Marco Bezzecchi - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marco Bezzecchi (VR46-Ducati): Nach Le-Mans-Sieg nur einen Punkt hinter dem WM-Leader

(Motorsport-Total.com) – Marco Bezzecchi ist der Sieger des MotoGP-Rennens beim 1000. Grand Prix in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Das Jubiläum ging auf dem Bugatti Circuit in Le Mans über die Bühne. Vor ausverkauften Tribünen – 116.692 Zuschauer am Renntag und einer Rekordzuschauerzahl von 278.805 am gesamten Wochenende – triumphierte der VR46-Pilot im sturzreichen Rennen.

Weil unter anderem WM-Spitzenreiter Francesco Bagnaia (Ducati) zu den Gestürzten zählt, ist Bezzecchi in der MotoGP-Gesamtwertung 2023 bis auf einen Punkt an Tabellenführer Bagnaia herangekommen. An die WM denkt der VR46-Pilot deswegen aber trotzdem nicht stärker als vorher.

Ins Rennen ging Bezzecchi vom siebten Startplatz. Aber nachdem er im Sprint am Samstag auch auf genau diesem siebten Platz ins Ziel gekommen war, hatte er vor dem Grand Prix am Sonntag mit einer Steigerung gerechnet wie er sie gezeigt hat, „ehrlich gesagt nicht gerechnet“, wie er sagt.

„Ich glaubte an ein gutes Rennen, aber nicht an einen Sieg. Ich hatte nämlich ein paar Sorgen, ob der weiche Reifen am Vorderrad in Kombination mit meinem Fahrstil nicht zu heiß werden könnte“, gibt der Sieger zu. Wie das Rennen zeigte, waren es andere, die mit den Reifen zu kämpfen hatten. Bezzecchi gehörte nicht zu ihnen.

Großes Glück hatte Bezzecchi, nicht in den Doppelsturz seines VR46-Teamkollegen Luca Marini und Alex Marquez (Gresini-Ducati) verwickelt zu werden. Nachdem diese Schrecksekunde in der sechsten von 27 Runden überstanden war, lag Bezzecchi an dritter Stelle hinter Jack Miller (KTM) und Jorge Martin (Pramac-Ducati).

Strafe nach Szene mit Marquez keine Überraschung für Bezzecchi
Auch Marc Marquez (Honda) fuhr zwischenzeitlich vor Bezzecchi. Als der Italiener den Spanier in Kurve 8 attackierte, musste Marquez einen weiten Bogen durch die asphaltierte Auslaufzone fahren. Bezzecchi bekam eine Strafe, die lautete, dass er die Position zurückgeben muss. Als er das tat, fuhr aber nicht mehr Marquez, sondern Martin direkt hinter ihm. So war es der Pramac-Pilot, der davon am meisten profitierte.

Bezzecchi sagt, dass „ich es mir schon denken konnte, dass die Strafe kommt. Sie geht in Ordnung, aber ehrlich gesagt wollte ich [Marquez] in diesem Moment gar nicht überholen. Ich habe ein bisschen zu spät gebremst und damit habe ich ihn leider auf eine weite Linie gezwungen“.

Die Szene mitsamt Strafe war schnell vergessen. Der anfängliche Spitzenreiter Miller war einer derjenigen, die mit Reifenproblemen zurückfielen. Und Martin verstrickte sich seinerseits in einen Zweikampf mit Marquez. So übernahm Bezzecchi kurz vor Halbzeit des Rennens die Führung.

Und einmal an der Spitze angekommen, gab er sie nicht mehr ab. Am Ende hatte „Bez“ mehr als vier Sekunden Vorsprung auf Martin und sowohl für sich selber als auch für das VR46-Team den zweiten MotoGP-Sieg eingefahren.

Warum Bezzecchi noch nicht an die WM denkt
„Der erste Sieg im Regen war schon gut“, erinnert sich Bezzecchi an den Premierensieg vor sechs Wochen beim Grand Prix von Argentinien in Termas de Rio Hondo. „Aber jetzt im Trockenen gewonnen zu haben, das ist noch besser, weil es einfach mehr Spaß macht“, gibt der quirlige Italiener zu.

Angesprochen auf die aktuelle WM-Situation, die ihn mit nur einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Francesco „Pecco“ Bagnaia als WM-Zweiten ausweist, sagt Bezzecchi: „So dicht an ‚Pecco‘ dran zu sein, das ist natürlich gut. Ehrlich gesagt denke ich aber noch immer nicht an die WM.“

„Bei diesem Format mit Sprint und Grand Prix an jedem Wochenende ist es sehr einfach, sehr schnell alles zu verlieren. Deshalb will ich es weiterhin so halten, einfach von Wochenende zu Wochenende zu denken“, so Bezzecchi.

Und was geht ihm durch den Kopf, wenn er daran denkt, dass Bagnaia genau wie er selber aus der VR46-Akademie kommt und die beiden somit auch heute noch jede Menge Zeit abseits der Strecken gemeinsam verbringen?

„Wir sind sehr gute Freunde, auch wenn es auf der Strecke natürlich schwierig ist, Freunde zu haben. Die Rivalitäten und der Wettbewerb bestimmen in der MotoGP-Klasse nun mal das Bild. Aber einen Freund wie ihn und die anderen in der Akademie zu haben, das macht es besser. Hoffentlich können wir uns das so erhalten“, so Bezzecchi.

Text von Mario Fritzsche

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