(Motorsport-Total.com) – Für Kawasaki begann im vergangenen Winter ein neues Kapitel.
Nachdem Jonathan Rea das Team neun Jahre lang zu beeindruckenden Erfolgen führte, musste Alex Lowes die Rolle des Teamleaders übernehmen. Der Brite erhielt die ehemalige Crew von Rea und deutete beim Saisonauftakt auf Phillip Island (Australien) an, dass er seiner neuen Rolle als Nummer eins gerecht wird.
Lowes kam als WM-Führender zum Europaauftakt in Barcelona (Spanien). Aktuell ist der Kawasaki-Pilot mit lediglich zwölf Punkten Rückstand Gesamtdritter. Ex-Teamkollege Jonathan Rea harmonierte bisher noch nicht mit seinem neuen Arbeitsgerät, der Yamaha R1. Magere acht Punkte sammelte der Rekord-Weltmeister bisher, während Lowes satte 75 Zähler kassierte.
Warum traf Kawasaki die Entscheidung, die Crew von Lowes zu wechseln? „Nach vier Jahren wollten wir etwas anderes probieren“, erklärt Teammanager Guim Roda im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Neuzugang Axel Bassani erhielt die ehemalige Crew von Alex Lowes, die von Marcel Duinker geleitet wird.
„Manchmal harmoniert ein gewisser Fahrer mit einem bestimmten Charaktertyp“, bemerkt Guim Roda. „Mit Bassani haben wir einen neuen Fahrer. Wir mussten uns überlegen, mit welcher Crew er arbeiten wird, ob mit Pere (Riba) oder Marcel. Wir haben einige Änderungen im Team vorgenommen.“
„Das Management haben wir ebenfalls angepasst, auch die Zusammenarbeit mit Kawasaki hinsichtlich der Entwicklung des Motorrads. Es gibt viele Änderungen im Team. Manchmal ist es gut, etwas Neues zu probieren. Das wirkt sich positiv auf die Motivation aus. Im Fall von Alex funktioniert es gut“, freut sich der Kawasaki-Teammanager. „Axel und Marcel haben ebenfalls eine gute Verbindung aufgebaut.“
Alex Lowes tritt aus dem Schatten von Jonathan Rea
Von 2020 bis 2023 waren Alex Lowes und Jonathan Rea bei Kawasaki Teamkollegen. Wirft man einen Blick auf die Punkte und Platzierungen, dann wird schnell klar, wer die Nummer eins im Team war. Doch Lowes genoss die Zeit mit Rea, auch wenn er sportlich gesehen oft den Kürzeren zog.
„Ich will nichts Negatives über die Zeit sagen, die ich gemeinsam hier mit Jonathan verbracht habe“, erklärt Lowes im Interview mit Motorsport-Total.com. „Ich habe es sehr genossen, sein Teamkollege zu sein. Ich hatte nie das Gefühl, dass er der Nummer-eins-Fahrer ist. Natürlich haben die Ergebnisse für ihn gesprochen, denn es gibt hier keinen Fahrer, der so erfolgreich war wie er.“
„Mir hat es Spaß bereitet, sein Teamkollege zu sein. Ich versuchte natürlich, ihn zu besiegen. Ich erinnere mich an einige gute Rennen, in denen ich ihn herausfordern konnte. Wenn man ihn besiegt hat, dann konnte man sich sicher sein, dass man richtig gut gearbeitet hat. Das hat für eine große Genugtuung gesorgt“, berichtet Lowes.
Crewchief Pere Riba stärkt Alex Lowes‘ Psyche
Im Winter übernahm Lowes die Crew von Rea, die von 2015 bis 2020 sechs WM-Titel sicherstellte. „Die neue Crew hat eine andere Herangehensweise“, erkennt Lowes. „Ich will aber nicht sagen, dass es besser ist als das, was ich bisher erlebte.“
„Pere war selbst ein Fahrer“, erklärt Lowes und spürt einen Unterschied zu Marcel Duinker, der ein klassischer Ingenieur ist. „Ich war immer schnell, doch es fiel mir schwer, konstant zu sein. Zusammen mit Pere arbeite ich daran, das Wochenende richtig anzugehen. Das hilft sehr“, so Lowes.
„Marcel verfügt über sehr viel Wissen, was das Motorrad angeht. Technisch ist er sehr versiert und sucht ständig nach Vorteilen“, analysiert Lowes. „Pere hingegen versucht in erster Linie, dass der Fahrer zu 100 Prozent das Maximum aus sich herausholt. Man sagt ja immer, dass ein froher und zufriedener Fahrer schnell ist, egal ob das Motorrad gut oder schlecht ist.“
Wie sich die beiden Kawasaki-Crewchiefs unterscheiden
Das perfekte Zusammenspiel mit dem Fahrer ist die Spezialität von Pere Riba. Der emotionale Spanier weiß, wie man den Fahrer richtig motiviert und in den entscheidenden Momenten beruhigt. Damit wird das Selbstvertrauen des Fahrers gestärkt. Schaut man auf die jüngsten Ergebnisse von Lowes, dann scheint die neue Crew sehr gut mit dem Fahrer zu harmonieren.
„Pere konzentriert sich sehr stark auf diesen Aspekt. Ich genieße die Zusammenarbeit“, erklärt Lowes. „Mit Marcel habe ich weiterhin eine gute Beziehung. Wenn es hitzig zur Sache geht, dann bin ich emotional. Marcel hingegen ist immer sehr geordnet und schaut auf die Zahlen. Manchmal stießen wir zusammen. Pere ist mehr wie ich. Wir sind also beide sehr emotional.“
Kawasaki-Neuzugang Axel Bassani konnte sich bisher nur bedingt in Szene setzen. Alex Lowes stellte für Kawasaki einige gute Ergebnisse sicher, wie zwei Siege beim Saisonauftakt in Australien.
„Ob ich der Teamleader bin? Ich weiß nicht“, grübelt Lowes. „Ich versuche einfach, für das Team das Beste herauszuholen. Ich spürte hier immer eine gute Unterstützung. Es hat sich nichts verändert. Die Atmosphäre war auch im vergangenen Jahr richtig gut.“
Text von Sebastian Fränzschky
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