Motorradmagazin » Racing » Lederkombi offen: Disqualifikation wäre laut Fabio Quartararo richtig gewesen
(Motorsport-Total.com) – MotoGP-WM-Leader Fabio Quartararo erlebte in Barcelona ein ereignisreiches Rennen.
Der Vorjahressieger ging von der Pole als klarer Favorit ins Rennen. Ein Problem mit der Lederkombi warf den Franzosen in den finalen Runden zurück.
Der Reißverschluss der Alpinestars-Kombi hatte sich selbstständig gelöst. Quartararo entledigte sich seines Brustprotektors, der verrutscht war. Mit offenem Reißverschluss fuhr der Yamaha-Pilot das Rennen zu Ende und kam als Dritter über den Zielstrich.
Doch nach der Zielankunft bekam Quartararo eine Drei-Sekunden-Strafe für das Abkürzen der Schikane. Einige Stunden nach dem Rennen sprach die Rennleitung eine zweite Drei-Sekunden-Strafe aus, weil die Sicherheitsausrüstung nicht korrekt getragen wurde.
Einige der MotoGP-Kollegen waren der Meinung, dass die Rennleitung Quartararo aus dem Rennen hätte nehmen sollen. Bei einem Sturz hätte Quartararo nicht die volle Schutzwirkung seiner Lederkombi gehabt. Quartararo selbst vertritt eine ähnliche Meinung.
Hätte die Rennleitung die schwarze Flagge zeigen sollen?
„Ich kann mich glücklich schätzen, denn ich muss gestehen, dass es in meinen Augen eine schwarze Flagge war. Ich habe mich selbst in Gefahr gebracht. Wenn man sich vor Augen führt, was vor einer Woche passiert ist, dann wäre es richtig gewesen. Doch ich hatte Glück“, kommentiert der Franzose.
„Die einzige Strafe, mit der ich nicht einverstanden bin, ist die wegen dem Abkürzen“, ärgert sich Quartararo über die Entscheidung der Rennleitung. „Das war nicht fair. Ich verlor sieben Zehntelsekunden. Hätte ich eine Sekunde verloren, dann hätte ich keine Strafe bekommen. Doch wie erkenne ich auf dem Motorrad, dass ich sieben Zehntelsekunden und nicht eine Sekunde verloren habe? Das war ein bisschen dumm.“
Kann sich Quartararo mittlerweile erklären, warum der Reißverschluss der Lederkombi aufging? „Überhaupt nicht“, bemerkt er. „Es ist ein Rätsel, weil kein Alpinestars-Fahrer vorher so ein Problem hatte. Es erwischte ausgerechnet mich.“
Sollte es nach den Geschehnissen in Barcelona eine Regelanpassungen geben? „Je mehr Sicherheit wir gewährleisten können, desto besser ist es. Doch wir haben Situationen gesehen, die ich nicht gut finde, wie das mit Miguel (Oliveira) und (Joan) Mir bei der letzten Runde in Mugello“, verweist er auf das Strafenchaos nach dem Italien-Grand-Prix.
Großes Unverständnis in Sachen Streckenlimits
Das Thema Streckenlimits sorgt im Fahrerlager momentan für reichlich Diskussionen. In Mugello wurde zuerst Miguel Oliveira bestraft, bevor auch Joan Mir eine Strafe bekam und die ursprüngliche Reihenfolge wieder hergestellt wurde.
„Sie haben die Streckenlimits überschritten. Doch sie kamen nicht über die Streckenlimits sondern waren am äußeren Randstein. Es war wie bei Joe Roberts, auch in Mugello. Man erhält dadurch keine Vorteile“, bemerkt Quartararo.
„Man bekommt eine Drei-Sekunden-Strafe für das Abkürzen. Doch wenn man abkürzt, ist man langsamer als normal. Es ist also keine Abkürzung. Die Regeln werden meiner Meinung nach immer restriktiver“, kritisiert Quartararo.
„Wir können nicht immer präzise auf der Linie fahren. Wir machen Fehler und ich denke, dass es den Spaß raubt. Wir sind keine Roboter“, stellt der Yamaha-Werkspilot klar. „Die Fahrer sollten Fehler machen können. Erst recht, wenn man 24 Runden am Limit fährt.“
„Die gute Nachricht ist, dass wir trotz schwieriger Momente auf Platz sechs gelandet sind. Und das mit vielen Strafen“, bilanziert Quartararo, der die Meisterschaft weiterhin anführt. Auf Landsmann Johann Zarco (Pramac-Ducati) hat Quartararo aber nur noch 14 Punkte Vorsprung.
Alpinestars hat die Lederkombi bereits genau untersucht
Alpinestars veröffentlichte mittlerweile ein Statement zum Vorfall mit der Lederkombi. Bei der Nachuntersuchung konnten kein Mängel festgestellt werden. Quartararo gelang es bereits in der Auslaufrunde, die Lederkombi wieder ordnungsgemäß zu schließen.
„Im MotoGP-Fahrerlager fand das Team den Anzug im normalen Zustand vor, alle Reißverschlüsse und Verschlüsse waren voll funktionsfähig“, teilt Alpinestars mit. „Außerdem waren alle Komponenten des Anzugs, einschließlich des Airbag-Systems, intakt und voll funktionsfähig.“
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Lewis Duncan
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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