Francesco Bagnaia - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Zum ersten Mal seit Valentino Rossi 2009 wurde wieder ein Italiener Weltmeister

(Motorsport-Total.com) – 2022 war das Jahr eins nach der langen und erfolgreichen Karriere von Valentino Rossi.

Und mit Francesco Bagnaia trat ein Landsmann in dessen Fußstapfen. Zum ersten Mal seit Rossis letztem WM-Titel im Jahr 2009 wurde ein Italiener MotoGP-Weltmeister.

Aber die ganz große Begeisterung blieb bei den beiden Italien-Rennen aus. In Mugello versammelten sich am gesamten Wochenende nur 74.078 Zuschauer. Am Sonntag waren es gar nur 43.661 Fans. Das war im Vergleich zu 2019 ein dramatischer Einbruch.

Im Jahr vor der Coronavirus-Pandemie pilgerten noch 139.329 Besucher nach Mugello. Am Sonntag waren es damals 83.761 Fans. Der Rücktritt von Rossi und hohe Ticketpreise wurden als Gründe für diesen Zuschauerrückgang genannt.

„In Misano war es nicht so schlimm wie in Mugello“, hält Luca Marini fest. „Ich erinnere mich, dass es in Misano in der Vergangenheit auch mit Vale ähnlich war.“ Die Zahlen für Misano waren besser, aber im Vergleich zu 2019 auch rückläufig.

Im Jahr 2019 waren es am gesamten Wochenende noch 158.300 Fans und davon 96.212 am Renntag. Im September versammelten sich 101.140 Zuschauer in Misano, davon 56.951 am Sonntag.

Und dass, obwohl sich die beiden Italiener Bagnaia und Enea Bastianini um den Sieg duelliert haben. Ducati hat in der Saison 2022 alle WM-Wertungen gewonnen. Für Italien war es eine der erfolgreichsten Jahre. Warum sinkt das Interesse?

„Ich denke, dass wir erst am Anfang einer neuen Ära für italienische Fahrer stehen“, glaubt Marini. „Vale hatte über viele Jahre die Möglichkeit, neue Fans zu bringen. Außerdem waren die Rennen im Free-TV. Somit konnte er viel mehr Leute erreichen.“

In Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien wird die MotoGP und die anderen Klassen seit einigen Jahren ausschließlich im Pay-TV gesendet. Deutschland und Österreich stellen mit den Übertragungen auf ‚ServusTV‘ eine Ausnahme dar.

„Jetzt ist es eine Frage der Zeit. Alle MotoGP-Fahrer sind momentan sehr jung“, spricht Marini den erfolgten Generationenwechsel an. „Wir müssen abwarten, bis wir die Herzen der Fans erreichen. In ein paar Jahren werden die Tribünen wieder voll sein.“

Bagnaia und Co. müssen sich Marinis Einschätzung nach erst eine Fanbasis aufbauen. Aber der neue Weltmeister hat in Misano eine Tribüne entdeckt, die speziell ihm gewidmet war: „In Kurve 10 habe ich viele Flaggen mit meiner Nummer 63 gesehen.“

„Auch in Mugello waren viele Fans mit meinen Flaggen. Aber in Misano war es unglaublich, wie viele dort waren. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft diese treuen Fans habe, weil mich das sehr glücklich macht.“

Aber auch der Sport und die Action auf der Strecke hat sich verändert. Überholmanöver sind schwieriger geworden. Oft gibt es Phasen im Rennen, die mehr einer Prozession gleichen. Schadet das der Unterhaltung und sorgt im Endeffekt für einen Zuschauerrückgang?

„Wir machen keine Fehler, weil wir die besten Fahrer der Welt sind“, lacht Marini und fügt ernstgemeint hinzu: „Wir haben die besten Reifen und die besten Motorräder. Es ist unmöglich, Fehler zu machen, wenn alles zu 100 Prozent funktioniert.“

„Das Level in der MotoGP ist derzeit auf einem Höhepunkt. Ich finde, die MotoGP-Show ist gut. In der Vergangenheit war es vielleicht spektakulär, weil nur drei Fahrer an der Spitze gekämpft haben. Die Fans konnten sich ausschließlich auf sie konzentrieren.“

„Jetzt kann jeder Fahrer ein Rennen gewinnen. Das Level ist einfach beeindruckend. In jedem Rennen gibt es eine Gruppe an Fahrern, die um das Podium kämpfen. Das ist meiner Meinung nach unglaublich.“

Text von Gerald Dirnbeck

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