Der Weltmeister ist im Qualifying oft das Ziel anderer Fahrer

(Motorsport-Total.com) – Die Diskussionen um die Wartespielchen und das Folgen im MotoGP-Qualifying sind zuletzt wieder lauter geworden.

Ein Ziel von vielen Fahrern ist Francesco Bagnaia. Andere Fahrer belauern regelmäßig den Weltmeister und versuchen sich an sein Hinterrad anzuhängen, um sich zu einer schnellen Rundenzeit ziehen zu lassen.

In Silverstone ist Bagnaia der Kragen geplatzt: „Die Rennkommissare sollten sich auf wichtige Dinge konzentrieren und nicht auf Dinge, die keine Rolle spielen. Was wir in den letzten vier, fünf Qualifyings gesehen haben, ist lächerlich.“

„Wir sind die Spitze unseres Sports. Wir sind die schnellsten Fahrer der Welt. Wir sind hier, weil wir Dinge alleine machen können. Unser Speed ist alleine schnell genug. Ich verstehe nicht, warum manche Fahrer einen Windschatten brauchen.“

„Wofür? Für eine oder zwei Zehntelsekunden?“, ärgert sich Bagnaia. „Es ist besser alleine zu sein und sich auf seine Performance zu konzentrieren, und nicht darüber nachzudenken, wem man folgen kann. Denn dadurch verliert man seinen Fokus auf die Performance.“

Ein Problem ist, dass Fahrer dann auch oft auf der Strecke langsam fahren, um auf einen schnellen Fahrer zu warten. „Das ist sehr gefährlich, denn manchmal pusht man und dann fährt jemand langsam auf der Ideallinie, schneidet deine Linie. Das ist sehr gefährlich.“

„Wenn man nicht auf der Linie ist, sondern etwas weit fährt, dann ist es nicht gefährlich. Aber die Fahrer beginnen eine dumme Show. Es ist wichtig, diese Dinge zu bestrafen“, findet Bagnaia und betont: „Man muss sie hart bestrafen.“

In der Moto3-Klasse gibt es eine andere Regel als in der Königsklasse. Wenn ein Moto3-Fahrer in einem Sektor langsamer als 135 Prozent seiner besten Sektorzeit fährt, gibt es Sanktionen. Beim ersten Mal eine Verwarnung und bei weiteren Vergehen immer härtere Strafen.

Sollte man dieses Modell auch in der MotoGP anwenden? „Dem stimmen nicht alle zu“, seufzt Bagnaia. Das ist zum Beispiel Brad Binder, der meint: „Nein, es gibt genug Regeln. In der MotoGP müssen wir uns schon um so viele Dinge kümmern. Ich hoffe nicht, dass so eine Regel kommt.“

Was Marc Marquez zu der Problematik meint
Ein Fahrer, der sich regelmäßig das Hinterrad eines schnellen Fahrers sucht, ist Marc Marquez. „Ich wäre glücklich, wenn ich derjenige wäre, dem andere Fahrer folgen wollen, denn das würde bedeuten, dass ich der Schnellste bin“, sagt der sechsmalige MotoGP-Champion.

„Der Rennsport war und wird immer so sein, solange sie das Qualifying nicht ändern und eine Superpole machen. Aber in der Vergangenheit haben wir gesehen, dass eine Superpole langweilig ist“, spricht Marc Marquez die Variante des Einzelzeitfahrens an.

„Ich meine, ich habe nichts dagegen, aber bei den Superbikes ist einer nach dem anderen gefahren und es gab keine Show.“ Für die Moto3 gab es solche Überlegungen, aber ein Einzelzeitfahren mit bis zu 30 Fahrern würde auch sehr lange dauern. Deshalb wurde das nie umgesetzt.

Sollte es trotzdem auch für die MotoGP die Regel mit 135 Prozent der Sektorzeit geben? „Man könnte das machen, aber dann verlagert sich die Strategie in die Boxengasse“, glaubt Marc Marquez. „Genauso wie es jetzt in der Moto3 ist.“

Denn im Qualifying der kleinsten Klassen warten und belauern sich die Fahrer in der Boxengasse, um dann gemeinsam als große Gruppe auf die Strecke zu fahren. Beim Speedlimit von 60 km/h ist das theoretisch sicherer als bei höherer Geschwindigkeit auf der Strecke.

„Ich weiß es nicht“, meint Alex Marquez diesbezüglich. „Das ist schwierig zu kontrollieren. Wenn man jemandem folgen will und dieser Fahrer dreht in der Boxengasse das Gas zu, kann man das auch machen. Man kann es genauso machen.“

„Wir haben keine Lösung. Es kann Strafen geben, aber diese Spiele wird es immer geben. Wir sind keine Autos, denn mit Motorrädern kann man knapp folgen. Dabei kann man viel gewinnen. Man versucht sein Wochenende zu retten, denn das Qualifying ist für das Rennen schon die halbe Miete.“

Pedro Acosta fordert Strafen wie in der Moto3
Offen ist die Frage, ob es künftig für Behinderungen im Qualifying härtere Strafen geben könnte. Als die Fahrer in Silverstone über die Problematik sprachen, hörte Simon Crafar aufmerksam zu. Er übernimmt im nächsten Jahr den Vorsitz der Rennkommissare von Freddie Spencer.

Rookie Pedro Acosta wäre anhand seiner jüngeren Moto3-Erfahrung so wie Bagnaia für härtere Strafen: „Ich stimme ‚Pecco‘ zu. 2021 musste ich aus der Boxengasse starten. Es gab keine Verwarnung.“ Damit spricht er den Grand Prix von Doha an. Es war Acostas zweites Rennen.

Die Strafe konnte ihn aber nicht aufhalten. Von der Boxengasse raste er zu seinem ersten Sieg. Aber grundsätzlich findet Acosta, dass sich im Qualifying etwas ändern müsste: „Wir müssen eine Regel finden, dass wenn man eine Runde startet, man nicht andere Leute behindern kann.“

„Das Problem ist, dass man nicht weiß, was der andere Kerl tun wird. Wir fahren sehr schnell und wenn dann jemand langsam macht, weiß man nicht, was er tut. Am schlimmsten ist für mich, wenn die Runde kaputt ist und dann wartet jemand mitten auf der Strecke und macht anderen Fahrern die Runde kaputt. Das ist nicht korrekt.“

Text von Gerald Dirnbeck

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