(Motorsport-Total.com) – „Es war ein schlechtes Wochenende, aber wir haben es so gemanagt, dass es kein Desaster ist“, zieht Pedro Acosta nach dem Sachsenring-Wochenende Fazit. KTM spielte in Deutschland im Spitzenfeld keine Rolle. Hinter Ducati und Aprilia war man die dritte Kraft.
Im Sprint war Brad Binder als Achter der beste KTM-Fahrer. Am Sonntag fuhr Acosta als Siebter ins Ziel. „Es ist nicht genug“, seufzt der Spanier. „Wir könnten es besser oder schlechter machen. Aber wir müssen weiterarbeiten, damit wir auf das Level der anderen Jungs kommen.“
Im Sprint hatte Acosta einmal einen Ausritt ins Kiesbett, was Positionen kostete. Dann gab es im Grand Prix ein Problem mit seinem Startsystem. Das vordere Holeshot-Device konnte er erst in Kurve 3 mit einem harten Bremsmanöver deaktivieren.
Neue Entwicklungen hatte KTM auch kurz vor der Sommerpause nicht im Gepäck. Man experimentierte das gesamte Wochenende mit der Abstimmung, denn die RC16 wurde im flüssigen Abschnitt von starkem Untersteuern geplagt.
„Wir haben mit der Balance gespielt“, berichtet Jack Miller, „aber zu viel Druck auf das Vorderrad gebracht. Für den Sprint sind wir einen halben Schritt zurückgegangen, aber ich hatte immer noch zu viel Untersteuern.“
Zum Sprint sagt Miller: „Ich musste warten, bis der Reifen etwas nachlässt, bevor ich irgendetwas tun konnte. Als bei Rennhälfte der Hinterreifen nachgelassen hat, konnte ich einige Manöver nach vorne machen. Wir haben Fortschritte gemacht und haben eine Richtung für Sonntag gefunden.“
Im Grand Prix lief es für den Australier etwas besser, aber Probleme sind geblieben: „Ich habe alles gegeben, aber ich hatte Mühe mit der rechten Reifenflanke. In Kurve 3 und den Berg hinunter habe ich Zeit verloren. Dort musste ich auf der Bremse etwas riskieren. Das war mein größtes Problem.“
„Ich habe die ganze Zeit nach Grip gesucht. In Linkskurven fühlte es sich so an wie bei den Fahrern um mich herum. Wir haben das Problem mit dem Vorderreifen gelöst, aber ich konnte in Schräglage nicht die gleiche Kurvengeschwindigkeit fahren.“
Viele Änderungen, aber immer noch Probleme
Nach Platz elf im Sprint wurde es für Miller im Grand Prix Rang 13. Teamkollege Binder berichtet von den gleichen Problemen: „Wir können in vielen Kurven die Linie nicht halten. Wir haben vor dem Qualifying radikale Änderungen ausprobiert.“
„Aber nichts hat gegen das starke Untersteuern geholfen. Im Sprint hatte ich keinen unglaublich guten Start. Ich habe alles gegeben. Mit dem Vorderreifen haben wir einen Schritt gemacht, denn im Sprint war das Untersteuern nicht mehr so stark.“
„Aber wir haben echt am Kurveneingang Probleme mit dem Grip. In der Kurve beißt der Vorderreifen nicht“, schildert Binder. „Wenn man Gas gibt, rutscht das Hinterrad weg. Wir müssen mehr Stabilität finden.“
Nach Platz acht im Sprint wurde es für Binder Platz neun im Grand Prix. „Es fehlt uns immer noch die Fähigkeit, den gleichen Kurvenspeed wie die anderen zu fahren“, lautet sein Fazit. „Ein schwieriges Rennen, denn die Jungs vor uns waren in einer anderen Liga.“
„Es war schwierig ruhig zu bleiben, aber wenn man am Anfang einen Blödsinn macht, kommt man nicht ins Ziel. In der letzten Runde ist mir in der Wasserfall-Kurve das Vorderrad weggerutscht und ich bin neben die Strecke gekommen. Dabei habe ich zwei Positionen verloren.“
Zu Saisonbeginn konnte KTM noch um Podestplätze kämpfen. Das ist jetzt seit einigen Rennen aus eigener Kraft nicht mehr in Reichweite. „Ich habe mein Bestes gegeben und es ist frustrierend, Neunter zu werden“, ärgert sich Binder über die Situation.
Trotzdem meint der Südafrikaner: „Es ist, wie es ist. Wir haben große Dinge probiert und ein besseres Verständnis erhalten. Ich habe das Gefühl, dass wir Informationen sammeln und verstehen, was wir tun müssen. Wir müssen weiterkämpfen.“
Trendwende bei Augusto Fernandez
Eine leichte Trendwende gab es bei Augusto Fernandez. Freitagvormittag fuhr er exakt die gleiche Rundenzeit wie Tech3-Teamkollege Acosta. Im Qualifying war er einen Tick schneller als Miller. Im Grand Prix lieferte er sich auch ein Duell mit dem Australier.
„Bei meinem Motorrad haben wir für dieses Rennen die Geometrie geändert“, erläutert Fernandez. „Das hatte ich schon die ganze Saison im Kopf. Jetzt durfte ich diese Änderungen vornehmen. Es ist die Geometrie vom vergangenen Jahr. Damit fühle ich mich etwas besser.“
„Diese Strecke ist natürlich sehr speziell. Aber ich habe das Gefühl wiedergefunden. Es ist für mich ein großer Schritt, dass ich nur eine Zehntelsekunde hinter Pedro bin. Für mich ist positiv, dass ich ihnen etwas nähergekommen bin.“
„Ich war die ganze Saison super verloren, aber hier habe ich Gefühl wiedergefunden. Wir hatten das ganze Wochenende Probleme mit dem Grip. Zumindest konnte ich mit Jack kämpfen. Leider habe ich ihn nicht geschlagen.“
„Pedro und Brad haben im Rennen einen kleinen Schritt gemacht, wir aber nicht. Das muss ich mir ansehen.“ Im Grand Prix fuhr Fernandez als 14. ins Ziel. Nach dem Rennen gab es eine Zeitstrafe von 16 Sekunden, weil er gegen die Reifendruckregel verstoßen hat.
Dadurch wurde er auf Platz 16 zurückgereiht. Fernandez hatte die Strafe sehen kommen: „Ich wusste, dass ich am Limit war. Als ich Jack überholt habe, ist der Druck gesunken. Als mich Jack wieder überholt hat, ist der Druck nicht mehr gestiegen. Damit war ich verloren.“
„Selbst hinter ihm ist der Druck nicht gestiegen. Ich hatte deswegen aber kein besseres Gefühl. Es ist schade, dass wir die zwei WM-Punkte verloren haben.“ In der Herstellerwertung ist KTM zehn Punkte hinter Aprilia auf dem dritten Platz.
Text von G.Dirnbeck, Co-Autoren: J.Ziegengeist, S.Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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