(Motorsport-Total.com) – In der Rennpause der MotoGP konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf mögliche Veränderungen auf dem Transfermarkt.
Unabhängig von Marc Marquez, der diesen Sommer seine mögliche Trennung von Honda erwägt, zieht Marco Bezzecchi als einer der Fahrer, die derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Der 24-Jährige aus Mooney-VR46-Team hat sich in dieser Saison zum Überraschungskandidaten entwickelt. Er hat bereits zwei Sonntagssiege (in Argentinien und Le Mans) und einen Sieg an in einem Samstagssprint (in Assen) errungen und sich in der Hälfte der bisherigen acht Rennen auf das Podium gekämpft.
Wenn die Meisterschaft im August am ersten Wochenende in Silverstone wieder Fahrt aufnimmt, wird der junge Fahrer aus Rimini auf dem dritten Platz der Gesamtwertung stehen, nur einen Punkt hinter dem Zweitplatzierten Jorge Martin und 36 Punkte hinter dem Führenden Pecco Bagnaia.
Wahrscheinlich wird zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt sein, ob er auch im nächsten Jahr bei seinem aktuellen Team bleibt oder zum Pramac-Team wechselt, da dies die beiden Alternativen sind, die ihm zur Verfügung stehen.
Bis zu diesem Jahr galt es als Fortschritt, die Farben des von Paolo Campinoti geführten Teams zu tragen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich um das Satellitenteam handelt, das die meisten Ressourcen vom unterstützenden Werk, in diesem Fall Ducati, erhält.
Tatsächlich hat Ducati in letzter Zeit betont, dass Pramac aufgrund der Ressourcen, die in das Team fließen, als zweites Werksteam betrachtet werden sollte. Ein Großteil der Techniker, die in der Box von Martin und Teamkollege Johann Zarco arbeiten, angefangen bei Daniele Romagnoli und Massimo Branchini, den beiden Chefmechanikern der Fahrer, steht direkt bei Ducati unter Vertrag.
Was für einen Verbleib im VR46-Team spricht
Dennoch könnte der Wunsch von VR46, selbst zu wachsen, gepaart mit anderen Faktoren, dazu beitragen, dass der privilegierte Status von Pramac an Gewicht verliert oder sich der Struktur des VR46-Team zumindest etwas annähert.
Das ist jedenfalls eines der Argumente, die Teamchef Uccio Salucci anführt, um sein Bestreben zu erklären, Bezzecchi zu halten. „Wir wollen vorankommen, und Pramac bleibt ein direkter Konkurrent. Wenn Marco möchte, ist unsere Priorität, dass er bleibt“, sagt der enge Freund von Valentino Rossi zu ‚Motorsport.com‘.
Zwischen dem MotoGP-Star und Bezzecchi gibt es neben dem Aussehen und dem etwas exzentrischen Stil noch weitere Gemeinsamkeiten. Eine der offensichtlichsten ist ihre Herangehensweise an Rennen und die Bedeutung, die sie ihrem Umfeld beimessen.
Schließlich haben die VR46-Akademie und das VR46-Team dieselben Wurzeln und stehen in ständiger Verbindung, sodass die meisten Menschen, mit denen Bezzecchi im Alltag trainiert und Spaß hat, auch an den Rennstrecken anzutreffen sind.
In dieser Hinsicht spielt Matteo Flamigni, ehemaliger Techniker von Rossi, der nun Bezzecchis Seite der Box leitet, ebenfalls eine wichtige Rolle bei dessen Fortschritten.
Wenn er zu Pramac wechseln würde, würde Bezzecchi in ein neues Umfeld eintreten, mit anderen Menschen, mit denen er bisher keinen Kontakt hatte. Diese Umstände würden seine innere Ruhe wahrscheinlich beeinträchtigen. Diese logische Überlegung entgeht auch Ducati nicht, da ihnen bewusst ist, wie wichtig die Menschen um Bezzecchi sind, damit er sein volles Potenzial entfalten kann.
„Wir glauben, dass er noch nicht bereit ist, ein Soloabenteuer ohne sein Team anzutreten“, ist aus den Büros von Borgo Panigale zu hören, wo derzeit alle Puzzleteile zusammengesetzt werden. Wenn Bezzecchi seine nahe Zukunft betrachtet, dürfte aber nicht nur der menschliche Aspekt eine entscheidende Rolle spielen.
Fährt VR46 2024 mit einem aktuellen Prototypen?
Auch die Technik ist ein wichtiger Baustein. Ursprünglich hatte Ducati für 2024 geplant, dass Bezzecchi eine Demosedici GP23 fährt, also wie auch in dieser Saison das Vorjahresmodell. Dies würde VR46 etwa 800.000 Euro sparen, wenn man es mit der Investition vergleicht, die mit einer GP24 verbunden wäre.
Pramac, das bisher zwei aktuelle Prototypen hatte, wäre nicht abgeneigt, auf eine einzige GP24 (für Martin) umzusteigen, während Zarco oder sein Nachfolger in der nächsten Saison mit einer GP23 fahren würde.
Bei VR46 wird dieses Szenario als ideal angesehen, auch weil man das Motorrad mittlerweile gut beherrscht. „Als Team sind wir bereit, eine GP24 zu handhaben, weil wir mehr Erfahrung haben. Letztes Jahr hatten wir mit Luca (Marini fuhr die GP22) etwas mehr Schwierigkeiten, aber jetzt sind wir bereit“, ergänzt Salucci.
Auch Ducati ist bereit, zusätzlichen Aufwand zu betreiben, um dem Fahrer das bestmögliche Motorrad zu geben. Natürlich unter bestimmten Bedingungen. Dazu muss man sich das Abkommen zwischen VR46 und Ducati anschauen, das Ende 2024 ausläuft.
Eine der Prioritäten des Unternehmens aus Bologna ist es offensichtlich, Bezzecchi auf einem ihrer Motorräder zu behalten, unabhängig davon, ob VR46 in Betracht zieht, sich ab 2025 für einen anderen Anbieter – etwa Yamaha – zu entscheiden.
Obwohl ein solcher Wechsel angesichts der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der M1 in letzter Zeit überraschen würde, kann diese Möglichkeit nicht vollständig ausgeschlossen werden, wenn man die starke Verbindung zwischen Rossi und Yamaha berücksichtigt. Nicht umsonst ist der Italiener Markenbotschafter.
Das könnte Ducati dazu bringen, Bezzecchi einen Vertrag als Werkspilot anzubieten, um sicherzustellen, dass er unter ihrem Dach bleibt, unabhängig davon, welche Motorräder VR46 in Zukunft verwenden wird.
Dieses Szenario wäre logisch, da Ducati derzeit nur vier Fahrer unter Vertrag hat (Bagnaia und Bastianini, Martin und Zarco), nachdem Jack Miller zu KTM gewechselt ist. Die „Lücke“, die der Australier hinterlässt, könnte also von Bezzecchi besetzt werden.
Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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