Vergleich mit Formel 1, Poker und Fußball: Macht der Motorrad-Sport das Beste aus dem mobilen Zeitalter?
„Am faszinierendsten für die Fans: Live-Bilder, egal auf welchem Endgerät.“ (Quelle: Pexels)
Motorradrennsport gehört zu den spektakulärsten Motorsportarten überhaupt. Während Tourenwagen und Formel-1-Autos sich im Vergleich schwerfällig über die Strecken dieser Welt bewegen, sind Zweiräder agil, extrem schnell, erlauben spektakuläre Überholmanöver und bringen ein für Zuschauer und Fahrer Herzrasen auslösendes Risiko mit sich. Bei Gaskrank wird viel Wert auf guten Video-Content im Motorsport gelegt. Aber wie sieht es mit der Sportart im Smartphone-Zeitalter im Allgemeinen aus? Bereits 57 Millionen Smartphone-Nutzer gibt es alleine in Deutschland. Macht der Motorrad-Sport wirklich das Beste aus der Sache, wenn es um Smartphones und Apps geht? Wir haben uns die Situation genauer angeschaut und mit der Formel 1, Fußball und sogar Profi-Poker verglichen.
Apps, Mobile und Motorradsport: Wie sieht die aktuelle Situation aus?
Motorradsport ist extrem beliebt: Das diesjährige MotoGP Rennen am Sachsenring schauten sich zum Beispiel über 200.000 Zuschauer vor Ort an, damit liegt das Rennen auf Platz zwei der vor der Sommerpause ausgetragenen Grand Prix. Doch noch größer ist die Zahl der Zuschauer vor den TV-Bildschirmen und im Internet, die bei großen Motorsport-Ereignissen locker in die zweistellige Millionenhöhe geht. Tut der Motorradsport aber wirklich alles, um die Zuschauer auch mobil am Ball zu halten? Die Lage ist gemischt. Rennen der MotoGP werden fast alle live im Fernsehen übertragen, auch auf österreichischen Sendern wie Servus TV. Im Internet verfügt der deutschsprachige Streaming-Dienst DAZN über die Streaming-Rechte an den Rennen – allerdings gegen Gebühr. Ähnlich wie die Formel 1 mit F1 TV Pro verfügt auch die MotoGP inzwischen über einen offiziellen Streaming-Videopass. Dieser kostet für die komplette Saison 44,99 Euro und erlaubt es, am TV, Laptop, Tablet oder Smartphone bei allen Rennen dabei zu sein.
Das klingt erstmal gut, doch abseits der weltbekannten MotoGP sieht es in der mobile-Szene deutlich weniger überzeugend aus. Wer Mega-Events wie die Isle of Man TT (das gefährlichste Motorrad-Rennen der Welt) live verfolgen wollte, musste sich bis vor kurzem schon eine Karte kaufen und in den Flieger sitzen. Inzwischen kann man dank Firmen wie Pilgrim Media und Digital Circus das Spektakel zwar auch live per Streaming am Smartphone verfolgen, doch viele Casual Fans des Sports sind sich darüber noch nicht einmal bewusst. Noch schwieriger wird es in den Nachwuchs-Klassen: Alles, was nicht im Rahmenprogramm der MotoGP fährt, ist höchstens für die ganz großen Fans per Websuche und Amateur-Übertragung, oft aber auch überhaupt nicht mobil verfügbar. Die Situation könnte also deutlich besser sein, immerhin ist der Amateur-Sport das wichtigste Bindeglied zwischen Hobbyfahrern und Profis. Im mobilen Bereich könnte der Motorsport sich also durchaus noch weiterentwickeln, wer ein Handy besitzt und damit zuschauen möchte, hat oft nur eingeschränkte Funktionen zur Hand.
