Erstmals seit der Pressekonferenz vor dem berüchtigten Rennen in Sepang im Oktober 2015 traten Valentino Rossi und Marc Marquez wieder gemeinsam vor die Journalisten dieser Welt.
Am Mittwoch begegneten sich die beiden bei der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Saisonauftakt 2016 in Katar. Wenig überraschend: Die beiden begrüßten sich nicht und würdigten den jeweils anderen keines Blickes. Jorge Lorenzo saß sozusagen als „menschliche Trennwand“ zwischen den beiden.
Um kurz vor 17:00 Uhr Ortszeit nimmt Rossi als Erster der drei Piloten seinen Platz ein und plaudert kurz mit seinem Kumpel und Landsmann Andrea Iannone. Kurze Zeit später folgt Marquez. Der Spanier geht wortlos an Rossi vorbei, der seinen Rivalen ebenfalls nicht beachtet. Einige Sekunden später betritt auch Lorenzo den Raum und nimmt zwischen den beiden Platz.
Die ersten Minuten der Pressekonferenz sind geprägt von allgemeinen Fragen zur neuen Saison. Erst nach rund 20 Minuten wird die Rivalität der beiden erstmals angesprochen. „Eine Rivalität ist im Motorsport immer etwas Besonderes. Aber ich denke nicht, dass irgendetwas Spezielles passieren wird. Ich glaube, dass auf der Strecke alles beim Alten sein wird“, gibt sich Rossi zurückhaltend.
Marquez: Ausweichende Antworten
„Jeder wird alles geben, um ganz vorne zu landen. Aber mehr wird nicht passieren“, so der Italiener, dessen Wortwahl deutlich weniger drastisch ausfällt als noch im Vorjahr. Er selbst betont, dass er mit den Vorfällen in Phillip Island, Sepang und Valencia Ende 2015 abgeschlossen hat. „Ich denke, dass die letzten Rennen des vergangenen Jahres nicht ganz normal gelaufen sind“, so der Italiener.
„Ich persönlich denke, der Ausgang (der Meisterschaft; Anm. d. Red.) hätte anders und besser sein können. Dabei geht es nicht um das Ergebnis, obwohl ich natürlich lieber gewonnen hätte, sondern um das, was auf der Strecke passiert ist. Aber so ist es eben, es liegt jetzt in der Vergangenheit“, so der 37-Jährige. Klar ist allerdings auch, dass das Verhältnis zwischen Rossi und Marquez wohl nicht mehr zu reparieren ist.
Da kann es fast schon als Erfolg gesehen werden, dass sich die beiden auf der ersten Pressekonferenz des Jahres lediglich ignorieren. Auch der Spanier ist bemüht, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. „In der MotoGP versuchst du immer, deinen Gegner zu schlagen. Aber letztendlich habe ich 20 Gegner und ich muss gegen alle kämpfen, wenn ich die Meisterschaft gewinnen will – und das ist mein Ziel“, erklärt er ausweichend.
Rossi: Lieber Handy als Marquez
Interessant: Auch als Marquez direkt auf das Saisonfinale 2015 angesprochen wird, drückt sich der Honda-Pilot um eine klare Aussage. Er spricht lediglich darüber, wie spannend die Saison 2016 werden wird, antwortet aber nicht auf die eigentliche Frage. Ebenfalls auffällig ist Rossis Körpersprache: Immer wenn Marquez spricht, guckt der Italiener bewusst in eine andere Richtung oder spielt an seinem Handy herum.
Einen endgültigen Frieden scheint es zwischen den beiden Streithähnen also keinesfalls zu geben – lediglich einen vorübergehenden Waffenstillstand. Dieser dürfte ohnehin spätestens dann enden, wenn sich die beiden auf der Strecke erstmals wieder zu nah kommen. Dann dürfte auch der Ton auf der Pressekonferenz wieder schärfer werden, obwohl das durch eine neue Anweisung eigentlich unterbunden werden soll.
So sollen sich die Piloten gegenüber der Presse ab sofort nur noch positiv über die MotoGP äußern. Rossi macht allerdings gleich klar, dass er sich keinen Maulkorb verpassen lässt. „Ich denke, dass man seine Meinung auch auf eine nette Art und Weise ausdrücken kann. Die Worte werden sich ändern, aber ansonsten nichts“, so der Rekordchampion. In Katar haben sich jedenfalls zunächst alle Beteiligten an die neue Vorgabe gehalten.
Text von Ruben Zimmermann
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