(Motorsport-Total.com) – „Ja, KI wird eingesetzt“, erklärt BMW-Sportdirektor Marc Bongers, als wir der Frage nachgehen, ob und wo BMW beim WSBK-Projekt auf das Hilfsmittel der Künstlichen Intelligenz zurückgreift.
Wenig später präzisiert der niederländische BMW-Verantwortliche, dass das Werkzeug „eher im Werk bei der Entwicklung und weniger an einem Rennwochenende“ verwendet wird.
„Man könnte stundenlang über künstliche Intelligenz sprechen“, bemerkt Bongers im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Totalcom. Von BMW-Technikdirektor Chris Gonschor erfahren wir, dass „das Thema gern eine noch größere Rolle spielen könnte“.
Doch noch ist nicht ganz klar, wie man Künstliche Intelligenz perfekt in ein Rennwochenende integrieren kann, um zum Beispiel schneller die richtige Abstimmung für das Motorrad zu erarbeiten und der Konkurrenz damit einen Schritt voraus zu sein. Die Basis ist aber geschaffen.
„Es ist noch etwas Zeit, um KI sinnvoll zu implementieren“, verrät Chris Gonschor und präzisiert: „Diesen Schritt sind wir in dieser Saison noch nicht gegangen. Wir arbeiten mit dem Entwicklungs- und Testteam an ersten Ansätzen. Doch wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir es im Renneinsatz einsetzen wollen und können.“
Warum es so schwierig ist, KI an der Rennstrecke sinnvoll einzusetzen
Deutlich weiter fortgeschritten ist die Implementierung bei der Entwicklung im Werk. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung greift bereits auf Künstliche Intelligenz zurück und beschleunigt damit die Abläufe.
„Unterm Strich geht es dabei darum, einen gewissen Bereich zu erproben und dann über die künstliche Intelligenz extrapolieren kann, Man kann also außerhalb des Bereichs, an dem man aktiv gearbeitet hat, Vorhersagen treffen“, erklärt Marc Bongers das Prinzip.
An den Rennstrecken könnte man schneller das perfekte Set-up finden, wenn man die KI richtig nutzt. Doch das ist leichter gesagt als getan. „Wir bewegen uns hier in der Superbike-WM immer in einem Abstimmungsfenster, mit dem wir vertraut sind“, erklärt Marc Bongers.
„Natürlich haben wir auch ein Backoffice, in dem Ingenieure statistische Daten auswerten. Die Erkenntnisse werden dann an die Crewchiefs weitergegeben, um Richtungen vorzugeben“, beschreibt Marc Bongers den aktuellen Ablauf vor Ort.
Noch dominiert das klassische Ingenieurs-Denken …
Klar ist, dass das Thema in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. „Der Pfad wird in der Zukunft noch sehr lehrreich sein“, bestätigt Technikdirektor Chris Gonschor und stellt klar: „Wir lernen aber aktuell noch vorrangig aus der operativen Arbeit, mit dem klassischen Ingenieurs-Denken an der Rennstrecke.“
Ein wichtiger Punkt in Sachen Abstimmungsarbeit ist die Tatsache, dass BMW in der WSBK-Saison 2025 nur noch 50 Prozent der Fahrer im Feld hat. Durch den Wegfall des Satellitenteams Bonovo setzt BMW nur noch die beiden Werksmaschinen von Toprak Razgatlioglu und Michael van der Mark ein.
Da für 2025 ein neues Homologationsmodell präsentiert wird, erhöht sich der Druck auf die Ingenieure an den Rennstrecken. Zum Vergleich: Ducati kann in der kommenden Saison auf die Erfahrungswerte von acht Fahrern zurückgreifen und hat somit deutlich mehr Daten zur Verfügung.
Text von Sebastian Fränzschky
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