Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marc Marquez sagt: „Indonesien war hart, aber noch härter war die Woche danach“

(Motorsport-Total.com) – Nach seinem Mega-Highsider in Indonesien und zwei verpassten Rennen ist Marc Marquez zurück im MotoGP-Paddock, um beim Grand Prix of The Americas an diesem Wochenende wieder ins Geschehen einzugreifen.

Seine Sehstörungen sind ausgestanden, doch der schwere Sturz und die Folgen wirken noch nach.

„Die Woche nach Mandalika war wirklich hart“, blickt der Spanier zurück. „Aber zum Glück war die Augenverletzung nicht so schlimm wie beim letzten Mal. Ich war nah dran, schon in Argentinien zurückzukehren. Ich fühlte mich aber nicht motiviert – auch nicht motiviert genug, dieses Risiko zu tragen. Wir diskutierten das mit den Ärzten und entschieden, zu Hause zu bleiben“, verrät der 29-Jährige.

Dort begann Marquez aber, schon wieder zu trainieren und sich vorzubereiten. „Diese Woche hatten wir dann einen erneuten Check beim Arzt. Meine Sicht war intakt und ich stieg wieder aufs Motorrad“, spricht er eine private Testfahrt in Alcarras an.

„Natürlich sind die Voraussetzungen nicht die besten“, weiß der Honda-Pilot. Schließlich musste er zwei Rennen aussitzen. „Aber wir werden versuchen, ein gutes erstes Training zu haben und darauf aufzubauen.“ Die Hoffnung ist, dass er das Gefühl auf seiner Paradestrecke in Austin schnell zurückgewinnen kann.

Kaum Erinnerungen an den Indonesien-Crash
An den Sturz in Indonesien erinnert er sich nur bruchstückhaft. „Ich habe die Bilder gesehen, aber an den Moment selbst erinnere mich nicht wirklich. Aber was ich weiß, ist, dass der Grand Prix in Indonesien einer der schlechtesten GPs meiner Karriere war. Ich bin zu oft gestürzt und habe nicht immer verstanden warum.“

Das gilt auch für den folgenschweren Crash im Warm-up, bei dem er mit einem frischen Hinterreifen unterwegs war. „Wir hatten während des gesamten Wochenendes Schwierigkeiten mit dem Hinterrad. Wir haben viel Gewicht auf das Heck verlagert, aber dann, als wir neue Reifen aufzogen, pushte die Front zu stark, und aus diesem Grund stürzte ich im Qualifying“, analysiert Marquez.

„Im Warm-up versuchten wir, eine kleine Änderung vorzunehmen, um das Problem zu verstehen, und ich stürzte an der schlimmsten Stelle – an einer Stelle, wo ich es am wenigsten erwartete“, räumt er ein. „Aber ich hatte Glück, denn ich war danach zwar in meiner Sicht beeinträchtigt, aber mein Körper war in Ordnung.“

Als Grund für die Probleme von Honda in Indonesien nennt er wenig überraschend den Michelin-Reifen mit der steiferen Karkasse, „an die wir uns nicht gut angepasst haben“. Beim Test mit dem Standard-Reifen für 2022 war Honda im Februar noch am schnellsten. „Aber mit der anderen Karkasse war das nicht so.“

Sein Umfeld hat Marquez aus dem Tief geholt
Angesprochen auf seine Motivationsprobleme nach dem Crash sagt Marquez: „Ich denke, das ist normal. Es ist die dritte oder vierte Verletzung innerhalb von nur zwei Jahren, und es waren schwierige Verletzungen. Vor zwei Wochen war ich auch nicht motiviert genug, hierherzukommen. Aber die Leute um mich herum haben mir geholfen, vor allem mein Bruder Alex und mein Trainer Jose.“

„Sie pushen mich, wieder ins Studio zu gehen und zu trainieren. So kommt die Motivation Schritt für Schritt zurück. Aber im ersten Moment nach so einem Sturz denkst du: Ich will dieses Risiko nicht noch einmal eingehen und mich wieder verletzen.“

Zumal der Spanier schon zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten unter Problemen mit der Sehkraft litt. „Das macht einem natürlich Angst, auch weil es wirklich unangenehm ist, selbst im normalen Leben“, erklärt der 29-Jährige. „Der Arzt bestätigte dann aber zum Glück, dass es diesmal weniger schlimm ist.“

Sehstörungen können bei Sturz wiederkehren
Ausschließen, dass die Sehstörungen wiederkommen, kann er aber nicht. „Ich habe meinen Arzt gefragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist“, verrät Marquez, „weil ich die Verletzung im Oktober hatte und jetzt wieder. Was ist, wenn ich ein Jahr komplett aufhöre?“

„Er sagte, dass der Aufprall sehr groß war und ich an diesem Wochenende, in einem Jahr oder in zwei Jahren das gleiche Risiko habe. Letzten Endes ist es ein Nerv, die sich beim Aufprall ein wenig verschiebt und das Problem verursacht. Es ist einer meiner Schwachpunkte, aber ich bin hier, um Rennen zu fahren. Ich kann nicht daran denken, dass ich nicht stürzen darf, auch wenn ich das Risiko kenne.“

„Die Leidenschaft überwiegt noch immer das, was ich durchgemacht habe“, betont der verletzungsgeplagte Honda-Pilot. „Ich werde meinen Weg also weitergehen, um mich zu verbessern und um den Titel zu kämpfen. An dem Punkt bin ich aber gerade nicht. Jetzt geht es erst einmal darum, das Vertrauen wieder aufbauen.“

Im Vergleich zum Saisonauftakt in Katar, wo er Fünfter wurde, fühle er sich physisch zwar ein bisschen besser. „Aber was das Selbstvertrauen angeht, fühle ich mich viel schlechter. Das ist logisch nach einem Wochenende wie Indonesien und einer erneuten Verletzung, gerade wenn es die Sicht betrifft“, sagt Marquez.

Marquez: Sieg ist möglich, aber nicht Priorität
Die Weltmeisterschaft sei zwar wichtig, im Moment aber nicht das Hauptaugenmerk – genauso wenig wie ein Sieg in Austin, auch wenn er den natürlich nicht ausschließt: „Es ist möglich, aber so gehe ich nicht an dieses Wochenende heran“, so der Spanier.

„Mit Indonesien liegt ein Grand Prix hinter uns, wo ich viele Probleme hatte und oft gestürzt bin. Nach dem Highsider habe ich erst vor wenigen Tagen wieder begonnen, normal zu trainieren. Zu gewinnen ist also nicht die Herangehensweise an dieses Wochenende, sondern das Vertrauen aufzubauen und dann weiterzuschauen.“

Angesichts seiner Siegesserie in Austin, wo Marquez mit Ausnahme von 2019 jedes Rennen gewann, hat ihn die Konkurrenz in jedem Fall auf dem Zettel. „Ich bin immer noch beeindruckt von Marquez‘ Erfolg auf dieser Strecke. Das ist wirklich außergewöhnlich“, sagt zum Beispiel Johann Zarco und scherzt: „Ich denke, dass er selbst mit einem ausgestochenen Auge hier gewinnen könnte.“

Text von Juliane Ziegengeist

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