(Motorsport-Total.com) – Erstmals seit Sandro Corteses Moto3-WM-Titel in der Saison 2012 dürfen die deutschen Motorrad-Fans einen internationalen Meistertitel bejubeln.
Markus Reiterberger sicherte sich in Magny-Cours den Titel in der Superstock-1000-EM und wurde damit zum letzten Meister in der Geschichte der Serie. Reiterberger hätte sich am liebsten mit einem Sieg verabschiedet, verzichtete nach einer Schrecksekunde kurz vor Rennende aber auf Risiko und kam als Dritter ins Ziel. Federico Sandi (Ducati) gewann das Rennen vor Roberto Tamburini (BMW).
„Europameister – das ist schon geil!“, atmet Reiterberger auf. „Dieser Titel ist der nächste Schritt. In der IDM konnte ich drei Titel holen. Der zweite IDM-Titel war der schönste, damals gegen Fores und Neukirchner.“
„Ich muss sagen, dass ich seit dem Qualifying ein richtiges gutes Gefühl gehabt habe. Im Warm-up konnten wir dieses Gefühl bestätigen“, berichtet der BMW-Pilot. „Der Start war nicht schlecht, doch der Scheib ist närrisch außen vorbeigefahren. Mein Plan war, zu schauen, ob ich in den beiden ersten Runden als Führender in die erste Kurve einbiegen kann, um dem Feld davonzufahren. Mir war bewusst, dass Sandi extrem schnell ist.“
Die Angst vor wilden Manövern der Gegner
„Ich wusste, dass es Verrückte wie Scheib oder Delbianco gibt, die in die Haarnadelkurve reinhalten, als gäbe es kein morgen mehr. Deshalb war ich etwas auf Sicherheit aus in den ersten Runden. Als sich alles gelegt hatte, war ich Zweiter und konnte auf Sandi Zeit gutmachen“, schildert Reiterberger. „Ich fand ein gutes Verhältnis aus guten Rundenzeiten und Sicherheit. Es war oberstes Gebot, nicht zu stürzen und nichts kaputt zu machen. Sonst wäre die Meisterschaft gelaufen gewesen. Deshalb ging ich nicht so aggressiv ans Werk wie sonst.“
„Doch ich sah dann die Chance, das Rennen zu gewinnen. Ich lief auf Sandi auf. Ich wollte es probieren, doch mir unterlief ein kleiner Fehler. Ich war einen Tick zu spät auf der Bremse. Mit Risiko wäre sich bestimmt durch die Kurve gekommen. Ich habe sicherheitshalber aufgemacht. Bei der Gelegenheit ist der Tamburini durchgeschlüpft. Es war noch eine Runde zu fahren. Ich verlor etwas an Boden. Mir war bewusst, dass ich es mit wenig Risiko nicht schaffe. Ich habe die Meisterschaft nach Hause gebracht“, so „Reiti“.
Nach dem finalen Rennen der Saison trauerte er dem Sieg etwas hinterher. Doch der Titel hatte Priorität. „Hätte, wäre, wenn ist jetzt egal. Das interessiert in einem Jahr niemanden mehr. Wichtig ist, dass wir die Meisterschaft gewonnen haben. Die hat sich jeder verdient“, bemerkt Reiterberger. „Wir haben den Titel geholt – den letzten, den es gibt. Ich muss meinem Team, meinen Sponsoren, meiner Familie und allen, die hinter mir stehen, danken.“
Reiterberger: „Es war anders als sonst“
Vor dem Rennen war Reiterberger trotz des beruhigenden Vorsprungs angespannt. „Die Erleichterung dominiert. Vor dem Rennen war ich etwas nervös. Es war anders als sonst. Ich wusste, dass ich ums Podium fahren kann, aber es ist immer ein merkwürdiger Beigeschmack dabei. 18 Punkte sind nicht viel. Ich rechnete damit, dass Tamburini gewinnt oder Zweiter wird“, kommentiert der Obinger.
Die Angst vor einem Defekt war groß. Zudem stockte vielen Fans der Atem, als Althea-Pilot Delbianco beim Anbremsen sehr aggressiv zu Werke ging. „Beim ersten Mal war es nicht ganz sauber. Ansonsten war es in Ordnung“, so Reiterberger.
Die Saison ist nun gelaufen. Reiterberger, der kommende Woche die Intermot in Köln besuchen möchte, freut sich die bevorstehenden Sandbahnrennen – ein Hobby, auf das der BMW-Pilot während der Saison sicherheitshalber verzichtet.
BMW lässt sich weiter Zeit mit einer Entscheidung
Und wie geht es 2019 weiter? „Wir warten noch immer auf die Antwort von BMW“, bemerkt Reiterberger, der mit Triple-M einen Plan B für die Superbike-WM in der Hinterhand hat. Doch will sich Reiterberger wirklich auf die Honda Fireblade einlassen? „Camier macht im Moment das Beste aus der Situation und fährt auch nur im Bereich von Platz zehn. Es sieht schwierig aus, doch wenn irgendwann Unterstützung aus Japan kommt, dann kann das was werden“, erklärt er.
„2019 wird so oder so eine schwierige Saison, egal wo man fährt. Die Spitze und die Top 5 sind unerreichbar. Die Top 10 sind für mich ein realistisches Ziel. Es kommt immer auf das Motorrad an. Wenn BMW ein neues Motorrad präsentiert, dann wird es eine Weile dauern, bis das Bike Top-10-fähig ist. Honda ist seit Jahren dabei und ist immer noch nicht Top-10-fähig. Von beiden Optionen darf man nicht zu viel erwarten“, erklärt der Superstock-Europameister. „Ich kann mich nur bestmöglich darauf vorbereiten und dann mein Bestes geben.“
Text von Sebastian Fränzschky
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