(Motorsport-Total.com) – In Spielberg musste sich Marc Marquez (Honda) zuletzt zwar Andrea Dovizioso (Ducati) geschlagen geben.
In der MotoGP-Saison 2019 war der Spanier bisher trotzdem das Maß der Dinge. Mit Ausnahme von Austin schnitt er in keinem Rennen schlechter als Zweiter ab. Nach sechs Siegen führt er die WM mit 58 Punkten Vorsprung an.
„Es ist nicht einfach, aber es sieht vielleicht so aus, weil ich meine Strategie in den Rennen geändert habe“, kommentiert Marquez seine Dominanz im Gespräch mit ‚MotoGP.com‘. „Wenn ich gewonnen habe, dann immer mit etwas Vorsprung. Den konnte ich mir zu Beginn erarbeiten und bis zum Ende verwalten. So sieht es von außen einfacher aus.“
„Im vergangenen Jahr habe ich auf eine andere Art und Weise gearbeitet, aber dann ist mir klar geworden, dass sie im Kampf mit Fahrern wie zum Beispiel Dovizioso nicht funktioniert. Dieses Jahr fühle ich mich auf dem Motorrad besser, ich spüre das Limit mehr. Das ganze Paket funktioniert etwas anders und das hilft mir dabei, diese Strategie zu fahren.“
Verbesserter Honda-Motor mit Vor- und Nachteilen
Zwar gibt der 26-Jährige zu: „Natürlich ist mir ein Rennen mit einem großen Kampf bis zum Ende lieber. Aber das ist der Weg, um zu gewinnen. Das ist der Weg, mit dem ich mich stärker fühle. Vielleicht habe ich mich im vergangenen Jahr auf der letzten Runde stärker gefühlt, in diesem Jahr ist das auf den ersten Runden der Fall.“
Wenn ihn hier keiner seiner Gegner stören oder verfolgen kann, ist Marquez meist auf und davon. Doch nicht nur seine Renneinteilung, auch seine Konstanz ist bemerkenswert. „Schon im Vorjahr waren wir sehr konkurrenzfähig und auf allen Strecken gut unterwegs. Aber wir haben versucht, noch einen Schritt weiter zu gehen“, erklärt der Honda-Pilot.
Das ist gelungen, denn mittlerweile kann er auch auf für ihn und sein Bike zuvor schwierigen Kursen um Podestplätze und Siege kämpfen. Ein Grund dafür ist der verbesserte Motor der RC213V. „Er war unsere Schwäche im Vergleich zu Ducati. Daran haben wir gearbeitet. Jetzt verfügen wir über einen sehr leistungsstarken Motor.“
„Dafür mussten wir in anderen Bereichen Abstriche machen“, weiß der Spanier, „etwa beim Turning im Vergleich zu Suzuki und Yamaha, die ein sehr gutes Kurvenverhalten haben. In manchen Punkten habe ich wirklich zu kämpfen, aber ich versuche, meinen Fahrstil anzupassen, um das zu kompensieren.“ Eine Anstrengung, die Marquez besser leistet als die Markenkollegen.
Auch er betont: „Ich weiß, dass die Honda kein einfaches Motorrad ist. Aber für mich ist es kein Problem, wenn ich ein schwieriges Motorrad habe, mit dem ich trotzdem gewinne. Wenn ich körperlich härter trainieren muss, um weiter zu gewinnen, dann tue ich das.“ Gleichzeitig investiere Honda viel in die Weiterentwicklung.
„Wir arbeiten vor allem im Bereich des Chassis sehr hart und analysieren viel. Klar gewinnen wir Rennen, aber die anderen Hondas haben Probleme. Ich denke, dass wir Chassis-seitig sehr viel verbessern können. Das Gute ist, dass ich und Cal (Crutchlow, LCR-Honda; Anm. d. R.) beim Testen mehr oder weniger dasselbe Feedback geben.“
Was Marquez von Teamkollege Lorenzo erwartet
Das gilt laut Marquez auch für Teamkollege Jorge Lorenzo: „Wenn er in guter Verfassung ist und die Dinge ausprobiert, sind seine Kommentare sehr ähnlich.“ Zuletzt fiel der Spanier nach einem Sturz in Assen jedoch für längere Zeit aus. Am kommenden Rennwochende in Silverstone kehrt er nach seiner Zwangspause erstmals wieder auf die Honda zurück.
„Ich erwarte einen stärkeren Jorge“, hält Marquez fest. „Er hat selbst gesagt, dass er mehr Probleme hat als erwartet. Vielleicht braucht es noch ein paar Rennen. Er ist in einer Situation, in der er das Motorrad noch besser verstehen muss. Er arbeitet sehr viel an seiner Position auf dem Bike, am Tank und solchen Dingen. Deshalb ist es schwierig, den Rest zu verbessern.“
Doch der WM-Leader ist sich sicher: „Wenn er sich einmal besser fühlt, wird er sicher auch dem Team mit seinen Kommentaren helfen können.“ Für Marquez liegt der Fokus aber ohnehin auf seiner Seite der Garage und dem Gewinn seines sechsten MotoGP-Titels, von dem ihm bis zum Saisonende noch acht Rennen trennen.
Mit seinem Vorsprung in der Gesamtwertung könnte er hinter Dovizioso theoretisch immer Zweiter werden und würde trotzdem Weltmeister. „Aber wenn ich mit zehn statt mit neun Siegen Champion werden kann, ist das natürlich besser“, lacht Marquez, der noch nie ein Typ dafür war, seinen Vorteil einfach zu verwalten. Das ist auch in der Saison 2019 nicht anders.
„Ich gebe meine 100 Prozent und wenn ich bis zur letzten Kurve kämpfen muss, werde ich das tun. Es sieht so aus, als ob ich der Einzige bin, der die WM verlieren kann, weil die anderen nur dazu gewinnen können. Das bedeutet zusätzlichen Druck, aber auch zusätzliche Motivation, um die Dinge, die wir bis jetzt erreicht haben, nicht zu verspielen.“
Text von Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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