(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez ist im Qualifying zum Grand Prix von Italien in Mugello zum bereits 56. Mal in der Königsklasse MotoGP auf die Pole-Position gefahren.
Damit hat er Valentino Rossis Marke von 55 Pole-Positions in der Königsklasse (in seinem Fall 500er- und MotoGP-Klasse) übertroffen. Marquez liegt in der Königsklasse jetzt nur noch zwei Pole-Positions hinter den 58 von Mick Doohan zurück.
Um seine 56. MotoGP-Pole zu erreichen, brauchte Marquez am Samstag in Mugello aber den Windschatten von Ducati-Pilot Andrea Dovizioso. „Ob es ohne den Windschatten gereicht hätte, ist schwer zu sagen. Ich weiß es nicht. Das Tempo jedenfalls war seit dem vierten Training da“, meint Marquez, merkt aber auch an, dass es zunächst das Ducati-Team war, das mit Windschatten-Spielen anfing, und er deshalb schließlich auch auf diese Taktik setzte.
Windschattenspiele: Ducati macht den Anfang
Ducatis Wildcard-Starter Michele Pirro, der auch in diesem Jahr wieder beim Italien-Grand-Prix eine dritte Desmosedici des Werksteams fährt, heftete sich im ersten Q2-Versuch an Marquez‘ Fersen. „Zu Beginn des Qualifyings hatte ich sofort Pirro hinter mir hängen“, berichtet Marquez und weiter: „Als ich Gas wegnahm, nahm auch er Gas weg. Als ich wieder aufdrehte, drehte auch er wieder auf. Als ich an die Box kam, kam auch er an die Box.“
„Da sagte ich mir, ‚okay, im zweiten Anlauf wird es umgekehrt sein. Da werde ich ihnen folgen.‘ Das war dann meine Strategie und die ist gut aufgegangen. Es ist mir gelungen, den Abstand [zu Dovizioso] gut zu kalkulieren und das hat am Ende den Ausschlag gegeben“, freut sich der Honda-Pilot.
Während das finale Windschattenspiel mit Dovizioso für Marquez die Q2-Bestzeit inklusive neuem Mugello-Streckenrekord zur Folge hatte, startet „Dovi“ am Sonntag nur von P9. Der Ducati-Pilot hatte zunächst den Umweg über Q1 nehmen müssen. In Q2 hielt er dann gerade mal drei Piloten hinter sich.
Dovizioso: Windschattenspiel war „seltsam“
Das Windschattenspiel mit Marquez aus Doviziosos Sicht: „Es war ein bisschen seltsam. Beim ersten Versuch fuhr ich mit dem Medium-Hinterreifen und war nicht so schnell. Er war hinter mir, holte mich ein und wollte keine Zeit verlieren. Deshalb überholte er mich und war ziemlich am Limit. Aber das ist okay für mich.“
„Dann habe ich gesehen, wie er sich umdrehte und mich ansah“, so ‚Dovi‘ weiter. „Er wollte mir folgen. Ich verstand nicht, warum er das wollte. Er folgte mir, doch das war kein großes Problem für mich. Er kann machen, was er will. Kein Problem. Ich verstehe nicht, warum er mir folgen wollte, aber er hat die Pole-Position geholt. Er hat also alles richtig gemacht.“
So sieht es auch Valentino Rossi, der nach Fahrfehler und Taktikfehler seinerseits sogar nur vom 18. Startplatz ins Rennen gehen wird. „Marquez ist sehr clever. Er hat sich perfekt positioniert und die Pole geholt. Ansonsten hätte er es nicht geschafft. Das hat er gut gemacht“, lobt der Yamaha-Pilot seinen Erzrivalen.
Mit neuer Abstimmung und weniger Fieber gut aufgelegt
Mugello gilt normalerweise nicht als Marquez-Strecke. In der MotoGP-Klasse hat der Spanier auf dem italienischen Kurs erst einen Sieg (2014) auf dem Konto. Rossi will dies aber nicht überbewerten. „Normalerweise hat er in Mugello zu kämpfen. In diesem Jahr scheint er aber besser mit seinem Motorrad zu harmonieren. Ich glaube, er kann morgen gewinnen“, bewertet „The Doctor“ die Situation am Tag vor dem Rennen.
Marquez selbst sieht es ähnlich: „In Mugello ist es das Layout an sich, das uns Probleme bereitet. Das gilt nicht nur für unser Bike, sondern auch für meinen Fahrstil. Ehrlich gesagt ist es die schlimmste Strecke für mich. Im Vergleich zu Le Mans haben wir es hier mit einer komplett anderen Abstimmung probiert. Damit fühlte ich mich zunächst nicht sonderlich komfortabel, aber das Tempo war da.“
Und so kommt der Polesetter, Tabellenführer und Titelverteidiger mit Blick auf den Rennsonntag in der Toskana zum Schluss: „Ein paar Fahrer sind schneller, aber selbst wenn wir zu kämpfen haben, sind wir vorne mit dabei. Das ist das Wichtige.“
Seine fiebrige Erkältung, die ihn an den Vortagen noch geplagt hatte, machte Marquez am Samstag schon weniger zu schaffen: „Es geht mir inzwischen schon deutlich besser. Am Donnerstag war ich zerstört und auch gestern war es schwierig. Jetzt sieht es so aus, dass es mir morgen noch besser gehen wird.“
Marquez von Dovizioso überrascht – vorerst
Derweil war es am Samstag Ducati-Pilot Danilo Petrucci, der mit Fieber kämpfte, ungeachtet dieses Handicaps aber auf den dritten Startplatz und somit ebenfalls in die erste Reihe gefahren ist.
„Morgen wird es schwierig, weil ich nicht richtig fit bin. Ich habe eine Erkältung und Fieber. Ich fühle mich nicht bei vollen Kräften. Ich werde bei meinem Heimrennen aber alles geben, um auch morgen hier zu stehen“, so der Italiener nach dem Qualifying im Parc ferme.
Die größte Überraschung in der Startaufstellung ist für Polesetter und WM-Spitzenreiter Marquez nicht etwa der WM-Vierte Rossi auf P18 oder der WM-Dritte Alex Rins (Suzuki) auf P13, sondern sein aktuell schärfster Verfolger in der Gesamtwertung.
„Momentan ist ‚Dovi‘ für mich die größte Überraschung, denn er ist auf dieser Strecke normalerweise sehr schnell“, sagt Marquez, fügt aber sofort hinzu: „Ich rechne fest damit, dass er im Rennen vorne mit dabei sein wird. Ein Podestplatz sollte für ihn ohne größere Probleme möglich sein.“
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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