In der abgelaufenen MotoGP-Saison war gegen Marc Marquez kein Kraut gewachsen. Der Spanier gewann 13 der 18 Rennen und war auf der Strecke kaum zu schlagen.
Bei den fünf Rennen, die er nicht gewann, stürzte der Honda-Pilot dreimal in aussichtsreicher Position. Am Ende hätten es also sogar noch mehr als 13 Siege sein können, doch Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo ist der Meinung, dass Marquez nur durch eben dieses Risiko überhaupt so erfolgreich sein kann.
„Ich denke, dass er eine Menge Risiken eingeht“, erklärt Lorenzo gegenüber ‚Crash.Net‘ und ergänzt: „Wenn du viel riskierst, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass du einen Fehler machst, stürzt oder dich verletzt.“ Eine These, die von den Statistiken der MotoGP durchaus gestützt wird. Marquez war zwar der mit Abstand erfolgreichste Fahrer in diesem Jahr, gehörte mit insgesamt elf Stürzen allerdings auch zu den Piloten, die sich am häufigsten im Kiesbett wiedergefunden haben.
„Darum ist er so schnell“, ist sich Lorenzo sicher: „Er ist sehr talentiert und sehr mutig. Aber er geht auch ein hohes Risiko ein. Vielleicht weniger als in seinem ersten Jahr, denn im vergangenen Jahr gab es sehr viele Stürze und diese Saison einige weniger.“ In der Tat waren es im Jahr 2013 noch ganze 15 Stürze gewesen, also vier mehr als in der abgelaufenen Saison.
Marquez: Viele Siege, viele Stürze
„Aber offensichtlich pusht er noch immer sehr hart und das erhöht die Möglichkeit eines Sturzes“, so Lorenzo, der selbst jedes Jahr zu den Piloten mit den wenigsten Stürzen zählt. Dieses Jahr fiel der Spanier lediglich zweimal von seiner M1, in den vergangenen drei Jahren zusammen sogar nur zehnmal. Somit ist Marquez in nur diesem Jahr häufiger gestürzt als sein Rivale im kompletten Zeitraum seit Saisonbeginn 2012.
Auch Marquez-Teamkollege Dani Pedrosa und Vize-Weltmeister Valentino Rossi blieben mit sechs beziehungsweise fünf Stürzen deutlich unter dem Wert des Champions. Läuft der erst 21-jährige Marquez also Gefahr, seinen Körper in jungen Jahren bereits komplett zu ruinieren? Das scheint überraschenderweise nicht der Fall zu sein, denn die meisten Stürze von Marquez in der Saison 2014 verliefen vergleichsweise harmlos.
In Misano und Aragon konnte er nach seinem jeweiligen Sturz im Rennen anschließend weiter- und sogar in die Punkte fahren. Seit Beginn der Saison 2012 verpasste Marquez kein einziges Rennen, obwohl er alleine in den vergangenen beiden Jahre 26-mal zu Boden ging. Den schwersten Unfall in diesem Zeitraum zog er sich bei der Saisonvorbereitung 2014 zu, als er sich das Bein brach – ein Sturz also, der in dieser Statistik gar nicht auftaucht.
Lorenzo und Rossi holten zuletzt mehr Punkte
Fakt ist allerdings auch, dass sich das große Risiko für Marquez 2014 lediglich zu Saisonbeginn auszahlte, als er mit zehn Siegen in Serie einen neuen Rekord aufstellte. Die zahlreichen Stürze in der zweiten Hälfte des Jahres sorgten allerdings dafür, dass Lorenzo und dessen Teamkollege Rossi in diesem Zeitraum beide erfolgreicher als der Weltmeister waren.
In den letzten acht Rennen holte Marquez lediglich 112 Punkte, Rossi 138 und Lorenzo sogar ganze 146. Kurios: Der Spanier holte in diesem Zeitraum drei Siege, die beiden Yamaha-Piloten jeweils nur zwei. Trotzdem hängten Rossi und Lorenzo den Weltmeister bei der Punkteausbeute ab. Sobald das Verhältnis zwischen Siegen und Stürzen also zu sehr in die falsche Richtung kippt, geht Marquez‘ riskante Strategie nicht mehr auf.
Wäre Lorenzos Saisonstart nicht so katastrophal verlaufen, hätte er Ende 2014 vielleicht sogar noch um den Titel kämpfen können. Für den Spanier zählen allerdings keine Eventualitäten: „Ich weiß, dass es so nicht läuft, aber es zeigt, dass der Beginn unserer Meisterschaft ein Desaster war und wir eine Menge Punkte verloren haben. Daraus sollten wir lernen, dass wir zu Beginn des kommenden Jahres besser vorbereitet sein müssen.“
„Ich war vier bis fünf Kilo zu schwer. Ich kam noch immer in meine Lederkombi, aber mein Bauch war etwas zu dick“, sagt der Spanier mit einem Lächeln. In den ersten beiden Rennen holte Lorenzo lediglich sechs Punkte, wodurch Marquez ihm nach diesen beiden Läufen bereits um 44 Zähler enteilt war. 2015 will Lorenzo nun gleich von Beginn an voll bei der Musik sein, um nicht erneut auf Stürze des Champions angewiesen zu sein.
Text von Ruben Zimmermann
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