Marco Melandri brachte 2012 frischen Schwung in das BMW-Werksteam. Der ehemalige MotoGP-Vizeweltmeister führte den deutschen Hersteller an die Spitze der Superbike-WM und sorgte in Donington für den ersten WM-Sieg der S1000RR.
Es sorgten vier weitere Triumphe und die WM-Führung, doch auf dem Nürburgring ging alles schief, denn der Italiener stürzte in beiden Rennen. Die Pechsträhne zog sich auch nach Portimao weiter, wo Melandri ebenfalls keine Punkte sammeln konnte. Beim WM-Finale in Magny-Cours hatte der Routinier noch theoretische WM-Chancen, doch der Titel ging an seinen Landsmann Max Biaggi (Aprilia).
In den vergangenen Monaten hat BMW die Strategie in der Superbike-WM anders aufgestellt. Das bekannte Werksteam rund um Alpha-Racing gibt es nicht mehr. Stattdessen fungiert das ehemalige BMW-Italia-Team als neue Werksmannschaft. Melandri wurde mit seiner Crew ins neue Team integriert. Bei den Wintertestfahrten nach dem Saisonfinale funktionierte alles reibungslos. „Innerhalb des Teams war es technisch wie zuvor. Für mich war es in der Garage kein großer Unterschied“, bestätigt Melandri bei den Testfahrten in Jerez Ende November.
Der 30-Jährige war im Spitzenfeld zu finden. Auf die Testbestzeit von Eugene Laverty (Aprilia) fehlten rund sechs Zehntelsekunden. „Es war unser erster Test mit den neuen Pirelli-Reifen und der neuen Teamsituation. Es war positiv, dass wir mit gutem Wetter starten konnten. Ich bin auch zufrieden, weil wir einen Großteil unseres Programms abgearbeitet haben. Die Rundenzeit war gut, aber glücklich hat mich gemacht, dass wir eine klare Richtung gefunden haben. Wir wissen was gut funktioniert und was nicht. Wir haben jetzt einen klaren Weg, den wir verfolgen werden.“
Auch bei BMW stand die Arbeit mit den neuen 17-Zoll-Reifen im Mittelpunkt. Melandris Eindrücke waren positiv: „Für uns war es wichtig, dass wir zunächst mit dem 2012er-Motorrad begonnen haben, damit wir verstehen, was wir aufgrund der neuen Reifen bei der Abstimmung verändern müssen. Wir haben auch einen Weg gefunden, wie wir schnell sind. Das Gefühl mit den neuen Reifen war sehr gut, weshalb ich finde, dass Pirelli gut gearbeitet hat.“
„Anschließend haben wir andere Teile für 2013 getestet. Wie gesagt, ich bin sehr zufrieden, denn wir haben alles verstanden. Wir wissen was funktioniert und was nicht funktioniert. Deshalb haben wir eine klare Richtung.“ Die meisten Fahrer im Superbike-Fahrerlager bewerteten die neuen Pirelli-Reifen bisher positiv. Auch Melandri sieht klare Verbesserungen. „Der Querschnitt und die Konstruktion sind die größten Unterschiede. Der Reifen ist stärker und man kann schneller die Richtung wechseln.“
„Man kann auch aggressiver fahren. Wir können jetzt ähnlich spät wie die MotoGP bremsen, denn mit den alten Reifen hatten wir auf der Bremse zu kämpfen. Die Auflagefläche des Reifens ist größer und die Konstruktion härter. Deshalb vermittelt der Reifen mehr Rückmeldung. Dadurch kann man mehr pushen.“ Seine reichhaltige Erfahrung wird Melandri auch im kommenden Jahr in die Waagschale werfen. 2012 war er einer der Titelfavoriten, doch Fehler machten BMW einen Strich durch die Rechnung.
Deshalb hat Melandri für die kommende Saison nur ein Ziel: „Ich will nicht die gleichen Fehler wie in diesem Jahr machen. Wir sind uns bewusst, dass wir um die WM kämpfen können. Deshalb habe ich mehr Selbstvertrauen“, hält er fest. Trotz der neuen Teamstruktur ist bei BMW der WM-Titel das klare Ziel, wie Technikdirektor Andrea Dosoli, der ebenfalls im neuen Team eine wichtige Rolle spielt, erklärt: „Wir sind ein Werksteam, aber innerhalb einer anderen Organisation.“
„Im Vorjahr haben wir mit Marco bis zum letzten Rennen um den WM-Titel gekämpft. Im nächsten Jahr wollen wir das gleiche erreichen. Es ist wichtig, dass wir gute Mitarbeiter im Team haben. Wir arbeiten in allen Bereichen und verbessern die Elektronik, den Motor und das Chassis. Wir haben auch etwas gefunden. Es war kein großer Fortschritt, weil es das gleiche Motorrad ist. Es geht um die Feinabstimmung und wir wollen uns in allen Bereichen verbessern. Wir arbeiten so, dass es ein langfristiges Projekt ist.“
Text von Maximilian Kroiss & Gerald Dirnbeck
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