(Motorsport-Total.com) – Noch vor einem Jahr feierte Fabio Quartararo auf dem Sachsenring einen überlegenen Sieg.
Damals kam der Yamaha-Pilot knapp fünf Sekunden vor den beiden Ducati-Piloten Johann Zarco und Jack Miller ins Ziel. Wie sehr sich das Kräfteverhältnis seither verändert hat, wurde am Wochenende deutlich.
Zwar qualifizierte sich Quartararo zum ersten Mal seit drei Rennen wieder direkt für Q2, kam dann aber nicht über Startplatz zwölf hinaus. Im Sprintrennen wurde er Dreizehnter und egalisierte diese Position auch im Grand-Prix-Rennen am Sonntag, während Ducati die ersten fünf Plätze für sich beanspruchen konnte.
Am Ende fehlten Quartararo 25 Sekunden auf Rennsieger Jorge Martin. Der Pramac-Pilot war mit einer Rennzeit von 40:52 Minuten gut 20 Sekunden schneller als Quartararo bei seinem Sieg vor einem Jahr. Das zeigt: Während Yamaha auf der Stelle tritt, ist die Konkurrenz mittlerweile gleich mehrere Schritte voraus.
Quartararo: Weicher Hinterreifen die falsche Wahl
Auf das Rennen angesprochen, sagt Quartararo: „Gemessen an unserer Ausgangsposition wollte ich dem weichen Hinterreifen eine Chance geben. Das war total falsch. Faktisch hatte ich von Runde eins an Probleme.“ Zwar fuhr der Yamaha-Pilot zunächst auf Platz zehn vor, fiel im Rennverlauf aber wieder zurück.
„Ich dachte, ich würde zumindest in den ersten Runden etwas mehr Grip haben, aber das war nicht der Fall und der Reifen baute schnell ab. Es war also die falsche Reifenentscheidung. Aber das Rennen auf dem zehnten oder 13. Platz zu beenden, hat für mich nicht den großen Unterschied gemacht“, so Quartararo.
Auch mit dem Medium-Hinterreifen, den die Mehrheit im Feld fuhr, wäre aus seiner Sicht nicht viel mehr als Platz zehn möglich gewesen. Geschlagen geben musste er sich zum zweiten Mal in Folge seinem Teamkollegen Franco Morbidelli, der das Rennen am Sonntag eine Position vor Quartararo als Zwölfter beendete.
Morbidelli: Pace aus dem Vorjahr reicht nicht mehr
„Das Rennen war gut, die Pace war solide. Wir konnten ähnliche Rundenzeiten fahren wie Fabio im vergangenen Jahr. Damals gewann er das Rennen. Das Problem ist, dass dieses Jahr eine komplett andere Geschichte ist. Wir performen ähnlich wie im Vorjahr, aber alle anderen konnten sich deutlich steigern“, hält er fest.
Trotzdem fand Morbidelli lobende Worte: „Ich muss unserer Crew danken. Sie haben großartige Arbeit geleistet und die richtigen Entscheidungen getroffen. Sie haben das Maximum aus dem Paket gemacht. So sind wir hier bester japanischer Hersteller. Das müssen wir mitnehmen und das Positive daraus ziehen.“
Doch Teil der Wahrheit ist: Bester japanischer Hersteller heißt im Moment eben Platz elf, zwölf oder 13. Und das auf einer Strecke, auf der der Sieg seit 2009 immer an eine japanische Marke ging. Jahrelang dominierte hier Honda mit Marc Marquez, der seine Rennteilnahme diesmal eine Stunde vor dem Start absagte.
Der Entscheidung waren fünf Stürze an nur einem Wochenende vorausgegangen. Bester Honda-Pilot auf dem Sachsenring wurde am Sonntag Takaaki Nakagami als Vierzehnter, wobei er als Alleinkämpfer für Honda antrat, da neben Marquez auch Joan Mir und Nakagamis Teamkollege Alex Rins verletzungsbedingt fehlten.
Krise der Japaner: Was die Europäer anders machen
Das Abschneiden von Honda und Yamaha an diesem Wochenende ist Sinnbild einer Entwicklung, die sich schon seit dem vergangenen Jahr andeutet. Die europäischen Hersteller haben das Kommando übernommen, während die japanischen Marken nach vielen Jahren der Dominanz im Nirgendwo gestrandet sind.
„Wir können es eine japanische Krise nennen“, sagt Morbidelli. „Etwas ist auf dem Weg verloren gegangen und die Europäer waren in der Lage, besser zu arbeiten, vor allem Ducati und KTM. Sie waren in der Lage, sich besser für das Projekt zu engagieren, und haben im Vergleich zum Vorjahr noch eine Schippe draufgelegt.“
„Sie steigern sich auch im Verlauf der Saison. Das heißt, sie haben so viel mehr Spielraum mit ihren Maschinen. Das ist wirklich entwaffnend. Ich hoffe, dass sich in Zukunft etwas ändern wird. Das wäre gut für uns, für die japanischen Hersteller, und auch besser für die Show“, betont er mit Blick auf die Ducati-Dominanz.
Eine kurzfristige Lösung deutet sich jedoch nicht an. Nach Updates aus dem Yamaha-Lager gefragt, sagt Morbidelli: „Ich weiß von nichts.“ Bisher hat keine der Neuentwicklungen funktioniert. Quartararo rüstete sogar auf das Set-up von 2021 um und fuhr damit auch am Sachsenring. Das Ergebnis spricht für sich.
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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