In diesem Jahr sitzen drei Rookies auf MotoGP-Prototypen. Marc Marquez ist im Honda-Werksteam und feierte bereits in seinem zweiten Grand Prix seinen ersten Sieg in der Königsklasse.
Andrea Iannone hat mit der Ducati kein konkurrenzfähiges Material zur Verfügung und tastet sich im Schatten an die MotoGP heran. Und dann ist da noch Bradley Smith im Tech-3-Team.
An den ersten beiden Rennwochenenden war der Brite klar der langsamste Yamaha-Fahrer. Die M1 ist konkurrenzfähig und sein Teamkollege Cal Crutchlow konnte die Werksfahrer ärgern.
Smith konnte bisher nicht mit schnellen Zeiten glänzen und musste sogar gegen Aleix Espargaro kämpfen, der auf einer CRT-Aprilia sitzt. „Ich habe immer noch den Moto2-Stil im Gefühl. Ein MotoGP-Bike kippt in der Kurve nicht so einfach um. Man muss diesen Vorgang starten und dann in die Kurve fahren. Wenn man in die Kurve fährt, dann kann man das Motorrad umlegen“, erläutert Smith. „Der erste Moment und die Bremsphase sind eine Herausforderung.“
Deshalb muss er seinen Fahrstil auf die deutlich schwerere und stärkere Maschine anpassen. „In der Moto2 habe ich am äußeren Randstein gebremst. Jetzt muss ich schon lange bevor ich zum Randstein komme bremsen. Der Speed ist höher und dann muss ich einlenken. Man muss das richtige Gefühl für alles finden. Ich versuche noch alle Puzzlestücke zusammensetzen. Man muss zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle der Strecke sein.“
Im Gegensatz dazu hat Marquez die Puzzleteile schon zusammengesetzt. Doch auch der Überflieger musste sich von der Moto2 umstellen. „Wenn man sich in der Moto2 stark zur Seite lehnt, bekommt man Chattering am Vorderreifen. Auf diesem Motorrad fühle ich mich wohler“, sagt der Spanier. „In der Moto2 hatte ich immer Probleme mit Chattering, das spüre ich hier nicht.“ Ist die MotoGP für Marquez demnach einfacher als die Moto2? „Als ich in die Moto2 kam, bin ich drei Mal in Folge gestürzt.“
„Die körperlichen Anforderungen sind anders. In der Moto2 kannst du das Rennen mit 100 Prozent beginnen und mit 100 Prozent beenden. Hier ist das anders. Wenn du hier von Anfang an 100 Prozent gibst, bist du am Ende müde. Vor allem auf dieser Strecke (Austin; Anm. d. Red.), wo es so viele Richtungswechsel gibt. Es gibt während des Rennens auch mehr zu tun. Du kannst die Motoreinstellungen oder die Traktionskontrolle verändern, das ist sehr interessant.“
Marquez ist nach seinem sensationellen Sieg in aller Munde. Dagegen sorgte Smith bisher nicht für positive Schlagzeilen. Auch der Brite erkennt die Leistung seines ehemaligen Gegners in den kleinen Klassen an. „Marquez hat das gemacht, was die außergewöhnlichen Champions der MotoGP gemacht haben“, bringt Smith klar zum Ausdruck. „Er hat die 125er-WM und die Moto2 gewonnen. Das haben wir nicht zum ersten Mal gesehen.“
Smith setzt sich realistische Ziele
„Nun hat er aber gezeigt, was für ein Fahrerkaliber er ist. Es ist das nächste Level, dass ihn zum Weltmeister gemacht hat. Sein Fahrstil ist einzigartig. Es sieht so aus, als würde er in jeder Kurve stürzen, aber das macht er nicht. Er muss ein unglaubliches Gefühl für das Motorrad haben. Er hat auch großes Selbstvertrauen und kann nichts falsch machen. Er ist beeindruckend.“ Es stellt sich die Frage, wie Smith mit dieser Situation umgeht, denn schließlich ist er auch ein Rookie und kam bisher nicht einmal annähernd an Marquez heran.
„Man kommt einfach damit klar und setzt sich realistische Ziele“, sieht es Smith locker. „Ich weiß, gegen welche starken Fahrer ich in der Vergangenheit gefahren bin. Wir setzen uns realistische Ziele. Ich möchte mich mit Bradl vergleichen. Meine Zeiten würden mich im Vorjahr etwas weiter nach vorne bringen. Das ist aber die Evolution der MotoGP. Solange ich Bradls-Zeiten erreiche und Fortschritte schaffe, dann ist das in Ordnung.“
Und von den Rundenzeiten her war Smith bisher auf Bradls Niveau vom Vorjahr, als der Deutsche in der MotoGP debütierte. In dieser Saison will der 22-Jährige konstant Fortschritte schaffen und die Puzzleteile zusammenfügen. „An manchen Rennwochenenden wird es mir einfacher als an anderen fallen. Man muss geduldig sein. Die 93 verbläst derzeit alle. Ich würde mich gerne mit ihm vergleichen, aber ich muss realistisch sein.“
„Bradl war im Vorjahr sehr gut. Wenn ich auf diesem Level fahre, dann wird das zweite Jahr besser sein. Das dritte Jahr sollte dann noch besser sein. Man muss sich nur Cal ansehen.“ Und speziell Crutchlow ist ein Beispiel, wie sehr man sich mit Erfahrung steigern kann. Die erste Saison des Briten verlief mehr als durchwachsen. Bei fünf Rennen schied Crutchlow aus und bei lediglich fünf Rennen fuhr er in die Top 10. In der zweiten Saison schaffte er schließlich den Anschluss an die Spitzengruppe und ist jetzt im dritten Jahr erster Verfolger der Werksfahrer.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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