(Motorsport-Total.com) – Der österreichische Motorradbauer KTM befindet sich, wie berichtet, in einer wirtschaftlich schwierigen Situation.
Bis Ende des Jahres werden am Standort in Oberösterreich weitere 280 bis 300 Mitarbeiter ihre Stelle verlieren. Es wird von Zwei- auf Einschichtbetrieb umgestellt. Außerdem soll die Produktion im Januar und Februar 2025 pausiert werden.
Für die Liquiditätsplanungen 2025 braucht das Unternehmen eine Finanzspritze in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags. Das Management arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung. Gespräche mit Banken laufen.
KTM ist seit vielen Jahren eng mit Red Bull verbunden. Laut einem Bericht der Salzburger Nachrichten könnte Mark Mateschitz beim Überlebenskampf finanziell helfen. Red-Bull-Erbe Mateschitz und KTM-Boss Stefan Pierer kennen sich bestens.
So hat jüngst das Robau-Konsortium, dem Pierer, Mateschitz und Raiffeisen Oberösterreich angehören, 50,1 Prozent des oberösterreichischen Feuerwehrausrüsters Rosenbauer übernommen. Erst vor wenigen Tagen hat die EU-Kommission dieser Transaktion zugestimmt.
Jüngst soll es laut den Salzburger Nachrichten auch Gespräche zwischen dem Red-Bull-Management in Salzburg und dem KTM-Management in Mattighofen gegeben haben. Das wird auch nicht dementiert, aber auf die lange Partnerschaft im Motorsport verwiesen.
Ab dem kommenden Jahr liegt im Motorsport der Fokus wieder voll auf der Marke KTM. Die Präsenz von Husqvarna und GasGas wird zurückgefahren. Auf den KTM-Maschinen in den diversen Rennserien wird das bekannte Red-Bull-Design zu sehen sein.
Red Bull wird aber nicht der finanzielle Retter der KTM AG. In einer Mitteilung der Pierer Mobility AG heißt es: „Als Reaktion auf die Zeitungsmeldungen stellt Pierer Mobility klar, dass es keine Gespräche über den Einstieg von Mark Mateschitz bei der Pierer Mobility und KTM gibt.“
Einschnitte im Motorsport, aber MotoGP-Engagement bleibt
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten wird auch das Motorsportprogramm etwas eingeschränkt. Beispielsweise wird durch den Rückzug von Husqvarna das IntactGP-Team in der Moto2 und in der Moto3 nicht mehr finanziell unterstützt.
Bei der Rallye Dakar werden im Januar 2025 in Saudi-Arabien nur noch drei KTM-Fahrer an den Start gehen. Die MotoGP ist das größte, wichtigste und teuerste Projekt. Der Vertrag mit Dorna Sports an der Teilnahme der Motorrad-WM gilt bis einschließlich 2026.
Trotz der finanziellen Schwierigkeiten soll die MotoGP nicht angetastet werden. „Wir bleiben in allen Serien, in denen wir sind“, bestätigt KTM-Motorsportchef Pit Beirer gegenüber den Salzburger Nachrichten. „Das, was wir machen, machen wir mit 100 Prozent.“
„Der Fokus liegt jetzt aber ganz auf Orange. In manchen Serien sind wir derzeit mit dem dreifachen Aufwand vertreten. Auch unser Nachwuchsprogramm, das mit dem Rookies Cup beginnt, ist nicht gefährdet. Unsere Partner und Sponsoren stehen uns in dieser schwierigen Phase zur Seite.“
In der MotoGP treten im kommenden Jahr beide Teams im gleichen Red-Bull-Design an. Neben Brad Binder und Pedro Acosta im Werksteam wurden mit Maverick Vinales und Enea Bastianini zwei Grand-Prix-Sieger mit Erfahrung für Tech3 engagiert.
Motorsport und Firmenerfolg miteinander verknüpft
Das Ziel ist klar. KTM will den nächsten Schritt an die Spitze machen, Rennen gewinnen und um den WM-Titel kämpfen. Deshalb bleibt trotz der finanziellen Probleme das MotoGP-Projekt budgetär unangetastet.
„Motorsport und der Firmenerfolg der letzten 20 Jahre sind unmittelbar miteinander verknüpft“, betont Beirer. „Wir sind das beste Marketing-Werkzeug des Unternehmens. Das Unternehmen hatte über 20 Jahre lang ein lineares Wachstum.“
„Wir haben Rennen gewonnen und danach Motorräder verkauft. Das ist das Erfolgsgeheimnis.“ Ein Rezept, dass durch den Absatzrückgang in diesem Jahr nicht mehr komplett funktioniert hat. Die Motorradindustrie steckt so wie die Autoindustrie in Europa in der Krise.
Trotzdem ist Beirer überzeugt: „Wir sind ‚Ready to Race‘ und betreiben Motorsport nicht zum Selbstzweck. Jetzt befinden wir uns in einer sehr schwierigen Phase und wir werden als Motorsportabteilung unseren Anteil dazu beitragen, die Firma zu stabilisieren.“
„Wir sind Teil der Familie und die muss jetzt ganz eng zusammenhalten. Das Kämpfen haben wir auch im Sport gelernt. Wir geben der Firma alles, was wir haben, und werden das gemeinsam durchstehen.“ Seit 2017 ist KTM in der MotoGP und hat seither sieben Grands Prix gewonnen.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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