(Motorsport-Total.com) – Vor gut zwölf Jahren übernahm die Dorna die Rechte für die Superbike-WM. Damit endete der jahrelange Kampf zwischen der seriennahen Meisterschaft und der MotoGP.

Als führende Viertakt-Rennserie kratzte die Superbike-WM vor allem in den 1990ern am Ruf der Motorrad-WM. Nach der Umstellung zu den 990er-MotoGP-Bikes in der Saison 2002 verlor die WSBK schlagartig an Bedeutung und erlebte einige schwierige Phasen.

Mittlerweile sind die Rollen klar verteilt. Die MotoGP steht klar im Fokus und muss keine Angriffe der Superbike-WM befürchten. Schaut man sich die Entwicklung des WSBK-Kalenders an und vergleicht die Bemühungen in Sachen Marketing mit denen der MotoGP, dann wird sehr schnell deutlich, wo Rechteinhaber Dorna die Prioritäten setzt.

Dabei liefert die seriennahe Meisterschaft zum Teil deutlich spannendere Rennen und hat mit Ausnahmekönner Toprak Razgatlioglu ein absolutes Zugpferd im Feld. Fünf werksseitig beteiligte Hersteller sorgen für eine gesunde Basis. Immerhin konnten in der abgelaufenen Saison drei der fünf Werke – BMW, Ducati und Kawasaki – Rennen gewinnen.

Werkspilot Alex Lowes hat sich längst damit abgefunden, dass die Superbike-WM nicht die oberste Priorität von Rechteinhaber Dorna ist. „Ich war nie ein großer Freund vom Kampf der MotoGP und Superbike-WM. Die Realität ist Folgende: Wenn man irgendeinen Fahrer fragt, ob er lieber MotoGP-Champion oder Superbike-Weltmeister sein würde, dann entscheidet sich jeder für die MotoGP. Das ist die Spitze“, gibt sich Lowes keinen Illusionen hin.

„Doch es gibt in unserem Sport eine Lücke, die von der Superbike-WM gefüllt wird. Diese Lücke war groß genug und es gibt viele Fans“, stärkt der Brite der Superbike-WM den Rücken und stellt die Daseinsberechtigung außer Frage.

Sehen die Dorna-Manager die Superbike-WM nach wie vor als Feind an?
Dass die hochrangigen Dorna-Manager schon allein auf Grund der jahrelangen Rivalität zwischen der Motorrad-WM und der Superbike-WM keine Fans der seriennahen Meisterschaft sind, verwundert nur wenige. „Ich kenne die Leute nicht, die sich um die MotoGP kümmern. Aber es sieht so aus, als ob sie die Superbikes nicht besonders mögen“, bemerkt Alex Lowes im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com.

„Ich denke aber, dass das Interesse der Hersteller groß genug ist. Zudem gibt es genug schnelle Fahrer, um zwei sehr starke Meisterschaften zu haben. Wenn es auf einen Kampf der beiden Serien hinausläuft, dann gibt es einen klaren Verlierer: die Superbike-WM. Ich hatte nie irgendein Interesse an einem Kampf der beiden Serien. Ich liebe es, die MotoGP als Fan zu verfolgen, und in der Superbike-WM zu fahren“, erklärt der britische WSBK-Routinier.

Hinter den Kulissen arbeiteten einige Beteiligte an der Idee, bei einigen Übersee-Events kombinierte Events der MotoGP und Superbike-WM abzuhalten. Das hätte den Vorteil, dass der WSBK-Kalender etwas attraktiver wird. Zudem würde es die kleinen Teams der Moto2 und Moto3 entlasten. Doch laut aktuellem Stand sind kombinierte MotoGP/WSBK-Events unrealistisch.

„Ich würde gern zusammen mit der MotoGP fahren, vor allem weil ich dann die Rennen live verfolgen könnte (lacht; Anm. d. Red.)“, scherzt Alex Lowes, der die Idee gut findet: „Ich könnte also live dabei sein und selbst fahren.“

Alex Lowes wünscht sich etwas mehr Aufmerksamkeit für die WSBK
Alex Lowes ist sich der Rollenverteilung bewusst, wünscht sich aber gleichzeitig etwas mehr Aufmerksamkeit für die WSBK. „Die MotoGP ist die beste Meisterschaft. Aber auch die Superbike-WM braucht sich nicht zu verstecken, denn die Rennen sind richtig gut. Das sollte man auch promoten“, so der Brite.

„Klar, das Geld wird in der MotoGP verdient“, zeigt Lowes Verständnis und staunt: „Es ist unglaublich, wie viele Leute die MotoGP in Spanien verfolgen. Die Unterschiede bei den Zuschauerzahlen sind massiv! Natürlich besteht das Interesse, die MotoGP an der Spitze zu haben. Die Serie ist die Nummer eins und wird die Nummer eins bleiben. Doch vielleicht könnte man sich etwas stärker für die Superbike-WM einsetzen.“

Obwohl sich die Dorna eher stiefmütterlich um die Superbike-WM kümmert, kann man positive Entwicklungen erkennen. „Ich bin schon eine Weile dabei und kann es deshalb gut beurteilen: Die Superbike-WM befindet sich in einer guten Verfassung. Die Rennen sind sehr gut, es kämpfen verschiedene Hersteller und Fahrer an der Spitze. Das Feld ist sehr konkurrenzfähig. Es ist toll, jetzt ein Teil der Serie zu sein.“

Während die Rennen in der MotoGP zum Teil ziemlich berechenbar sind, so geht es in der Superbike-WM vor allem im Mittelfeld wild zur Sache. „An dem einen Wochenende schaffe ich es aufs Podium und eine Woche später bin ich nur noch Zehnter. Das ist ein sehr gutes Zeichen. In der MotoGP sieht das anders aus. Wenn man auf einer Honda sitzt, dann weiß man bereits, dass man nicht an der Spitze fährt“, vergleicht Lowes.

Text von Sebastian Fränzschky

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