Zwei Jahre lang schwamm MotoGP-Weltmeister Marc Marquez in seinem Heimatland Spanien auf einer Welle der öffentlichen Bewunderung, bis diese Anfang Dezember über ihm zusammenbrach.
Nachdem der 21-Jährige angekündigt hatte, das Elternhaus in Cervera zu verlassen und ins Fürstentum Andorra zu ziehen, ergoss sich ein wahrer Shitstorm über Marquez. Medien aber auch viele Fans beschimpften ihn als Steuerflüchtling, der sein Heimatland in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Stich lasse.
Diese harsche Kritik enthüllte beim Sunnyboy Marquez eine ungewohnt verletzliche Seite, die am am 13. Dezember bei einer Pressekonferenz in Barcelona offensichtlich wurde. Unter Tränen gab Marquez dort bekannt, dass er seinen Wohnsitz nicht nach Andorra verlegen werde und nahm zu den Vorwürfen Stellung.
„Es war eine harte Woche“, blickt Marquez im Interview mit ‚motocuatro.com‘ auf die Ereignisse in der zweiten Dezember-Woche zurück. „Ich bin auch nur ein Mensch, und obwohl es vielleicht so aussieht, als seit ich mental sehr stark, hat mich das sehr mitgenommen“, gibt er zu. „Ich respektiere jede Meinung, aber was mich wirklich verletzt hat waren Angriffe von Personen, die nicht mit den Beteiligten gesprochen haben.“
Marquez hatte das Medienecho unterschätzt
Die gewaltige Reaktion an seinen Umzugsplänen hatte Marquez, wie er nun eingestehen muss, unterschätzt. „Ich war überrascht davon, wie dieses Thema eingeschlagen ist. Ich war mir nicht bewusst, wie ‚wichtig‘ ich bin, wie viele Menschen auf mich schauen und welches Medienecho das auslöst“, so Marquez. „Und all das, obwohl ich nichts Illegales getan habe.“
Doch alleine die Ankündigung des Umzugs nach Andorra, wo der Spitzensteuersatz statt 54 Prozent wie in Spanien nur zehn Prozent beträgt, reichte aus, um aus dem gefeierten Helden ein Hassobjekt zu machen. Dabei wäre Marquez bei weitem nicht die erste spanische Sportler, der seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt. „Wie viele Sportler leben außerhalb Spaniens? Das wird schon einen Grund haben“, sagt er.
So leben seine Landsleute Aleix und Pol Espargaro beispielsweise bereits in Andorra, während Teamkollege Dani Pedrosa und Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt haben. Dafür macht Marquez auch die spanische Steuerpolitik verantwortlich, die sich seiner Ansicht nach hohen Einkommen zu sehr bediene.
„Durch so etwas wird man reifer“
„Müsste man 25 oder 30 Prozent Steuern zahlen, würden die Leute meiner Einschätzung nach bleiben und niemand das Land verlassen“, sagt Marquez. „Aber wenn man mehr als die Hälfte seines Einkommens abgeben muss, ist das meiner Meinung nach zu viel.“ Insbesondere für Profisportler. „Die Karriere eines Sportlers ist kurz und niemand weiß, was morgen passieren wird.“
Mit etwas Abstand kann Marquez der „Affäre“ mittlerweile aber auch etwas Positives abgewinnen. „Durch so etwas wird man reifer. In solch schwierigen Zeiten lernt man dazu und erkennt außerdem, wer auf deiner Seite steht und wer nicht.“
Text von Markus Lüttgens
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