IDM-Champion Markus Reiterberger erlebte auf Phillip Island eine ereignisreiche Woche und ein aufregendes Rennwochenende.
Ein Sturz beim Test raubte dem Deutschen etwas das Selbstvertrauen, doch mit dem Beginn des Rennwochenendes war Reiterberger wieder voll da. In Lauf eins hatte der BMW-Pilot großes Pech und wurde von einem Reifenschaden aus dem Rennen gerissen. In Lauf zwei beeindruckte der Rookie mit Platz acht und hinterließ einen starken Eindruck. ‚Motorsport-Total.com‘ unterhielt sich mit Reiterberger über den Gesundheitszustand, die Erlebnisse vom vergangenen Rennwochenende und die Erwartungen für das zweite Rennwochenende der Saison in Thailand.
Frage: „Wie geht es dir nach deinem Sturz in Lauf eins?“
Markus Reiterberger: „Es ist soweit wieder alles okay. Ich habe im linken Fuß noch leichte Schmerzen. Es verhält sich beinahe wie vor dem Sturz. Die Heimreise hat einen Tag in Anspruch genommen. Dann habe ich mich am Dienstag Zuhause ein bisschen ausgeruht. Deshalb konnte ich schon wieder gut erholen. Ich werde die Tage wieder mein Fitnessprogramm aufnehmen.“
Frage: „Wie zufrieden bist du mit dem ersten Rennwochenende der Saison?“
Reiterberger: „Unterm Strich bin ich zufrieden. Wir haben in der Testwoche und am Rennwochenende sehr viele Höhen und Tiefen erlebt. Ich bin in einer Woche zwei Mal gestürzt. Das ist mir vorher noch nie passiert. Es waren zwei heftige Stürze. Abgesehen davon bin ich sehr zufrieden. Platz acht ist zufriedenstellend. Wir sind nicht so weit weg von der Spitze und können uns Schritt für Schritt steigern, um noch näher heranzukommen.“
Frage: „Kann man die Kräfteverhältnisse vom Rennwochenende auf Phillip Island auf den Rest der Saison projizieren?“
Reiterberger: „Die Strecke ist brutal geil. Sie gefällt mir richtig gut. Ich denke, jeder Fahrer genießt es, dort zu fahren. Man lernt sie ziemlich schnell, doch es dauert eine Weile, bis man dort auf Tempo kommt. Sie hat einen komplett anderen Charakter als alle anderen Strecken. Es gibt kaum harte Bremszonen. Das Layout ist schnell und flüssig. Man fährt beinahe die ganze Zeit in voller Schräglage.“
„Auf anderen Rennstrecken ist das nicht so. Deshalb lässt sich schwer voraussagen, was das Ergebnis wert ist. Ich denke, die starken Fahrer werden immer vorne sein. Es wird sicher ähnlich bleiben. Nach Thailand wissen wir mehr, denn das ist ein komplett anderer Kurs. Ich denke, das Layout dort kommt mir und der BMW eher entgegen, weil wir auf der Bremse stärker sind. Das ist unsere Stärke.“
Frage: „Wo liegen allgemein gesagt die Stärken der BMW S1000RR?“
Reiterberger: „Ich kann nur von mir sprechen. Ich kann mit meiner Maschine auf der Bremse sehr viel Zeit gutmachen. Bis zum Kurvenscheitel sind wir mit den anderen Herstellern in etwa gleichauf. Am Kurvenausgang verliere ich ein bisschen Zeit, auch auf meine Markenkollegen. Daran müssen wir ein bisschen arbeiten.“
„Ich fühlte mich auf Phillip Island nicht zu 100 Prozent wohl auf meiner Maschine. Deshalb konnte ich noch nicht das volle Potenzial ausschöpfen. Wir müssen uns noch ein bisschen mit der Abstimmung beschäftigen, damit ich mich wohler fühle. Ich bin sehr zuversichtlich, weil unser Rückstand ziemlich gering ist. Im Rennen verlor ich nur eine halbe Sekunde pro Runde. Ich denke, diesen Rückstand können wir weiter verringern.“
Frage: „Gibt es beim Fahrstil Unterschiede zwischen den BMW-Piloten?“
Reiterberger: „Im Rennen kämpfte ich gegen Jordi Torres und Josh Brookes. Ich erkannte keine großen Unterschiede beim Fahrstil. Ich denke aber, dass ich auf der Bremse etwas stärker bin als die anderen BMW-Piloten. Die anderen Fahrer sind am Kurvenausgang stärker. Es sind aber nur Feinheiten.“
Frage: „Wie zufrieden warst du mit der Unterstützung von BMW vor Ort?“
Reiterberger: „Ich kannte es bereits aus der Vergangenheit: Jeder Fahrer hat immer einen BMW-Ingenieur an seiner Seite, der sich um die Elektronik kümmert. Ich bin damit sehr zufrieden. Es hat auch in der Vergangenheit immer sehr gut funktioniert. Auf Phillip Island haben wir ein gutes Paket auf die Beine gestellt. So kann es weitergehen.“
Frage: „Wie groß ist der Aufwand von BMW im Vergleich zur Konkurrenz?“
Reiterberger: „Es gibt Unterschiede, vor allem zu den reinen Werksteams. BMW setzt auf den Kundensport. Anscheinend funktioniert dieser Weg aber auch ganz gut, denn wir haben vier gute Fahrer, die für zwei starke Teams antreten. Die Teams sind im Winter von anderen Herstellern zu BMW gewechselt.“
„Es ist für einige Teams sicher reizvoll, auf Material von BMW zu setzen, weil es im Vergleich zu reinen Werksteams weniger Vorschriften gibt. Trotzdem erhalten auch die BMW-Kundenteams eine sehr gute Unterstützung vom Werk. Man kann sich parallel selbst einbringen. Ich bin von diesem Konzept sehr angetan und schaue gespannt, wie es sich in Zukunft entwickeln wird.“
Frage: „Wie wohl fühlst du dich im Superbike-WM-Fahrerlager?“
Reiterberger: „Ich fühle mich wohl. Auf Phillip Island hatte ich zum ersten Mal Kontakt zu allen anderen Fahrern und Teams. Als Wildcard-Pilot ist man nie so nah dran. Es ist eine große Familie. Mir gefällt es hier ganz gut.“
Frage: „Wie sieht dein Training zwischen den Rennwochenenden Australien und Thailand aus?“
Reiterberger: „Ich werde mein Konditionstraining und mein Krafttraining fortsetzen. Mitte März fahre ich noch einmal zu Althea und lasse mich untersuchen, um einen Trainingsplan für die restliche Saison zu erarbeiten. Ich hab mir schon einige Pläne zusammenstellen lassen. Zudem habe ich hier einen Fitnesstrainer, mit dem ich auch Enduro fahre und viel Zeit im Fitnessstudio verbringe. Er schaut über die Pläne, die ich von Althea erhalte und passt die Übungen an die Geräte an.“
Frage: „Mit welchen Erwartungen reist du zum zweiten Rennwochenende nach Thailand?“
Reiterberger: „Ich versuche, dass ich in Thailand wieder komplett fit bin. Ich hoffe, dass ich erneut ein gutes Gefühl für das Motorrad entwickeln kann, wie im Vorjahr oder beim Test in Jerez. Auf Phillip Island war es nicht perfekt, was auch auf die beiden Stürze zurückzuführen war. Ich muss mein Selbstvertrauen zurückfinden. Ich hoffe, wir können die BMW so abstimmen, dass ich meine Stärken nutzen kann. Wir möchten den Abstand von 15 Sekunden im Rennen weiter reduzieren.“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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