(Motorsport-Total.com) – Die Ride-Height-Systeme bleiben in der MotoGP ein vieldiskutiertes Thema.
Für 2023 gibt es eine wesentliche Veränderung. Während der Fahrt darf es bei der Vordergabel kein System geben, um die Gabel bei der Beschleunigung zu stauchen. Das vordere Holeshot-System für den Start darf bleiben. Und auch hinten darf das Heck weiterhin bei der Beschleunigung abgesenkt werden.
Anfang des Jahres tauchte Ducati bei den Wintertests überraschend mit einem weiterentwickelten System bei der Vordergabel auf, um auch diese während der Fahrt stauchen zu können. Die Konkurrenz sträubte sich gegen diese Entwicklung.
Schließlich kam es beim ersten Rennen in Katar zu einer Abstimmung in der Grand-Prix-Kommission. Das Thema wurde von Promoter Dorna auf die Agenda gesetzt. Man einigte sich auf einen Kompromiss.
Ducati durfte das vordere Ride-Height-System noch in der Saison 2022 verwenden, ab 2023 ist es verboten. Somit konnte Ducati den Vorteil in diesem Jahr nutzen, während die restlichen Hersteller kein System entwickeln mussten, da es verboten wird.
Keine Relevanz für die Serie
In der Praxis fuhr praktisch nur Johann Zarco mit dem vorderen System. „In der [Herstellervereinigung] MSMA diskutieren wir immer unter den sechs Herstellern. Es ist normal, dass es unterschiedliche Meinungen gibt“, sagt Hondas Technikdirektor Takeo Yokoyama.
„Das Thema lag vom Veranstalter auf dem Tisch. Wir haben eine faire Diskussion geführt. Wir bei Honda haben einige Untersuchungen durchgeführt und sind zu dem Schluss gekommen, dass das nie in die Serie kommen wird.“
„Deshalb haben wir uns für das vom Organisator vorgeschlagene Verbot ausgesprochen. Ich denke, die Prozedur war fair genug. Wir bei Honda bleiben unserer Philosophie treu. Sie lautet, ob etwas in ein Serienmodell implementiert werden kann oder nicht.“
Bei Serienmodellen halten elektronische Fahrwerke immer mehr Einzug. Diese sind laut Reglement aber in der MotoGP verboten. Deshalb sind die verwendeten Ride-Height-Systeme mechanische Systeme und für ein Serienmodell eigentlich „veraltete“ Technologie.
„Wenn man generell über diese Systeme nachdenkt“, sagt Aprilia-Technikchef Romano Albesiano, „sollte man sie in naher Zukunft alle verbieten, weil sie nie in die Serie kommen werden. Es liegt am Reglement, denn man darf kein richtiges [elektronisches] Ride-Height-System verwenden.“
In der MotoGP helfen diese Systeme, um die Neigung zu Wheelies zu verringern, weil der Schwerpunkt abgesenkt wird. Dadurch greifen Traktionskontrolle und Anti-Wheelie-Kontrolle weniger ein. Man bringt mehr Leistung auf den Boden und ist schneller.
„Wir kommen an einen Punkt, an dem die Sicherheit relevant wird“, findet KTM-Projektmanager Sebastian Risse. „Es gibt einen Zusammenhang mit dieser Technologie und der Aerodynamik. Deshalb vertreten wir den Standpunkt, dass man verbieten soll, was man verbieten kann.“
Ducati mit der Entscheidung nicht glücklich
In der Grand-Prix-Kommission Anfang März sprachen sich fünf Hersteller für das Verbot des vorderen Ride-Height-Systems aus. „Natürlich mussten wir eine Lösung finden, damit Ducati einen Vorteil hat, bevor es verboten wird“, sagt Risse. „Ich denke, wir haben eine faire Lösung gefunden.“
Bei Ducati war und ist man mit dieser Entscheidung weiterhin nicht glücklich. „Fünf von sechs Herstellern haben sich für das Verbot ausgesprochen. Man kann sich vorstellen, wer diese fünf Hersteller waren“, merkt Ducati-Technikdirektor Davide Barana an.
„Ich möchte nur sagen, dass diese fünf Hersteller ihr Recht genutzt haben. Es ist alles laut Reglement. Aber wenn ich mir diese Geschichte ansehe, dann war es kein schönes Zeichen von Fairness. Statt aufzuholen und das Motorrad weiterzuentwickeln, ist es einfacher etwas zu verbieten, was nur einer hat. Das ist mein Standpunkt.“
Um auch das Holeshot-System für den Start und das hintere Ride-Height-System zu verbieten, müssten alle Hersteller zustimmen. Da das technische Reglement bis Ende 2026 stabil bleibt, ist davon auszugehen, dass diese Systeme bis dahin bleiben werden. Alle haben diese Systeme im Einsatz.
Text von Gerald Dirnbeck
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