(Motorsport-Total.com) – Für Marc Marquez beginnt mit der MotoGP-Saison 2024 ein völlig neues Kapitel in seiner Rennfahrerkarriere.
Nach elf Jahren im Werksteam von Honda muss sich der Spanier durch seinen Wechsel zu Gresini-Ducati nicht nur an ein anderes Motorrad, sondern auch eine andere Umgebung gewöhnen.
Ein neuer Dokumentarfilm über Marquez auf der Streaming-Plattform DAZN widmet sich genau diesen Aspekten. Wie geht er damit um, auf eine neue Technikcrew zu stoßen, nachdem er praktisch seine ganze Laufbahn mit der gleichen Gruppe unter der Leitung von Santi Hernandez zusammengearbeitet hat?
Und wie meistert er die Umstellung, nicht mehr zum Werksteam des weltweit größten Motorradherstellers zu gehören, sondern Teil eines kleinen Satellitenteams zu sein?
Marquez selbst gibt zu: „Als ich mich zum ersten Mal auf dem Bildschirm in diesem Rennanzug sah, war das ein seltsames Gefühl. Ich kann mich immer noch nicht in anderen Farben sehen, nachdem ich so viele Jahre im Repsol-Honda-Team gefahren bin.“
„Aber ich freue mich über diese Gelegenheit und werde versuchen, das Beste daraus zu machen“, betont der achtfache Weltmeister. Er weiß um den engen Zusammenhalt bei Gresini, der nach dem Tod von Teamgründer Fausto Gresini noch stärker geworden ist.
Familiengedanke bei Gresini großgeschrieben
Seit seine Witwe Nadia Padovani das Team übernommen hat und dieses als eigenständiges Ducati-Satellitenteam antritt, konnte es einige Erfolge verzeichnen. So feierte Gresini mit Enea Bastianini 2022 sogar drei Siege. Auch in der vergangenen Saison gelang ein Sieg – mit Fabio Di Giannantonio in Katar.
Einer der Schlüssel dazu war der Zusammenhalt aller Mitglieder, die sich als eine Familie verstehen, zu der neben dem jüngeren der Marquez-Brüder Alex nun auch Marc gehört.
„Nachdem ich ihn in unseren Farben und auf unserem Motorrad gesehen habe … Es ist wirklich ein wahr gewordener Traum. Gresini kann ihm alles geben, was eine Familie geben kann. Wir werden uns nahe sein, und wenn es Probleme gibt, kann er immer zu uns kommen und mit uns reden“, unterstreicht Padovani.
„Wir werden das tun, was wir immer sagen, nämlich in guten und in schlechten Zeiten für ihn da sein. Wir werden immer an seiner Seite sein“, betont die Teamchefin.
Marc Marquez will sich im Team integrieren
Dieser italienischen „Familia“ stand im Falle von Marquez jahrelang japanische Zurückhaltung und Strenge gegenüber. So verwundert es nicht, wenn der Spanier sagt: „Man muss sich auf die Stimmung einlassen, und genau das ist die Atmosphäre hier.“
„Es ist ein Team, in dem man Spaß hat, in dem alle Geburtstage gefeiert werden und weder der Fahrer noch der Teammanager noch irgendjemand anderes davon verschont wird.“ Ein Stil, der sich durch die Ankunft eines Fahrers mit dem Charisma und Einfluss von Marquez nicht ändern wird, wie er selbst betont.
„Mein Einfluss innerhalb der Box muss nichts an der Gresini-Familie ändern. Das war einer der Gründe, warum ich nur einen meiner Repsol-Leute zu Gresini geholt habe, aber nicht das ganze Team. Denn sie haben ihre eigene Familie und ihre eigene Atmosphäre.“
„Für den Wechsel eines Fahrers kann man nicht eine ganze Familie zerstören, also muss ich mich daran anpassen“, sagt Marquez. Er teilt sich zum zweiten Mal eine Garage mit seinem Bruder Alex. Beide waren schon bei Repsol-Honda 2020 Teamkollegen, allerdings fiel das mit seiner schweren Armverletzung zusammen.
Siege und Podien das Ziel, aber nicht sofort
„Als Familie Marquez hoffen wir, dass wir ihnen viele Trophäen bringen können“, sagt der ältere Marquez über das neue Kapitel mit Gresini. „Wir wollen eine Vitrine mit vielen Trophäen, Siegen und Podestplätzen in der MotoGP haben. Wir werden versuchen, ihnen viele gute Nachrichten und Freude zu bringen.“
Marquez ist sich jedoch bewusst, dass diese Ziele nicht leicht zu erreichen sein werden, zumindest nicht sofort. „Ich verstehe, und bin dankbar dafür, dass die Leute eine Menge Erwartungen haben, denn das ist ein gutes Zeichen“, sagt der Spanier.
„Es ist meine Aufgabe, all das auszublenden und das Haus nicht vom Dach aus zu bauen, sondern von Grund auf, Schritt für Schritt. Ich bin der Erste, der den gleichen Ehrgeiz hat, und ich bin der erste, der gerne gewinnen würde, aber in den letzten zwei Jahren habe ich es nicht geschafft, ein einziges Rennen zu gewinnen.“
„Also müssen wir uns erreichbare Ziele setzen, und hoffentlich können wir es ‚in crescendo‘ (stetig wachsend; Anm. d. R.) angehen, wie die Italiener sagen“, so der Gresini-Nezugang.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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