(Motorsport-Total.com) – Als Marc Marquez beim MotoGP-Saisonfinale 2020 stürzte und ihn eine Armverletzung für mehr als ein Jahr außer Gefecht setzen sollte, war es nicht das erste Mal, dass die Karriere des Ausnahmekönners auf der Kippe stand.
Bereits 2011, als er noch Moto2 fuhr, warf ihn eine schwere Verletzung aus der Bahn.
Damals befand sich Marquez auf dem sicheren Weg zum Moto2-Titel, als er im ersten Freien Training zum Grand Prix von Malaysia stürzte und sich dabei eine komplizierte Augenverletzung zuzog. Der Spanier konnte die Saison nicht beenden.
Während sich Stefan Bradl zum Weltmeister krönte, hatte Marquez mit anhaltenden Sichtproblemen zu kämpfen. Er konsultierte mehrere Ärzte und ließ bei Spezialisten schließlich das rechte Auge operieren, ohne zu wissen, ob er jemals wieder richtig sehen können würde. Noch in der Vorsaison 2012 blieb ihm die Teilnahme an den Moto2-Testfahrten in Jerez verwehrt, da er noch nicht völlig kuriert war.
Marquez blickt zurück: Damals ging alles schneller
Auch damals war Geduld gefragt. Und sie zahlte sich aus: Marquez dominierte die folgende Moto2-Saison, sicherte sich den Titel und stieg anschließend in die MotoGP auf, um dort offizieller Honda-Werksfahrer zu werden. Wenn er heute auf die damalige Verletzung zurückblickt, findet der Spanier: „Es ist nicht vergleichbar.“
„Als ich Probleme mit der Sicht hatte, ging das alles schneller. Es ging nur drei Monate. Die Ärzte meinten damals, dass sie sich nicht sicher sind, ob ich wieder ein Motorrad fahren kann. Schlussendlich war das möglich und ist es nach wie vor. Bei der Sache mit den Augen war nur eine Operation nötig und alles war wieder gut.“
Seine Armverletzung sei eine deutlich langwierigere Geschichte. „Ich arbeitete mit meinem Physiotherapeut, der ein Jahr lang in meinem Haus lebte“, berichtet der Spanier, der lange überhaupt kein Krafttraining betreiben, geschweige denn auf ein Motorrad steigen konnte. Erst im März erhielt er grünes Licht von den Ärzten. Beim dritten Saisonrennen in Portimao feierte er sein Renncomeback.
„Mit etwas Zeit wird es wieder werden wie zuvor“
Doch es ging nur in kleinen Schritten voran. „Seit Montmelo sagte ich mir, dass ich mein altes Leben zurückhaben möchte. Ich will wieder mit meinem Bruder Krafttraining machen, mit ihm auf dem Rad trainieren und wieder normal leben.“
Sukzessive konnte Marquez sein Pensum erhöhen. Zudem gab ihm der Sieg am Sachsenring, eine seiner Paradestrecken, zusätzlich Auftrieb, auch wenn er unter besonderen Vorzeichen gelang. „Mit etwas Zeit wird es wieder werden wie zuvor“, ist der achtfache Weltmeister überzeugt. Er geht gestärkt aus dieser Erfahrung hervor.
„In allen Sportarten gibt es Momente, die mehr Einfluss haben als andere. Bei Rafa Nadal erinnere ich mich mehr an seine Rückkehr zum Erfolg nach einer Knieverletzung, die für viele Spieler das Ende ihrer Karriere bedeutet hätte, als an seine vielen Siege“, zieht er den Vergleich zu einem seiner großen sportlichen Idole.
„Der Sportler lebt für seine Leidenschaft. Ich habe alles gegeben, meine ganze Zeit, um so zu sein wie früher. Das bin ich noch nicht. Ja, ich habe gewonnen, aber ich muss weiter arbeiten. Heute schätze ich die Vergangenheit mehr, die Siege der Vergangenheit, aber ich lebe lieber in der Gegenwart. Und in der will ich wieder in der Lage sein, die anderen Topfahrer wirklich herauszufordern.“
Text von Juliane Ziegengeist
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