Aus dem für 2013 geplanten Superbike-WM-Engagement von KTM wird offensichtlich nichts. Der Motorradhersteller plante ursprünglich, nach dem Titel in der IDM (Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft) durch Martin Bauer mit der RC8 in die Weltmeisterschaft aufzusteigen. 2012 waren erste Einsätze geplant, bevor man 2013 ein fester Teil in der Serie sein wollte.
„Unter diesen Voraussetzungen bin ich zu KTM gekommen“, erklärt der KTM-Pilot Bauer dem ‚Reitwagen‘. „Aber leider wird daraus nichts. Wie mir von Herrn Pierer mitgeteilt wurde, wird das Projekt Superbike-WM gestoppt. Die genauen Hintergründe kenne ich nicht, aber Fakt ist, dass wir die RC8 nicht weiterentwickeln und nicht in der WM antreten werden.“
Diese Entscheidung betrifft neben der WM auch alle weiteren Superbike-Meisterschaften: „KTM wird die Rennaktivitäten mit der RC8 nicht mehr fortführen“, schildert Bauer und erklärt: „Der Punkt dürfte sein, dass man keine großen Stückzahlen im Verkauf erwartet. Der Supersport-Markt performt ja nicht gerade berauschend. Und da will man nicht so viel Geld in die Entwicklung stecken.“
Dabei waren die Voraussetzungen gut. In der IDM ähnelt das Reglement in der Superbike-Klasse eher dem der Superstock-Serie. Am Motor darf man keine großen Änderungen vornehmen. Auch der Auspuff muss von der Konstruktion dem Serienteil entsprechen. So befindet sich bei der KTM der Endschalldämpfer unter dem Motor, was aus Sicht der Spitzenleitung nicht optimal sein dürfte. Mit 185 PS waren die RC8R leistungsmäßig klar unterlegen. Die vielen BMW S1000RR hatten mit etwa 200 PS klare Vorteile. Ein offeneres Reglement, wie zum Beispiel das der Superbike-WM, wäre KTM sicher entgegengekommen.
Überraschend schnell
So war Bauer nach der ersten Ausfahrt mit der KTM erst einmal geschockt: „Ich bin immer mit starken japanischen Vierzylindern Rennen gefahren und war über die Leistung des V2 entsetzt“, erinnert er sich. „Ich fühlte mich unglaublich langsam. Ein Wahnsinn! Ich dachte, mir würden vier Sekunden pro Runde fehlen. Das riss einfach nirgends an. Und auf der Geraden hatte ich das Gefühl, dass nichts weiterging.“
„Es fühlte sich unspektakulär an“, bilanziert der Österreicher. „Weil der Motor unten schon so viel Drehmoment hat, dass er sich nach oben nicht so dramatisch steigert wie ein Vierzylinder.“ Doch die Leistungscharakteristik des V2-Motors hatte auch etwas Positives: „Die Vorteile der KTM wurden rasch sichtbar.“
Durch die Zündfolge und die Bauweise des V2 hat es Hinterreifen einfacher, Grip aufzubauen. Bauer erklärt: „Der Zweizylinder hat einen sehr günstigen Versatz, der es dem Reifen erleichtert, das Drehmoment auf den Boden zu bringen“, berichtet er dem ‚Reitwagen‘. „Es ist ein Unterschied, ob der V2 – wenn man sich das extrem verlangsamt vorstellt – dem Reifen einen starken Impuls gibt und dann bis zum nächsten etwas wartet oder der Reihenvierer viele kleine Impulse in viel kürzeren Abständen produziert.“
Entsprechend erstaunt war Bauer nach seinem ersten Ausflug bei der Kontrolle der Zeiten:
„Ich öffnete verwundert die Augen, nachdem die ersten Rundenzeiten vorlagen. Ich war mit der KTM bereits am ersten Tag nur ein paar Zehntelsekunden hinter den Zeiten, die ich mit der perfekt abgestimmten Fireblade erreichen konnte.“
Wie geht es weiter?
Doch die Entscheidung über das Ende der Entwicklung steht. KTM wird den Fokus in der Zukunft sicher wieder verstärkt auf die Kernkompetenz, den Geländesport, richten. Wie es mit Bauer weitergeht, ist aber offen: „Ich hatte viele Möglichkeiten, habe aber alle abgesagt, weil ich ja das KTM-Projekt hatte.“
Eine Rückkehr in die IDM ist nicht das Ziel. „Aber ganz ausschließen kann ich es nicht“, erklärt er. „Interessieren würde mich natürlich die WM, aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich hatte eine Option für ein japanisches Team in der Superbike-WM, die gilt jetzt natürlich nicht mehr.“
Text von Sebastian Fränzschky
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