Toprak Razgatlioglu - © Yamaha

© Yamaha – Kein Test im November: Toprak Razgatlioglu bekommt von Yamaha keine Freigabe

(Motorsport-Total.com) – Die Zusammenarbeit von Toprak Razgatlioglu und Yamaha ging am vergangenen Wochenende in Jerez zu Ende.

In der kommenden Saison wird Razgatlioglu für das BMW-Werksteam antreten. Sein neues Arbeitsgerät kann der Türke aber voraussichtlich erst im Dezember testen. Yamaha verhindert den ersten Test mit der BMW M1000RR in Jerez.

Obwohl Razgatlioglu in den zurückliegenden Jahren viel für das Yamaha-Werksteam tat, blieb das Management des japanischen Herstellers stur. Am Sonntagabend veröffentlichte Yamaha ein emotionales Abschiedsvideo, in dem man sich bei Razgatlioglu bedankt. Ein Abschiedsgeschenk in Form einer Testfreigabe ging den Verantwortlichen dann aber wohl doch zu weit.

Der Grund ist simpel: Auch wenn BMW in den zurückliegenden zwei Jahren nur vierte Kraft hinter Ducati, Yamaha und Kawasaki war, sorgt sich Yamaha um die Schlagkraft, wenn Razgatlioglu auf die M1000RR steigt.

Yamaha-Projektleiter Andrea Dosoli begründet die Entscheidung im Gespräch mit ‚WorldSBK.com‘: „Wir wollten mit Toprak weitermachen, doch er entschied sich, etwas anderes zu machen. Das respektieren wir. Toprak ist vermutlich der Fahrer, der die größte Zukunft vor sich hat, wenn man sein Alter und seine Performance betrachtet.“

„Es gibt eine Vereinbarung bis Ende November, von der wir uns wünschen, dass sie respektiert wird“, erklärt Andrea Dosoli, der Razgatlioglu als einen Fahrer bezeichnet, „mit dem Yamaha in den zurückliegenden Jahren Geschichte geschrieben hat“.

Während sich Toprak Razgatlioglu wohl bis Dezember gedulden muss, darf sein Nachfolger bereits am Dienstag testen. Kawasaki erteilte Jonathan Rea eine Freigabe, obwohl der Nordire ursprünglich bis Ende 2024 unter Vertrag stand. Dieser Vertrag wurde im Sommer aufgelöst. Kawasaki verabschiedete Rea in Jerez und stellte sich nicht quer.

Yamaha: Emotionale Erinnerungen an den Anfang der Zusammenarbeit
Als im Laufe der WSBK-Saison 2019 klar wurde, dass Razgatlioglu von Puccetti-Kawasaki zu Yamaha wechselt, gab es viele kritische Stimmen. Viele Insider vermuteten, dass der aggressive Fahrstil des Türken nicht mit dem Charakter der Yamaha R1 harmoniert. Doch Yamaha hatte großes Vertrauen, mit Razgatlioglu erfolgreich zu sein.

„Uns war von Anfang an klar, wie groß sein Potenzial ist“, blickt Andrea Dosoli zurück. Der Italiener sollte richtig liegen, denn Razgatlioglu entschied bereits das erste Rennen als Yamaha-Pilot für sich und gewann im Februar 2020 den Saisonauftakt in Australien.

„Ich werde das erste Rennen auf Phillip Island nie vergessen. Es war das erste Rennen mit der neuen R1. Wir gingen mit einem neuen Motorrad und einem neuen Fahrer in das erste Rennen der Saison. Es war die richtige Art und Weise, um diese Zusammenarbeit zu beginnen“, erinnert sich Andrea Dosoli.

Die WSBK-Saison 2020 beendete Razgatlioglu schlussendlich als Gesamtvierter. „Allen war klar, dass wir im ersten Jahr noch nicht bereit sind für den Titel. Wir machten einige Fehler, der Fahrer aber auch“, blickt der Yamaha-Projektleiter zurück. „Wir haben uns alle von Rennen zu Rennen verbessert.“

Der Rest ist Geschichte: Im Folgejahr duellierte sich Razgatlioglu mit Rea um den Titel und stellte diesen beim Saisonfinale in Indonesien sicher. Damit ging Reas beeindruckende Serie zu Ende. Razgatlioglu kämpfte auch 2022 und 2023 um den Titel, musste sich aber beide Male Ducati-Werkspilot Alvaro Bautista geschlagen geben.

Toprak Razgatlioglus wichtigster Mann wechselt von Yamaha zu BMW
Im Rahmen des WSBK-Saisonfinales in Jerez wurde klar, dass Crewchief Phil Marron auch nach dem Wechsel zu BMW an der Seite von Razgatlioglu arbeitet. „Wir bilden zusammen ein starkes Team“, stellt Razgatlioglu klar.

„Phil war der einzige, der 2019 an mich glaubte. Die anderen haben nicht an mich geglaubt und dachten nur an das Geld. Doch er vertraute mir. Deshalb will ich ihn immer mitnehmen, wenn ich den Hersteller wechsle. Wir haben zusammen die Meisterschaft gewonnen. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen“, erklärt Razgatlioglu.

Auch im Lager von BMW begrüßt man Phil Marrons Markenwechsel. „Niemand kennt Toprak besser als Phil“, bemerkt Shaun Muir vom BMW-Werksteam. „Es war für beide Seiten eine logische Wahl. Ich kenne Phil Marron, weil er bereits für mein Team arbeitete. Er leistet qualitativ hochwertige Arbeit. Vor einigen Jahren arbeitete er mit Marcus Eschenbacher in der Box von Eugene Laverty.“

BMW hofft auf gutes Wetter bei den geplanten Tests im Dezember
Dass Razgatlioglu beim WSBK-Nachsaison-Test in Jerez nicht fahren kann, ist für BMW ein Rückschlag. Die ersten Aussagen des Türken wären für die Entwicklung der BMW M1000RR von großer Bedeutung gewesen.

„Es ist eine verpasste Chance, denn die meisten Fahrer werden hier testen“, so Shaun Muir. „Toprak wird einige Wochen lang nicht fahren, doch hinter den Kulissen passieren viele Dinge, um das Motorrad für ihn vorzubereiten. Wir müssen es so hinnehmen, wie es ist.“

„Wir werden am 4. Dezember in Portimao testen. Es folgen zwei Testtage in Jerez. Doch das Wetter kann zu dieser Jahreszeit bereits kritisch sein“, ist sich der BMW-Verantwortliche bewusst. „Wir müssen aufpassen, was dann noch möglich ist, denn unsere Testtage sollten überlegt eingesetzt werden.“

Die neue WSBK-Saison beginnt bereits Ende Februar. Somit hat BMW im neuen Jahr nicht mehr viel Zeit, um das Motorrad an die Bedürfnisse des Neuzugangs anzupassen.

Text von Sebastian Fränzschky

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