„Nicht nur die MotoGP, auch andere Zweige des Sports müssen für die Zuschauer per App mobil verfügbar sein.“ (Quelle: Pexels)
Vergleich mit anderen Sportarten
Im Vergleich zu anderen Sportarten steht der Motorradsport beim Thema Mobile eigentlich nicht schlecht da. Der Vergleich mit der Formel 1 ist hier am naheliegendsten. Neben Übertragung der Rennen bei F1 TV Pro bietet die offizielle App für die Formel-1-Fans Features wie Live-Timing, historische Rennen, aktuelle News und mehr. Die 490 Millionen Formel-1-Zuschauer in der Saison 2018 kommen nicht von ungefähr – mobile Angebote sind dank Eigentümer Liberty Media bei der Formel 1 inzwischen Standard. Die offiziellen MotoGP-Apps für iOS und Android stechen in dieselbe Kerbe: Viele Kameraperspektiven, Live-Video, Live-Timing und Audiokommentar sind so auch im mobilen Sektor verfügbar. Zudem gibt es mit der MotoGP Championship Quest ein offizielles Spiel. Aber auch hier gilt: Abseits der Königsklasse sieht es schlechter aus.
Wie man es richtig macht, zeigen die elektronischen Sportarten: Beim eSport zum Beispiel wird inzwischen jedes größere Turnier live im Internet übertragen, die „Always-Online“-Mentalität ist beim Gaming-Sport bereits von Anfang an Teil der Faszination gewesen. Und immer mehr Motorsport-Serien erhalten eigene eSport-taugliche Ableger, am populärsten das Beispiel der F1 Spiele-Reihe. Aber auch die MotoGP erhält jährlich ein eigenes (Konsolen-)Spiel, dessen Turniere dann dank Live-Streaming von überall aus verfolgt werden können. Ebenfalls ein Vorzeigebild beim eSport: Die sportliche Online-Poker-Szene, die mit durchgehendem mobilen Support auftrumpft. Viele Anbieter ermöglichen es den Spielern, mobil an Turnieren teilzunehmen, offizielle Apps auf die Smartphones zu laden und dort Seven Card Stud, Texas Hold’em oder andere Poker-Varianten live per Webcam gegen echte Menschen zu spielen. Poker-Fans können dank offizieller YouTube- und Twitch-Channels außerdem Spiele der Profis verfolgen. Hiervon könnte der Motorradsport sich eine Scheibe abschneiden, die Fans könnten noch viel stärker in die Rennen integriert werden – dank mobiler Technologie in dieser Hinsicht alles möglich.
Und natürlich darf auch der Vergleich mit dem Fußball nicht fehlen: Auch hier gibt es eine offizielle Bundesliga-App, mit allen Spielen, der aktuellen Tabelle, News und Live-Ticker. Insgesamt schlägt die Motorrad-Szene sich aber auch hier im Vergleich gut. Trotzdem: Was gibt es sonst noch konkret zu verbessern?
„Spektakuläre Überholmanöver machen den Sport zu dem, was er ist.“ (Quelle: Pexels)
Verbesserungen
Die möglichen Verbesserungen betreffen vor allem die Peripherie des Sports: Der Motorradsport ist ein großes und diverses Feld – das ist einerseits eine große Stärke, andererseits würde man sich jedoch eine Vereinheitlichung bei Apps und mobilen Webseiten wünschen. Dann bekämen auch Nischen-Serien mehr Publicity. Laien-Sportler sollten besser in die mobile Welt integriert werden, im Vergleich zur Poker-Szene gibt es im Motorsport beispielsweise weniger direkten Kontakt zwischen Profis und Amateuren – was schade ist, da der Sport von dieser Verbindung zwischen beiden Gruppen lebt. Hier könnte es mehr Initiativen geben, um auch wirklich alle Events der gewaltigen Motorrad-Welt unter einen Hut zu bringen. Aber so lange können ja mobil verfügbare News-Portale, Facebook Gruppen und Twitter in die Bresche springen. Letztlich sind es die spektakulären Videos von Fahrern wie Marc Marquez, welche die Fans faszinieren.
Fazit
Der Motorradsport ist im Vergleich zu anderen Sportarten gut aufgestellt, wenn es um Streaming und mobile Apps geht. Macht der Sport aber bereits das Beste aus den aktuellen technischen Möglichkeiten? Das noch nicht: Im Vergleich zur Poker-Szene fehlen hier noch direktere Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Profis und Fans und die offiziellen Apps sind noch nicht so gut ausgebaut wie zum Beispiel beim Fußball. Im Vergleich zum großen Konkurrenten Formel 1 stehen Motorradrennen, gerade wenn es um die MotoGP geht, aber durchaus gleichwertig da.
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