Tom Sykes und Jonathan Rea lieferten sich in Thailand ein elektrisierendes Stallduell, das an Spannung kaum zu überbieten war.
Am Samstag hatte Rea hauchdünn die Nase vorne, am Sonntag ließ sich Sykes nicht die Butter vom Brot nehmen. Obwohl Rea stärker wirkte, blockte Sykes alle Angriffe und konnte immer kontern.
Rea dagegen kam einmal von der Strecke ab und fiel auf Rang drei zurück. Mühsam musste er sich zunächst wieder an Chaz Davies (Ducati) vorbei kämpfen, bis er in den letzten beiden Runden erneut Sykes angriff.
Am Sonntag setzte sich Sykes knapp durch. „Ich bin sehr glücklich, weil Jonathan hier sehr stark ist. Ich war im Vorjahr hier sehr schwach“, verweist der Brite auf das Vorjahr, als Rea nach Belieben dominierte. Nun meldete sich Sykes zurück und bewies, dass er seinen Teamkollegen im direkten Duell schlagen kann. Auch wenn sich beide ruhig und relaxt präsentieren, ist ein Knistern zu spüren. Beide wissen, dass der Teamkollege der Gegner für den WM-Titel ist.
Deswegen packte Sykes auch in die Trickkiste und blockierte Rea teilweise auch auf der Geraden. „Ich habe das Rennen genossen, aber nach sechs, sieben Runden ist Tom langsamer geworden“, berichtet Rea aus seiner Sicht. „Ich wusste nicht, was los war und war happy, dass ich an ihm dranbleiben konnte. Als ich ihn attackierte, änderte er seine Taktik. Er blockierte mich, anstatt zu versuchen vorne wegzufahren. Ich habe alles gegeben. Wenn er auf den Punkt sehr gut fährt und gleichzeitig verteidigt, kann ich nicht gewinnen. Ich habe alles versucht.“
Sykes: Probleme mit Reifen
Sykes nennt die Gründe für seine defensive Fahrweise: „Ich hatte zunächst eine gute Pace, aber nach sechs Runden bekam ich Probleme mit dem Vorderreifen. Ich dachte, dass ich wie ein Stein zurückfallen würde. Johnny hat großen Druck ausgeübt. Ich musste umdenken, wie ich mit dem Bike fahren muss. Am Ende hat es geklappt. Jonathan hat gute Überholmanöver gezeigt. Da ich anders fahren musste, um die Rundenzeit zu halten, war es für ihn schwierig, ein Manöver durchzuziehen.“
Vor allem in der Schlussphase übte Rea großen Druck aus. Zweimal versuchte er es, aber zweimal blieb Sykes vorne. „Die letzten fünf Runden waren geplant, obwohl ich etwas langsamer wurde als gedacht“, sagt Sykes zu den spannenden letzten Runden. „Mir war klar, wo er es wahrscheinlich probieren wird. Deshalb opferte ich etwas Speed, um die Linie zu blockieren. In der letzten Kurve habe ich wirklich verteidigt. Die Kawasaki ist auf der Bremse sehr gut.“
Sykes konnte seinen Plan umsetzen, während Rea scheiterte. Der Weltmeister hatte sich das Rennen etwas anders vorgestellt: „Ich hatte mehrere Pläne für heute. Zunächst wollte ich den Start gewinnen und versuchen vorne wegzufahren. Ab Runde 10 hatte ich eine gute Pace, ließ aber Tom das Rennen anführen. Dann suchte ich Mittel, um vorbeizukommen. Es war unmöglich.“ Trotzdem akzeptiert Rea seine Niederlage sportlich: „Tom hat es sehr gut gemacht. Natürlich hätte ich gerne gewonnen, aber das gibt mir jetzt Motivation für Aragon.“
In der Weltmeisterschaft hat Rea nach vier Rennen 29 Punkte Vorsprung – also mehr als ein Rennen. Drei Siege und ein zweiter Platz sind die Marschroute zur Titelverteidigung. „Ich bin sehr zufrieden, dass ich in Thailand 45 Punkte gesammelt habe, denn der Wettbewerb ist in diesem Jahr sehr eng“, sagt Rea und gratuliert seinem Teamkollegen: „Es ist natürlich schade, dass ich den Kampf in der letzten Runde verloren habe, denn darum geht es. Trotzdem möchte ich Toms Erfolg nicht schmälern. Er ist heute fantastisch gefahren. Ich wurde heute besiegt, darüber kann ich jetzt nachdenken.“
Text von Gerald Dirnbeck
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