Vor Jorge Lorenzos Ducati-Debüt in der MotoGP-Saison 2017 waren die Erwartungen auf allen Seiten hoch.
Man hatte den Spanier, der mit Yamaha in der Königsklasse drei WM-Titel geholt hatte, zu sich geholt, um nach einer langen Durststrecke selbst wieder in den WM-Kampf eingreifen zu können. Doch war es nicht Lorenzo, sondern Andrea Dovizioso, der die Titelchance bis zum Saisonfinale in Valencia wahrte.
Lorenzo gewöhnte sich nur langsam an sein neues Arbeitsgerät, langsamer als von ihm selbst, dem Team und vielen Fans erwartet. Zum Ende der Saison standen drei Podestplätze zu Buche. Einen Sieg verpasste Lorenzo zum ersten Mal seit seiner Rookie-Saison in der 250er-Klasse 2005. Mit WM-Platz sieben schloss er das Jahr noch hinter MotoGP-Rookie Johann Zarco ab. Es ist sein schlechtester Gesamtrang in der MotoGP.
Cristian Gabarrini, der Casey Stoner gemeinsam mit Ducati 2007 zum Titelerfolg führte und Ende 2016 zum italienischen Hersteller zurückkehrte, blickt entsprechend zwiespältig auf das Jahr zurück. „Die Ziele verschieben sich mit der Zeit“, gibt er zu. „Zu Beginn der Saison wollten wir sein Selbstvertrauen mit dem Bike steigern. Später sollte er immer in die Top 5 fahren und dann um den Sieg kämpfen, egal bei welchen Bedingungen.“
Lorenzo erst gegen Ende der Saison stark genug
Dieser Plan ging nicht auf. Wiederholt musste Lorenzo Rückschläge einstecken, sich auf neuen Strecken unter anderen Bedingungen mit der Desmosedici erst zurechtfinden. Zuletzt schien er die gewünschte Form jedoch erreicht zu haben, fuhr beim vorletzten Saisonrennen in Sepang einen zweiten Platz ein. Gabarrini erklärt: „Bei den letzten Rennen war er da und ich denke, mit zwei Rennen mehr hätten wir das bestätigt.“
Nun gilt es, dies in der kommenden Saison zu tun. Denn eines stellt Lorenzos Crewchief klar: „Wenn wir im nächsten Jahr dieselben Probleme haben wie 2017, gibt es dafür keine Entschuldigung. Eine weitere Saison wie diese wäre inakzeptabel.“ Dass Lorenzo für Ducati seinen bisherigen Fahrstil hätte aufgeben müssen, verneint Gabarrini. Die „Essenz“ seines sanften Stil habe der Spanier beibehalten.
„Jorge war in der Lage, seinen Fahrstil so anzupassen, dass er von den Stärken des neuen Motorrads profitieren kann“, urteilt Gabarrini. „Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, Dinge zu tun, die für ihn nicht selbstverständlich waren, um schnell zu sein. Mit der Yamaha wusste er genau, wie das Bike in jedem Moment reagiert. Das musste er mit der Ducati erst lernen. Er hat seinen Stil, sein Wesen nicht verloren. Er hat sich nur angepasst.“
Wird Alex Debon Lorenzo künftig unterstützen?
Und um diesen Prozess weiter voranzutreiben, scheint der Spanier über personellen Zuwachs nachzudenken. So könnte der ehemalige spanische Ex-Pilot Alex Debon künftig eine stärkere Rolle in Lorenzos Team spielen. Beide kennen sich aus der Zeit, als Lorenzo in der 250er-Klasse mit Aprilia 2007 und 2008 den Titel holte. Debon testete damals für den Hersteller. Ist Ähnliches auch bei Ducati in Planung?
Beim MotoGP-Test in Valencia und später in Jerez war Debon jedenfalls in Lorenzos Box zugegen. Dem Vernehmen nach könnte ihm dort eine ähnliche Aufgabe wie Ducati-Testpilot Michele Pirro zukommen. Debon selbst absolvierte in seiner Karriere neun komplette Saisons in der mittleren Klasse der Motorrad-WM, davon fünf mit Aprilia, drei mit Honda und eine mit FTR in der Moto2. Er erreichte zwei Siege und sieben Podien.
Text von on Juliane Ziegengeist & Oriol Piugdemont
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