„Pecco“ Bagnaia siegte in Buriram, aber Jorge Martin hat noch 17 Punkte Polster

(Motorsport-Total.com) – Jetzt ist es endgültig und auch rechnerisch ein Zweikampf um den WM-Titel in der Fahrerwertung der MotoGP-Saison 2024.

Der zweimalige und amtierende Weltmeister Francesco Bagnaia hat am Sonntag mit Sieg im verregneten Grand Prix von Thailand in Buriram seinen Rückstand auf Tabellenführer Jorge Martin auf 17 Punkte verkürzt.

Marc Marquez und Enea Bastianini, die auf der nassen Piste beide gestürzt, aber beide trotzdem ins Ziel gefahren sind, haben mit 97 respektive 108 Punkten Rückstand keine Chance mehr auf den WM-Titel 2024. An den beiden letzten Rennwochenenden der Saison (Sepang und Valencia) sind noch maximal 74 Punkte zu holen.

Für „Pecco“ Bagnaia, der nach dem Sprint am Samstag nicht happy war, wurde es am Sonntag der neunte Saisonsieg in einem Grand Prix und sein erster Grand-Prix-Sieg überhaupt in einem Regenrennen. Weil Martin als Zweiter ins Ziel gekommen ist, hat eine Situation vom Samstag aber weiterhin Bestand.

Die Rede ist von der Situation, dass Bagnaia aus eigener Kraft nicht mehr Weltmeister 2024 werden kann. Selbst wenn der Titelverteidiger alle vier verbleibenden Rennen (zwei Grands Prix und zwei Sprints) gewinnt, muss er hoffen, dass Martin mindestens einmal nicht auf P2 ins Ziel kommt.

Erster Sieg im Regen für Bagnaia nach Krisensitzung
„Heute bin ich happy, und zwar sehr“, sagt Bagnaia und bezeichnet das Timing für seinen ersten Grand-Prix-Sieg auf nasser Piste mit den Worten: „Zu einem besseren Zeitpunkt hätte das nicht passieren können. Heute war ein Tag, an dem es galt, den Unterschied zu machen. Zum Glück für mich ist das gelungen.“

Was Bagnaia schon im Parc Ferme direkt nach der Zieldurchfahrt gesagt hatte, das betont er auch sofort im Interview für MotoGP.com und auch in der Pressekonferenz. „Ich muss mich wirklich bei meinem Team bedanken. Denn nach dem Warm-Up heute Morgen haben wir uns zusammengesetzt und gemeinsam besprochen, was zu tun ist, um mein Gefühl beim Bremsen zu verbessern. Und das hat Früchte getragen“, so der Ducati-Werkspilot.

Auf die Frage, ob der Sieg am Sonntag für ihn Pflicht gewesen sei, antwortet Bagnaia: „Ja, absolut! Das meine ich weniger im Hinblick auf die WM als vielmehr im Hinblick auf die mentale Seite. Für mein Selbstvertrauen war es ganz wichtig, dieses Rennen zu gewinnen.“ Was genau am Vormittag in der Ducati-Box besprochen wurde, das will Bagnaia allerdings nicht verraten. „Das ist ein Geheimnis“, grinst er.

Bagnaia bekennt: Marquez „war stärker als ich, keine Frage“
Bagnaias stärkster Gegner im Kampf um den Sieg am Sonntag war nicht Jorge Martin, sondern es war Marc Marquez auf der Gresini-Ducati. „Ich bin happy, denn Zweikämpfe mit Marc im Nassen sind nicht so einfach. Er war stärker als ich, keine Frage“, gibt der Sieger offen zu. Dass der Sieger Bagnaia heißt, und nicht Marquez, das lag an Marquez‘ Sturz an zweiter Stelle fahrend in der 14. von 26 Runden.

„Ausgangs von Kurve 9 gibt es einen großen Bildschirm. Auf dem habe ich gesehen, dass Marc gestürzt ist“, erinnert sich Bagnaia und gesteht: „Mein erster Gedanke in diesem Moment war: Verdammt, jetzt hole ich weniger als neun Punkte [auf Martin] auf.“

Passiert ist der Sturz von Marc Marquez, als ihm in Kurve 8 das Vorderrad weggerutscht ist. Im gewohnten Stil wollte er es mit Knie und Ellbogen noch abfangen, aber weil der Randstein auf der Außenseite dieser Kurve ein sogenannter „Misano Curb“ ist, der nach außen hin höher wird, war der Sturz selbst für ihn unvermeidbar.

Martin erklärt: Marquez‘ Sturz hat ihn vor eigenem Sturz bewahrt
Jorge Martin, der nach Marquez‘ Sturz als Zweiter hinter Bagnaia ins Ziel kam, kann von Glück reden, dass er nicht ebenfalls gestürzt ist. Denn der WM-Spitzenreiter fuhr zu diesem Zeitpunkt direkt hinter Marquez an dritter Stelle. Auch er kam von der Ideallinie ab, schaffte es mit einem Bogen durch die asphaltierte Auslaufzone aber ohne Sturz zurück auf die Strecke.

