(Motorsport-Total.com) – Für Francesco Bagnaia begann das Sonntagsrennen der MotoGP in Aragon ähnlich schlecht wie am Samstag der Sprint.
Wieder kam der Ducati-Pilot am Start nicht gut weg und verlor wertvolle Positionen. Der Asphalt auf seiner Startseite sei „noch schmutziger“ als gestern gewesen, erklärt der Italiener.
Doch Bagnaia gelang es, im letzten Renndrittel wieder in Schlagdistanz zum Podium zu kommen. Nur Alex Marquez trennte ihn sechs Runden vor Schluss vom dritten Platz.
In Kurve 12 eröffnete sich eine Möglichkeit, an ihm vorbeizugehen, denn Marquez verbremste sich und kam von der Linie ab. Bagnaia zog auf der Außenseite vorbei. In der nächsten Rechts kam es dann jedoch zum Kontakt der beiden.
Alex Marquez‘ Motorrad hing sich an Bagnaias rechter Seite auf und beide rauschten ins Kiesbett. Dabei wurde Bagnaia kurzzeitig unter dem Gresini-Bike eingeklemmt. Eine anschließende Untersuchung im Medical Centre ergab aber zum Glück keine schwereren Verletzungen, sondern nur Prellungen.
„Ich fühle mich nicht wirklich gut. Mein Nacken schmerzt“, gesteht Bagnaia auf die Frage, wie es ihm geht. „Aber wir können von Glück reden, dass nichts gebrochen ist.“ Zum Unfall selbst hat der Weltmeister eine klare Meinung.
„Ich lag vorn, und das schon vor dem Richtungswechsel. Was mich aber noch mehr verärgert, ist der Blick in die Daten“, sagt Bagnaia. Denn sie würden beweisen, dass Marquez den Kontakt nicht nur nicht vermieden, sondern provoziert habe.
„Als ich in die Kurve fuhr, war ich vorn und ließ Platz, weil ich wusste, dass er da war. Ich hatte viel mehr Geschwindigkeit, also musste ich die Linie gar nicht schließen, um vorne zu sein“, betont der Ducati-Werkspilot. „Doch sobald ich in die Kurve fuhr, hörte ich seinen Motor und wie er das Gas aufdrehte.“
„Es ist wirklich gefährlich, gegen so jemanden zu fahren. Normalerweise versucht man, den Kontakt zu vermeiden. Aber die Daten zeigen, dass das nicht der Fall war.“
Alex Marquez: „Habe ihn nicht gesehen“
Klarerweise hört sich das bei Marquez‘ Analyse des Unfalls ganz anders an. Aus seiner Sicht hätte nur Bagnaia den Kontakt verhindern können. Der Gresini-Pilot erklärt: „Wir waren am Limit unterwegs, auch angesichts der Gripverhältnisse.“
„In Kurve 12 bin ich etwas von der Linie abgekommen, vielleicht zwei Meter. Danach waren wir sehr nah beieinander. Er entschied sich, mich außen zu attackieren. Ich sah ihn nicht, das möchte ich klarstellen. Ich wusste auch nicht, dass er es ist, denn auf der Boxentafel wurde mir kein Name gezeigt“, so Marquez.
„Ich war in dem Moment schon ziemlich weit rechts von meinem Motorrad, mit meinem Kopf und allem. Als ich den Kontakt spürte, versuchte ich nur noch, die Streckenbegrenzung zu vermeiden. Denn die Mauer war ziemlich nah. Unsere Bikes haben sich irgendwie verkeilt und das Rennen war für uns beide vorbei.“
Bagnaias Überholmänover auf der Außenseite bezeichnet Marquez als „mutig“ und ergänzt: „Er wusste, dass ich da war, und hätte mir zumindest einen Meter Platz lassen können. Wenn jemand den Kontakt hätte verhindern können, dann er.“
Er selbst habe Bagnaia „in keinem Moment gesehen“ und den Kontakt deshalb auch nicht erwartet, erklärt der Gresini-Pilot. Das Argument, dass es nach seinem Fehler in seiner Verantwortung lag, sich zu vergewissern, wer von hinten kommt, um sicher auf die Ideallinie zurückzukehren, weist Marquez von sich.
„Ich würde dem zustimmen, wenn ich von außerhalb der Strecke zurückgekommen wäre. Aber ich befand mich immer noch auf der Strecke. Derjenige, der von hinten kommt, sollte aufpassen, und wer außen überholt, muss wissen, dass der andere innen ist, und kann die Linie nicht einfach schließen. Ich hatte keinen Platz.“
Rennkommissare sprechen keine Strafe aus
Sowohl Marquez als auch Bagnaia legten ihre Sichtweisen des Vorfalls nach dem Rennen getrennt voneinander den Stewards vor, die am Ende entschieden, keine Strafe auszusprechen und die Kollision unter „normaler Rennunfall“ zu verbuchen.
