(Motorsport-Total.com) – „Aufgrund seiner schweren Armverletzung ist es wahrscheinlich so, dass wir den Marc von früher nie mehr sehen werden, dafür aber vielleicht in Zukunft einen besseren Marc.“
Das sagt Jorge Lorenzo im Gespräch mit Mundo Deportivo über Marc Marquez und die Folgen von dessen schwerem Sturz aus dem Juli 2020 in Jerez.
In der kürzlich begonnenen MotoGP-Saison 2024 pilotiert Marquez erstmals keine Honda mehr, sondern im Gresini-Team eine Ducati. Den sechsmaligen Weltmeister der Königsklasse, dessen Honda-Teamkollege er in der Saison 2019 war, beschreibt Lorenzo nicht nur als „einen der besten Fahrer der Geschichte“, sondern auch als „den einzigen, den ich kenne, der keine Angst davor hat zu stürzen oder sich zu verletzen“.
„Aber natürlich“, kommt Lorenzo auf Marquez‘ folgenschweren Jerez-Sturz zurück, „hat er sich verändert. Wir erleben heute einen Marquez, der bedachter agiert und der vorsichtiger ist“. Trotzdem, oder gerade deshalb, hat Lorenzo seinen ehemaligen Teamkollegen und Rivalen auch für die Zukunft auf der Rechnung, wenn es um Rennsiege oder gar WM-Titel geht.
Als Grund dafür nennt Lorenzo zum einen Marquez‘ neue Herangehensweise und zum anderen, dass dieser jetzt nicht mehr auf einer Honda, sondern einer Ducati sitzt. „Dass Marquez nicht viel langsamer geworden ist, das können wir sehen. Er macht aber weniger Fehler, stürzt nicht mehr so oft. Er ist jetzt konstanter, ich würde sagen konstant genug, dass er um WM-Titel kämpfen kann“, sagt Lorenzo nach dem Saisonauftakt 2024.
Tatsächlich ist Marquez, seit er beim Valencia-Test im November 2023 erstmals auf die Gresini-Ducati gestiegen ist, erst einmal gestürzt. Das war vor drei Wochen beim letzten Vorsaisontest in Lusail. Aber: Dass Marquez im Gresini-Team eine Vorjahres-Ducati fährt, das ist nach Ansicht von Lorenzo auch mit einem potenziellen Nachteil verbunden.
„Leider ist er in einem Jahr zu Ducati gekommen, in dem das neue Motorrad deutlich besser zu sein scheint als das alte“, sagt Lorenzo und spielt damit auf die Ducati GP24 an, die im Werksteam und im Pramac-Team zum Einsatz kommt, nicht aber im Gresini-Team und im VR46-Team.
Die beiden letztgenannten Rennställe, in denen die Marquez-Brüder sowie Marco Bezzecchi und Fabio Di Giannantonio an den Start gehen, sind reine Ducati-Kundenteams. Das Recht, das werksunterstützte Satellitenteam zu sein, das besitzt laut Vertrag mit Ducati nur das Pramac-Team, wo Jorge Martin und Franco Morbidelli fahren.
Und: Weil Ducati in diesem Jahr aufgrund des neu formulierten Concession-Systems noch stärker vom Reglement eingeschränkt ist als es in der Vergangenheit der Fall war, gibt es für Gresini und VR46 keine Chance, im Saisonverlauf etwa den starken Motor der GP24 zu bekommen.
Die Motorenentwicklung ist in der MotoGP-Saison 2024 für Ducati (Gruppe A) eingefroren. Das gilt nicht nur für das Werksteam, sondern für alle Teams des Herstellers. Auch für Aprilia und KTM (beide in Gruppe C) ist die Motorenentwicklung eingefroren. Hingegen dürfen Honda und Yamaha (beide in Gruppe D) ihre Motoren im Verlauf des Jahres weiterentwickeln.
Text von Mario Fritzsche
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