(Motorsport-Total.com) – Zum ersten Mal seit seinem Oberarmbruch 2020 geht Marc Marquez ohne körperlichen Einschränkungen in eine MotoGP-Saison.
Der Spanier ist fit genug, um um den Titel zu kämpfen, nur seine Honda ist es nicht. Zumindest aktuell nicht.
„Wir waren weit von den Topjungs entfernt“, sagt er mit Blick auf die Vorsaisontests in Sepang und Portimao und macht sich für den Saisonauftakt deshalb keine Illusionen.
„Wir können vor allem hier in Portimao nicht an ein Podium oder gar einen Sieg denken. Aber es ist eine lange Saison und wir arbeiten sehr hart daran, uns zu verbessern. Und so schlecht war Portimao nicht. Wir konnten uns steigern, vor allem bei der Rennpace.“
„Auf der einen schnellen Runde fehlt uns aber noch einiges, insbesondere im Vergleich zu Ducati“, hält Marquez fest. „Aber warten wir mal ab. Nach den ersten drei, vier Rennen werden wir verstehen, ob wir um Topplätze mitkämpfen können oder nicht.“
Aktuell sieht der sechsfache MotoGP-Champion Honda nicht in der Lage, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Er glaubt aber weiter daran, dass man gemeinsam einen Weg finden wird, das zu ändern. „Am Ende sind wir ein Team und wir verlieren zusammen und wir gewinnen zusammen“, erklärt der 30-Jährige.
„Es ist wahr, dass die vergangenen Jahre für mich und für Honda sehr hart waren, und wir sind auch jetzt nicht in der besten Situation. Aus diesem Grund sind wir hier in Portimao auch keine Titelanwärter. Wir müssen weiter arbeiten, unser Projekt aufbauen und versuchen, in Zukunft konkurrenzfähiger zu sein.“
Marquez: Noch genauso motiviert wie beim Debüt
An seiner Motivation habe sich trotz der anhaltenden Schwierigkeiten mit dem Motorrad nichts geändert. „Mein Ehrgeiz ist der gleiche wie 2013“, betont Marquez, der damals sein Debüt in der Königsklasse gab und auf Anhieb Weltmeister wurde.
Zehn Jahre später sagt er: „Ich bin hier, um um Spitzenplätze zu kämpfen. Ich werde alles dafür tun und ich glaube daran. Ich glaube an das Projekt, ich glaube an Honda. Die Meisterschaft ist sehr lang, jeden Tag kann sich die Situation ändern, wie wir vergangenes Jahr mit Pecco (Bagnaia; Anm. d. R.) gesehen haben.
„Er begann nicht so gut. Er hatte viele Probleme in der Vorsaison, aber von einem Rennen zum nächsten hatte er ein gutes Niveau und gewann viele Rennen in Folge.“ So holte Bagnaia sogar einen Rückstand von 91 Punkten auf und damit den Titel.
Klar geht der amtierende Weltmeister als Favorit in diese Saison, erst recht nach seiner beeindruckenden Form bei den Testfahrten. Das weiß auch Marquez: „Ducati hat ein wirklich starkes Paket – alle Ducati-Fahrer, aber vor allem Pecco. Er war der Schnellste, nicht nur unter den Ducatis, sondern von allen im Feld.“
„Wir sind weit weg von ihnen und noch weiter weg von Pecco. Aber wir arbeiten weiter am Motorrad, um uns in einigen Bereichen zu verbessern, die im Grunde die gleichen sind wie im vergangenen Jahr. In den Punkten müssen wir also weiter nach Ansätzen suchen, um näher an die Spitzenfahrer heranzukommen.“
Neben Marquez ist auch Takaaki Nakagami davon überzeugt, dass das gelingen kann. Zwar bestätigt der LCR-Pilot: „Dieses Motorrad ist unmöglich. Man konnte beim Test sehen, dass der Rückstand zu groß war. Aber das Gute ist, dass wir nie aufgeben.“
„Wir versuchen, uns von Rennen zu Rennen und von Session zu Session zu verbessern. Wir werden näher herankommen und am Ende kann Honda ein Rennen gewinnen.“
Mit neuem Personal kommen neue Ideen zu Honda
In dem Zusammenhang vertraut der Japaner auch auf die personellen Änderungen, die bei Honda während des Winters vorgenommen wurden. So siedelte Ken Kawauchi als Technikchef von Suzuki zu Honda über und ersetzte dort Takeo Yokoyama.
„Einige Dinge haben sich geändert, und das Gute daran ist, dass Suzuki wirklich konkurrenzfähige Motorräder hatte. Sie können einige Ideen in Hondas Motorrad einbringen und die Leistung verbessern“, meint Nakagami. „Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Aber ich glaube einfach, dass Honda gewinnen muss.“
Dafür intensiviert Honda offenbar auch seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Hersteller Kalex. Er lieferte im Vorjahr bereits eine Schwinge, nun soll ein Chassis folgen.
Auf Nachfrage zeigt sich Marquez am Donnerstag in Portimao jedoch ahnungslos: „Darüber habe ich keine Neuigkeiten. Ich weiß nichts darüber und habe auch nichts dergleichen in der Box. Aber wie gesagt, wir müssen in allen Bereichen weiter arbeiten.“
„Der Motor ist natürlich eingefroren. Daran können wir nichts mehr ändern. Umso wichtiger wird es sein, sich die anderen Bereiche anzuschauen, um uns zu verbessern, vor allem auf die eine schnelle Runde. Das Qualifying wird dieses Jahr noch wichtiger sein, weil es die Ausgangsposition für zwei Rennen bestimmt.“
Denn neben dem üblichen Hauptrennen am Sonntag wird an jedem Wochenende in dieser Saison ein samstägliches Sprintrennen über die halbe Distanz aufgetragen. Das Qualifying am Samstagvormittag bestimmt die Startaufstellung für beide Events.
Text von Juliane Ziegengeist
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