In der Urteilserklärung heißt es: „Während der Anhörung erklärten beide Fahrer, dass der Grip abseits der Ideallinie schwierig war, was nach Meinung der Stewards die Möglichkeit der Fahrer beeinträchtigte, einen Kontakt zu vermeiden.“
„Die Schlussfolgerung ist, nachdem alle Punkte in Betracht gezogen wurden und keine schlüssigen Beweise vorliegen, dass keiner der Fahrer die Hauptverantwortung trägt.“
Im Paddock dürfte dieses Urteil auf geteiltes Echo stoßen. Denn auf den Crash zwischen Alex Marquez und Bagnaia angesprochen, äußerten ihre Fahrerkollegen durchaus unterschiedliche Meinungen. Marc Marquez, der das Rennen souverän gewann, schlägt sich auf die Seite seines Bruders und Teamkollegen.
„Alex ist von der Linie abgekommen, er war noch auf der Strecke und als er in dieser Rechtskurve ankam, erwartete er Pecco dort nicht. Pecco war optimistisch, ihn auf der Außenseite zu überholen“, stimmt er Alex Marquez zu. „Ich denke, es war eine sehr unglückliche Situation, und ich hoffe, beide sind okay.“
Auch Jorge Martin, Zweiter hinter Marc Marquez, nimmt Alex Marquez ein Stück weit in Schutz. „Es war sehr schmutzig auf dieser Seite der Strecke. Alex konnte also nicht wirklich mehr Schräglage fahren. Deshalb kam es zum Kontakt“, sagt er.
Espargaro: „Man muss mehr Platz lassen“
Aprilia-Pilot Aleix Espargaro gibt zu: „Es ist schwer, da einer Meinung zu sein. Es ist ein Unfall, den wir in der MotoGP schon einige Male gesehen haben. Aber wenn man von außen kommt, wie in dem Fall Pecco, muss man dem Motorrad auf der Innenseite mehr Platz lassen. Alex kann sich nicht in Luft auflösen.“
„Er kann das Gas zudrehen, aber warum sollte er, das ist immer noch ein Rennen. Wenn man einen Unfall verhindern will, muss man mehr Platz lassen“, findet der Spanier.
Joan Mir von Honda sagt: „Es ist ziemlich klar, was passiert ist. Alex kam von der Strecke ab und versuchte, zurück auf die Ideallinie zu fahren. Pecco war auf der Außenseite, Alex war nicht in der Lage, ihn zu sehen, und es kam zum Kontakt.“
„Man kann beide Meinungen vertreten: Wenn Alex geschaut hätte, wo Pecco ist, und Pecco geschaut hätte, wo Alex ist, wäre es wohl nicht passiert. Aber so etwas kann nun mal passieren. Für mich war es ein Rennunfall“, stimmt er den Stewards zu.
Jack Miller kann diese Ansicht wiederum gar nicht teilen. „Also wenn das ein Rennunfall ist, dann weiß ich auch nicht“, kritisiert der KTM-Pilot. „Von dem, was ich gesehen habe, war ein Fahrer klar vor dem anderen und der andere ist ihm hinten reingefahren.“
„Sicher will man seine Position nicht aufgeben, aber er hat den Fehler gemacht und Pecco konnte davon profitieren“, sieht Miller die Schuld für die Kollision vornehmlich bei Alex Marquez. „Ich denke also, das hätte verhindert werden können. Aber im Rennen selbst ist das oft schwierig zu beurteilen“, ergänzt er.
Bezzecchi fragt: „Ist Alex Marquez blind?“
Auch Miguel Oliveira betont: „Ich habe Strafen schon für weit weniger bekommen. Aber ich bin nicht die Rennleitung.“ Er sieht die Schuld ebenfalls bei Alex Marquez.
„Er hat es aus meiner Sicht provoziert“, so der Trackhouse-Pilot. „Es war eine seltsame Situation. Er kam von der Linie ab und wusste, dass Pecco die Außenlinie nehmen würde. Als er die nächste Kurve anfuhr, lag er eine halbe Motorradlänge hinten. Und dann war es schon zu spät, um zu reagieren, und hat gekracht.“
Für Marco Bezzecchi ist die Sachlage ebenfalls eindeutig. „Jedem, der schon einmal ein Motorradrennen gefahren ist, ist klar, dass man, wenn man einen Fehler macht, schauen muss, wer von hinten kommt“, sagt der VR46-Ducati-Pilot.
Er bezweifelt zudem Alex Marquez‘ Version des Vorfalls: „Es ist unmöglich, dass Alex das nicht gesehen hat. Entweder ist er blind oder er wollte ihn nicht sehen.“
Für Bagnaia war es jedenfalls die nächste Enttäuschung, nachdem er bereits im Sprint nur Platz neun belegt und die WM-Führung an Martin verloren hatte. Mit dem Ausfall am Sonntag, Bagnaias zweitem Nuller der Saison, wuchs der Rückstand weiter an.
„Es ist schade, dass dieses Wochenende so viele Schwierigkeiten mit sich brachte, die nicht in unserer Macht lagen – wie gestern im Sprint, heute wieder am Start und dann der Vorfall mit einem Fahrer, der mich das Rennen nicht beenden lassen wollte“, sagt er. „Statt mit sieben reisen wir jetzt mit 23 Punkten Rückstand ab.“
Text von J.Ziegengeist, Co-Autoren: O.Puigdemont, G. Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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Auf den bild sieht mann das er ihn sehen muß das ist bloß
Eine faule ausrede sonst sollte er sich eine Brille zulegen
Es ist eine Frechheit zu behaupten ihn nicht gesehen
zu haben