Schon einige Runden zuvor, nämlich in der fünften Runde, hatte Martin eine Schrecksekunde. In diesem Fall war es Kurve 3, wo er von der Linie abkam und einen Bogen durch die asphaltierte Auslaufzone fuhr. Bei dieser Gelegenheit verlor er seine anfängliche Führung an „Pecco“ Bagnaia. Und auch Marc Marquez kam vorbei.

„Das war wirklich ein extrem herausfordernder Tag“, atmet Martin nach seinem zweiten Platz tief durch. Im Gegensatz zu Bagnaia, dessen Fahrgefühl sich im Vergleich zum Warm-Up deutlich verbessert hat, sagt Martin: „Der Start ins Rennen ist mir noch gut gelungen. Aber schon bald merkte ich, dass das Gefühl nicht das gleiche ist wie im [ebenfalls nassen] Warm-Up. Ich hatte Schwierigkeiten beim Beschleunigen, denn das Hinterrad drehte stark durch.“

„Nachdem ‚Pecco‘ und Marc an mir vorbeikamen, weil ich in Kurve 3 einen weiten Bogen fuhr, da wollte ich an ihnen dranbleiben“, so Martin. „Ich hatte gehofft, vielleicht gegen Ende des Rennens ein Manöver setzen zu können. Doch genau in dem Moment als Marc gestürzt ist, ist auch mir das Vorderrad weggerutscht. Zum Glück konnte ich es abfangen, einen Sturz vermeiden und den Abstand nach hinten kontrollieren.“

Auf Nachfrage, wie es ihm gelungen ist, den Sturz zu vermeiden, während unmittelbar vor ihm sogar der „King of Saves“ gestürzt ist, sagt Martin: „Ehrlich gesagt hatte ich in diesem Rennen eine ganze Menge an Momenten, in denen ich beinahe gestürzt wäre. Jedes Mal habe ich es abfangen können. Irgendwie war ich schon darauf eingestellt.“

„Als Marc direkt vor mir das Vorderrad weggerutscht ist, da war ich darauf vorbereitet, dass auch mir das passiert. Nur deshalb ist mir der Save gelungen. Ohne Marc vor mir wäre ich in dieser Situation gestürzt. Schade natürlich für ihn, aber dank seines Sturzes konnte ich antizipieren und es abfangen“, erklärt Martin.

Mit seinem zweiten Platz direkt hinter Sieger Bagnaia ist es Martin gelungen, am Sonntag nur fünf Punkte einzubüßen. Damit liegt der Pramac-Pilot im Sinne seiner eigenen WM-Aussichten im Soll der Situation, die seit dem Sprint vom Samstag gilt, nämlich dass ihm P2 hinter Bagnaia jedes Mal reichen würde, um Weltmeister zu werden.

Ducati hat Teamtitel sicher, wer holt den Fahrertitel?
Übrigens: Den zweiten von drei möglichen WM-Titeln in der MotoGP-Saison 2024, den hat Ducati am Sonntag sichergestellt, nämlich den Gewinn der Teamwertung für das Ducati-Werksteam mit Francesco Bagnaia und Enea Bastianini.

Die Herstellerwertung hat Ducati bereits im September in Misano frühzeitig für sich entschieden. Offen ist noch, wer die Fahrerwertung für sich entscheidet: Ducati-Werkspilot „Pecco“ Bagnaia oder aber Pramac-Ducati-Pilot Jorge Martin. Im letztgenannten Fall freilich würde Ducati den Weltmeister an Aprilia verlieren.

Wie eingangs bereits erwähnt, sind es jetzt noch 17 Punkte, die Martin an Vorsprung auf Bagnaia hat. Der Verfolger sagt: „Hätte ich heute neun Punkte aufgeholt, wäre das fantastisch gewesen. Aber fünf sind auch gut. Ich bin happy.“

Neun Punkte wären es allerdings nur dann gewesen, wenn Marc Marquez ohne Sturz auf P2 hinter Bagnaia ins Ziel gekommen wäre. Bagnaia weiß, dass Marquez ohne Sturz ihn wohl noch überholt hätte. Und dann wären es sogar nur vier Punkte gewesen, die der Italiener selber auf Martin aufgeholt hätte.

WM-Spitzenreiter Martin sagt in Vorausschau auf den Grand Prix von Malaysia direkt am kommenden Wochenende (1./2. November) in Sepang: „Die Anspannung fühle ich jetzt schon seit sechs, sieben Rennen. Ich versuche, aus jeder Situation zu lernen. In Malaysia will ich attackieren und versuchen, vor ‚Pecco‘ ins Ziel zu kommen. Dass ich an diesem Wochenende [in Buriram] im Ganzen nur drei Punkte auf ‚Pecco‘ verloren habe, das ist wirklich gut für mich.“

Text von Mario Fritzsche

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