(Motorsport-Total.com) – Für Marc Marquez hätte die MotoGP-Saison 2025 nicht besser beginnen können.
Mit Pole, Sprint- und Rennsieg aus Buriram im Rücken reist der Ducati-Pilot gestärkt nach Argentinien, wo er von vielen freilich wieder als Favorit gehandelt wird.
Das letzte Mal, dass Marquez beim Grand Prix von Argentinien angetreten ist, ist allerdings schon fünf Jahre her. „Aufgrund vieler Verletzungen“, sagt der Spanier auf einer Vorab-Pressekonferenz in Buenos Aires und ergänzt: „Meine sportliche Karriere in den vergangenen vier Jahren war eine Art Achterbahnfahrt.“
„Aber ich habe auf mich gesetzt, und jetzt bin ich im besten Team, mit den besten Leuten, auf dem besten Motorrad. Es liegt an mir, jedes Wochenende gute Ergebnisse zu erzielen.“
Dabei beflügelt ihn nicht nur die eigene Performance, sondern auch die seines Bruders Alex. Er wurde in Buriram jeweils Zweiter hinter Marc Marquez und rangiert somit auch in der WM direkt hinter ihm – zum ersten Mal in 75 Jahren befinden sich zwei Brüder auf den Plätzen eins und zwei der Gesamtwertung.
Marquez-Brüder im Freudentaumel
„Dafür gibt es keine Worte. Ich habe es meinen Freunden gesagt: Es fühlt sich wie ein Traum an, vor allem, weil ich eine sehr enge Beziehung zu meinem Bruder habe“, betont Marquez.
„Schon letztes Jahr war es etwas Besonderes, als wir beim Deutschland-Grand-Prix Zweiter und Dritter wurden. Das gab uns einen unglaublichen Adrenalinschub. Aber dieses Mal waren wir beide irgendwie ernst, als könnten wir es nicht glauben – die Saison mit einem ersten und zweiten Platz zu beginnen. Wäre es andersherum gewesen, wäre ich genauso glücklich gewesen“, versichert der ältere der Brüder.
Mit seinen 32 Jahren gehört er mittlerweile zu den „Veteranen“ im Feld, doch Marquez betont: „Ich bin ein sehr verjüngter Veteran“. Er spüre noch immer das Feuer in sich und sei sowohl privat als auch beruflich angekommen. „Ich fühle mich entspannt. Ich stehe in keiner Schuld – weder mir selbst noch anderen.“
Dabei seien die vergangenen Jahre die größte Herausforderung seiner Karriere gewesen: „Vier Arm-Operationen, viele Verletzungen, sogar Sehprobleme – vier Jahre Hölle, die ich niemandem wünsche“, blickt Marquez zurück. Doch er habe diese Zeit überstanden und sei stärker aus ihr hervorgegangen.
„Das Einzige, was mich durch all das gebracht hat, ist meine Leidenschaft“, erklärt der Spanier. „Ein Sportler gewöhnt sich ans Gewinnen – bis er den anderen Weg erlebt. Dann merkt man, was die Leidenschaft wirklich wert ist.“
Diese habe ihn schließlich auch zu der Entscheidung geführt, einen Wechsel zu Gresini zu riskieren. „Dafür gab ich viel auf – emotional und sportlich. Aber ein Sportler hat nur etwa 15 Jahre Karrierezeit. Und wenn du gewinnen willst, kannst du es dir nicht leisten, Zeit zu verschwenden. Jetzt fühle ich mich immer mehr als Teil von Ducati – und ich hoffe, wir können noch viele glückliche Momente erleben.“
Marquez ist hungrig auf den nächsten Titel
Rückblickend sei seine Entscheidung, zu Ducati zu wechseln, genau die richtige gewesen. „Damals wusste niemand, ob es klug oder dumm war – aber es war definitiv mutig.“
Nach den vielen Verletzungen und ausbleibenden Ergebnissen habe er sich gefragt, ob er überhaupt weitermachen solle. „Die ‚Treibstoff‘ eines Sportlers sind die Ergebnisse. Wenn sie ausbleiben, fühlt man sich nicht mehr konkurrenzfähig“, so Marquez.
Der Wechsel zu Gresini habe ihm die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu beweisen. „Ich war noch konkurrenzfähig – und das eröffnete mir den Weg ins Ducati-Werksteam.“ Jetzt sei er am richtigen Ort, um um den Weltmeistertitel zu kämpfen.
„Haben wir das erste Rennen gut begonnen? Ja. Bleiben noch 21 weitere? Auch ja. Also arbeiten wir weiter“, blickt Marquez voraus und lobt das Team nicht nur für seine Konkurrenzfähigkeit, sondern auch als ein sehr menschliches und vereintes Team. „Das ist wichtig, um die schwierigen Momente der Saison zu überstehen.“
Dass es im Laufe der Saison aufgrund der teaminternen Konkurrenz zu einem schwierigen Verhältnis mit Teamkollege Francesco Bagnaia kommen könnte, glaubt Marquez nicht.
Auch in diesem Punkt sei er reifer geworden: „Mit 32 Jahren siehst du vieles anders als mit 20. Mit 20 nimmst du einfach alles mit – da spielt es keine Rolle, in welcher Farbe der andere fährt. Du kämpfst um alles. Aber mit 32 verstehst du viele Dinge, du bekommst eine andere Perspektive“, erklärt der Ducati-Pilot.
„Wir beide wissen, dass wir am Ende des Jahres den Weltmeistertitel in Rot gewinnen müssen. Natürlich will ich, dass es die 93 ist, Pecco will, dass es die 63 ist. Aber wir haben in der Vorsaison zusammengearbeitet, um das beste Motorrad zu haben – und ich denke, das ist uns gelungen. Jetzt kämpft jeder auf der Strecke für sich, aber immer mit gegenseitigem Respekt, um weiter zusammenzuarbeiten.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Federico Faturos
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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