Kevin Schwantz - © LAT

© LAT – Kevin Schwantz, 500er-Weltmeister 1993, kann nachempfinden, wie sich Marc Marquez fühlt

(Motorsport-Total.com) – Seit Marc Marquez im April dieses Jahres nach fast neun Monaten Verletzungspause in die MotoGP-Szene zurückgekehrt ist, erlebt er eine Comeback-Saison mit Höhen und Tiefen.

Zwei Siegen (Sachsenring und Austin) stehen fünf Rennstürze (Le Mans, Mugello, Barcelona, Spielberg 2, Silverstone) gegenüber.

Inklusive Trainings und Qualifyings ist Marquez in dieser Saison sogar 20 Mal gestürzt. Damit führt er die MotoGP-Sturzstatistik 2021 gemeinsam mit Iker Lecuona an. Der Tech-3-KTM-Pilot aber ist im Gegensatz zu Marquez zu allen bisherigen Rennwochenenden angetreten.

Kevin Schwantz, der in seiner eigenen Karriere in den 80er- und 90er-Jahren selber mit der einen oder anderen Verletzung zu kämpfen hatte, kann sich gut in Marquez‘ hineinversetzen. Der 500er-Weltmeister von 1993 glaubt, dass die vielen Stürze des Honda-Piloten nicht zuletzt eine mentale Geschichte sind.

Schwantz beschreibt die Gedanken des Zweifels
„Im Hinterkopf fährt die Verletzung immer mit. Du denkst immer daran“, sagt Schwantz im Video-Interview mit ‚MotoGP.com‘ und beschreibt solche Gedanken bildlich: „Wenn ich diese Kurve ein bisschen zu aggressiv anfahre und das Vorderrad beginnt wegzurutschen, habe ich dann die körperliche Kraft, um das Bike wieder aufrichten zu können? Habe ich die Fähigkeit, um auf dem Motorrad das zu tun, was ich vor der Verletzung getan habe?“

Als Marquez im Juni auf dem Sachsenring seinen ersten Sieg nach seiner fast neunmonatigen Auszeit eingefahren hat, dachte Schwantz – wie viele andere sicherlich auch – dass dies ein entscheidender Wendepunkt in der Saison 2021 des Spaniers sein könnte.

„Sachsenring habe ich live gesehen. Und ich dachte mir, wenn jemand nach einer so langen Zeit ohne Motorradfahren so zurückkommt, und auf der technisch vielleicht anspruchsvollsten Strecke, die es derzeit gibt, allen davon fährt, dann könnte sich die Saison an diesem Punkt wenden“, erinnert sich Schwantz.

Schwantz glaubt, dass Marquez die Zweifel hinter sich lässt
Von Marquez‘ Sachsenring-Sieg bis zu seinem Austin-Sieg aber vergingen fast vier Monate. In Rennen ausgedrückt waren es sechs Rennen, die von anderen Piloten gewonnen wurden. Wenngleich der Honda-Werkspilot insbesondere beim Aragon-Rennen nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt ist, so ist Schwantz dennoch aufgefallen: „Es scheint, als hätte er das Selbstvertrauen nicht überall.“

Mit Blick auf die Zukunft ist Schwantz aber überzeugt: „So wie ich Marquez und die Leute bei Honda kenne, werden sie nicht die Füße hochlegen. Sie werden bis zum Ende der Saison weiter arbeiten. Sie werden versuchen, ihm für nächstes Jahr ein noch besseres Bike hinzustellen, und sie werden versuchen, wieder zu gewinnen.“

Denn der 500er-Weltmeister von 1993 weiß auch: „Je mehr Rennen du fährst, je konstanter du wirst und je näher du der Spitze kommst, desto mehr versuchst du das, was du im Hinterkopf hast, zu verdrängen. Du kannst es nicht ewig präsent haben. Denn wenn doch, dann wirst du daran zerbrechen.“

Was den Ausblick auf die kommende Saison betrifft, so äußerte sich Marquez nach den ersten Testfahrten mit dem Prototypen der 2022er-Honda ausgesprochen positiv.

Text von Mario Fritzsche

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