht fahren. Zudem werde ich mich komplett zurückziehen. Es ist an der Zeit, aufzuhören“, teilt der viermalige WSBK-Laufsieger mit. Fabrizio, der in diesem Jahr in der Supersport-600-WM mit seinem Comeback überraschte, will mit seinem endgültigen Rücktritt „ein deutliches Zeichen des Protests setzen“.
„Ich habe einen schlimmen Tag erlebt, den Verlust eines Fahrers, der erst 15 Jahre alt war. Ich habe in dieser Kategorie schon so viele Rennen dieser Art gesehen. Und jedes Mal, wenn eines zu Ende ging, gab es einen Seufzer der Erleichterung, weil es gut gelaufen war. Aber leider läuft es nicht immer gut“, bemerkt Fabrizio.
„Ich denke an die schönen Momente, die mir dieser Sport beschert hat. Aber als ich nach sechs Jahren zurückkam, sah ich, dass sich diese Welt verändert hatte“, stellt Fabrizio fest und kritisiert das Handeln von Motorrad-Weltverband FIM.
Kritik an der FIM und der neuen Fahrergeneration
„Ich habe eine gewisse Gleichgültigkeit seitens des internationalen Verbandes festgestellt: 42 Kinder beim Yamaha-Cup 2021 (zum Glück ging alles gut) und weitere 42 in der Supersport-300-WM- Zu viele, zu viele Fahrer mit wenig oder gar keiner Erfahrung. Und das nicht nur bei der Weltmeisterschaft so sondern auch bei nationalen Meisterschaften, wo alles bis auf den letzten Platz besetzt ist, um Geld zu verdienen“, kritisiert der Routinier.
Mit der aggressiven Fahrweise der jüngeren Generation ist Fabrizio nicht einverstanden: „Valentino Rossi wurde vor Jahren, als Marquez in die MotoGP kam, kritisiert, weil er sich über Marquez‘ ‚unfaire‘ Manöver beschwerte. Man muss ihm aber zustimmen. Marc ist zu einem Bezugspunkt geworden: Diese jungen Fahrer ahmen seinen Leistungen nach, überholen zu viel am Limit, lehnen sich an ihren Gegner an und riskieren jeden Zentimeter.“
Michel Fabrizio fordert Umdenken der FIM
„Die Regeln müssen geändert werden, um Menschenleben zu schützen. Das Problem liegt in der Moto3, dem Talent-Cup und den nationalen Meisterschaften!“, so Fabrizio. „Darüber hinaus müssen auch die Auslaufzonen überarbeitet werden.“
„Das sah man beim Unfall von Valentino, bei dem er wegen einer schlecht gemachten Strecke fast gestorben wäre“, erinnert Fabrizio an die Schrecksekunde beim MotoGP-Lauf in Österreich vor einem Jahr. „Auf dem Red-Bull-Ring stürzen die Fahrer und bleiben mitten auf der Strecke liegen. All dies ist der FIM zu verdanken, die keine lebensrettende Rolle spielt, sondern einfach das Geschäftliche bevorzugt!“
„Es ist an der Zeit, dass die Politiker der einzelnen Länder eingreifen! Der erste, der eine deutliche Botschaft aussandte, war Ayrton Senna, der sagte, dass einige Strecken gefährlich seien. Erst nach seinem Tod wurden Maßnahmen ergriffen. Heute gibt es weniger Tote in der Formel 1, aber im Motorradsport hat es ein regelrechtes Massaker gegeben“, teilt Fabrizio über seine Kanäle in den sozialen Netzwerken mit.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare