(Motorsport-Total.com) – Nach den WSBK-Wochenenden in Aragon, Estoril und Misano geht die Superbike-WM in eine dreiwöchige Pause, bevor es in Donington weiter geht.
Bei den zurückliegenden Events deutete sich an, dass drei verschiedene Hersteller Titelchancen haben.
Jonathan Rea (Kawasaki) wird als WM-Leader zum Heimspiel nach Donington reisen. Doch Toprak Razgatlioglu (Yamaha) kam in Misano bis auf 20 Punkte heran. Und auch Scott Redding (Ducati) muss man zu den WM-Anwärtern zählen.
Kawasaki präsentierte sich beim zurückliegenden Event in Misano nicht in Topform. Jonathan Rea wurde drei mal Dritter und holte damit das Maximum heraus. Gegen Michael Ruben Rinaldi (Ducati) und Toprak Razgatlioglu war Rea in allen drei Rennen chancenlos.
Jonathan Rea harmoniert nicht perfekt mit seiner Kawasaki
„Ich muss Michael und Toprak gratulieren. Sie fuhren ein tolles Rennen“, bemerkt Rea nach dem finalen Rennen am Sonntagnachmittag. „Ich habe alles gegeben. Ich erhielt einige Warnungen, schaffte es aber dennoch aufs Podium.“
„Ich bin zufrieden. Wir haben das Maximum aus dem Motorrad herausgeholt, doch ich harmonierte nicht richtig perfekt mit der Maschine. Um ein richtig gutes Ergebnis zu holen, muss ich mit dem Motorrad eine harmonische Einheit bilden“, weiß der Weltmeister.
„Michaels Tempo war hier super beeindruckend. Er fuhr im Warm-up eine 1:33.7er-Runde mit Rennreifen. So schnell war ich mit meinem ersten Qualifying-Reifen. Das zeigt, wie stark er hier war“, lobt Rea das Tempo des Ducati-Piloten.
Kawasaki in Italien hinter Ducati und Yamaha
Während die Kawasaki ZX-10RR in Aragon das stärkste Motorrad war und auch in Estoril gut funktionierte, lief es in Misano nicht so rund für die Weltmeister-Mannschaft. „Das Motorrad war bei den Richtungswechseln träge. Ich hatte zu kämpfen, weil es nicht flüssig war. Wenn ich aggressiv fuhr, wurde das Motorrad zu unruhig“, nennt Rea die Probleme.
Im Vergleich zur Vergangenheit hat es Rea in diesem Jahr mit einer jüngeren Generation an Fahrern zu tun. „Es ist gut“, kommentiert er. „Klar, es gibt auch viele ältere Fahrer, die auf Grund ihrer Erfahrung hier sind. Doch in der Supersport-WM fahren viele talentierte Kids. Auch in der Supersport-300-WM gibt es viele Talente, die es verdienen, aufzusteigen.“
„Ich kämpfe weiter und freue mich auf Donington. Ich hoffe, dass es uns ein bisschen besser liegt. Ich bin froh, hier mit drei Podestplätzen abzureisen“, bemerkt Rea, der in der WM nur noch 20 Punkte Vorsprung hat.
Ducati holt in Misano mit dem „falschen“ Fahrer zwei Siege
Für Ducati-Pilot Scott Redding war Misano eine verpasste Chance. Der Vize-Weltmeister schaffte es in keinem der drei Rennen in die Top 3 und verlor weitere Punkte auf Jonathan Rea. Teamkollege Michael Ruben Rinaldi demonstrierte, dass die Ducati Panigale V4R sehr gut in Misano funktioniert. Doch Reddings Wochenende begann bereits am Freitag holprig.
„Es war von Beginn an ein hartes Wochenende. Ich konnte mich ehrlich gesagt nie richtig verbessern“, gesteht Redding. „Ich war in jedem Rennen Vierter. Wir verbesserten das Gefühl für das Motorrad ein bisschen, wurden aber nicht wirklich schneller. Ich konnte nichts ausrichten.“
„Nach dem Superpole-Rennen dachte ich, dass ich vielleicht mit Johnny kämpfen kann. Im zweiten Rennen konnte ich zu Beginn mithalten, doch gegen Ende hatte der Vorderreifen keine Haftung mehr. Ich brachte das Rennen zu Ende. Es war ein schwieriges Wochenende, weil ich mich nicht in einer Position befand, um attackieren zu können. Ich war weit weg von der Spitze“, bedauert der Ducati-Pilot.
Scott Redding sieht in Michael Ruben Rinaldi keinen WM-Gegner
„Mein Teamkollege war das Wochenende richtig schnell“, erkennt Redding. „Man will immer seinen Teamkollegen besiegen. In der Meisterschaft ist er im Moment keine große Gefahr. Toprak kam immer vor mir ins Ziel und lag bereits vor dem Wochenende vor mir. Das gleiche gilt auch für Jonathan.“
„Es war einfach ein schwieriges Wochenende. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und die Front nicht erneut zu stark zu beanspruchen. Es war richtig hart“, erklärt Redding. „Wir arbeiten Tag und Nacht daran, die Situation zu verbessern. Wir haben die Fähigkeiten, um Rennen zu gewinnen.“
In der WM ist Redding nur noch WM-Dritter. „Toprak war das ganze Wochenende hier richtig schnell. 20 Punkte liegen zwischen ihm und Jonathan. Ich liege ein bisschen weiter zurück. Es wäre toll, einen Dreikampf mit drei verschiedenen Herstellern und drei Fahrern zu haben“, schaut er auf den Rest der Saison.
Greift Yamaha erstmals seit der WSBK-Saison 2009 nach dem Titel?
Yamaha-Pilot Toprak Razgatlioglu ist aktuell Jonathan Reas größter Gegner. Der Türke kam mit dem Sieg im zweiten Misano-Rennen bis auf 20 Punkte heran. Die 2021er-Yamaha zeigte bei den bisherigen Rennen keine Schwächen und dürfte auch in Donington und Assen konkurrenzfähig sein.
„Ich konzentrierte mich in Misano voll aufs Fahren. Das Team arbeitet sehr gut. Für die Rennen am Sonntag konnte das Team das Motorrad verbessern“, berichtet Razgatlioglu. „Ich hatte genug zweite Plätze gesammelt. Endlich konnte ich gewinnen. Das habe ich meinem Team zu verdanken, das wirklich toll gearbeitet hat.“
Was sagt Razgatlioglu zur Situation in der Meisterschaft? „Ich schaue mir die Punkte nicht an. Wenn ich das mache, dann fühle ich mich gestresst. Es ist besser, das auszublenden. Wir haben noch viele Rennen vor uns“, kommentiert der Türke.
„Ich weiß, dass es für Jonathan kein gutes Wochenende war. Doch sonst er ist immer stark“, so Razgatlioglu. „Das Ziel ist die Weltmeisterschaft. Doch ich schaue mir den WM-Stand nicht an und konzentriere mich aufs Fahren. Der Sieg in Misano ist eine gute Motivation für mich mit Blick auf Donington. Auf dieser Strecke bin ich sehr stark. Doch ich fuhr dort noch nicht mit der Yamaha R1.“
Toprak Razgatlioglu stattet Valentino Rossi einen Besuch ab
In den sozialen Netzwerken tauchte am Wochenende ein Foto auf, das Toprak Razgatlioglu auf Valentino Rossis Dirt-Track-Ranch zeigt. „Ich war am Freitagabend dort. Ich konnte mit ‚Vale‘ sprechen. Er ist ein toller Kerl. Er verfolgt ständig das, was ich mache. Er schaut alle Rennen. Er ist eine Legende“, bemerkt Razgatlioglu.
„Er lud mich ein, dass ich eines Tages bei ihm fahren kann“, berichtet Razgatlioglu. Wäre es reizvoll, im Petronas-Yamaha-Team die Nachfolge der Startnummer 46 anzutreten? „Ich bin hier glücklich“, kommentiert der 25-jährige Türke.
In der Herstellerwertung übernahm Ducati beim Heimspiel in Misano die Führung. Die Italiener liegen mit 153 Punkten vorn. Kawasaki rutschte auf die zweite Position, Yamaha liegt auf Position drei in Schlagdistanz. BMW hat bereits einen deutlichen Rückstand. Doch die Münchner liegen vor Honda, die bisher deutlich hinter den Erwartungen zurückliegen.
Text von Sebastian Fränzschky
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