Sorgt die Verpflichtung von Marc Marquez für Unruhe bei Ducati?

(Motorsport-Total.com) – Im Juni bestätigte Ducati die Verpflichtung von Marc Marquez für die MotoGP-Saison 2025.

Zusammen mit Francesco Bagnaia wird der achtmalige Champion im kommenden Jahr und im Jahr darauf das Ducati-Werksteam bilden. Selten schaute die MotoGP-Welt so gespannt auf ein Teamduell. Auch ServusTV-Experte und Ex-MotoGP-Werkspilot Alex Hofmann ist gespannt, wie sich die Situation bei Ducati entwickeln wird.

Hofmann kann sich gut vorstellen, dass wir Zustände wie bei Valentino Rossi/Jorge Lorenzo bei Yamaha oder Ayrton Senna/Alain Prost bei McLaren in der Formel 1 sehen. „Absolut!“, kommentiert der ServusTV-Experte im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com.

„Es ist das stärkste Ducati-Team, das wir je hatten“, ist Hofmann überzeugt und erwartet, dass das Ducati-Teamduell auf und neben der Strecke für Schlagzeilen sorgen wird: „Marc erinnert mich an Valentino damals. Er kann zur richtigen Zeit den richtigen Stich setzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es harmonisch endet, ist sehr gering.“

Gemeinsame Vergangenheit: Alex Hofmann weiß, wie Luigi Dall’Igna tickt
Warum hat Ducati das Risiko auf sich genommen, den teaminternen Frieden zu stören? „Ich verstehe Ducati zum Teil“, bemerkt Hofmann, der Ducati-Rennleiter Luigi Dall’Igna aus seiner Zeit als Aprilia-Testpilot gut kennt. „Ich weiß, wie konsequent er denkt“, so Hofmann.

„Seine Denkweise auf der technischen Ebene ist so kompromisslos wie die Denkweise von Marc auf der Rennstrecke. Es wird alles für den Erfolg geopfert. Die Wahl kam für mich nicht überraschend. Es war zu erwarten, dass er Marc in seinem Team haben will“, erklärt Hofmann.

Erreicht Francesco Bagnaia dank Marc Marquez Legendenstatus?
In den beiden zurückliegenden Jahren bescherte Bagnaia seinem Arbeitgeber zwei MotoGP-Titel. Doch den Status eines Valentino Rossi, Casey Stoner oder Marc Marquez hat der MotoGP-Champion noch nicht erlangt. „‚Pecco‘ hat jetzt die Chance, mit und an Marc zu wachsen“, ist Hofmann überzeugt.

„Er ist ein unglaublicher Rennfahrer. Das steht außer Frage. Doch er ist schon fast zu lieb für diesen Sport“, stellt Hofmann mit Blick auf Bagnaia und dessen Ansehen bei den MotoGP-Fans fest. „Um als absoluter Held wahrgenommen zu werden, bräuchte er das Charisma eines Valentino Rossi, Marco Simoncelli oder eben die Härte von Marc. Dann würde er stärker herausstechen. Das hat er aber nicht.“

„Aus menschlicher Sicht ist es auch gut so. Er ist einer der Fahrer mit dem besten Benehmen in diesem Fahrerlager. Er ist einer der höflichsten Fahrer. Und das rechnet man dann unterbewusst mit rein und grübelt, ob er gar nicht so gut ist und nur auf Grund des Motorrads so oft gewinnt“, vermutet Hofmann und betont: „‚Pecco‘ ist absolut auf der Höhe mit den ganz großen Namen.“

Zeigt sich Francesco Bagnaia von einer anderen Seite?
Gespannt sein darf man, die Bagnaia auf die neue Konstellation im Ducati-Werksteam reagieren wird. „Es gab schon einige Situationen zwischen Marc und ‚Pecco'“, bemerkt Hofmann, der sich gut vorstellen kann, dass Bagnaia „auch auf Grund der Erfahrung von Valentino Rossi“ eine neue Seite zeigen wird. Wird sich Bagnaia bei Rossi Ratschläge holen?

„Valentino weiß, wie es ist, gegen Marc zu kämpfen“, erinnert Hofmann. „Wir haben in diesem Jahr schon Ansätze gesehen, als ‚Pecco‘ gefordert wurde. Er ist einer, der ruhig ist und lange viel Geduld hat. Doch ihm kann schon auch die Sicherung durchbrennen. Man hat einige Situationen gesehen, in denen er klar zeigen wollte, dass er der Chef ist. Portimao war so eine Szene, in der er das klar machen wollte“, analysiert Hofmann.

„Es könnte legendär werden“, freut sich der ServusTV-Experte auf das Ducati-Teamduell in der MotoGP 2025. Nur wer wird sich schlussendlich durchsetzen? „Marc ist sich dieser Chance bewusst. Er will unbedingt noch zwei weitere WM-Titel, um den großen Valentino Rossi in der Statistik hinter sich zu lassen. Doch die Frage ist, wie sehr er sich und seinen Willen zügeln kann“, grübelt Hofmann.

Alex Hofmann warnt: „Marc Marquez ist angeschossen“
„Ich würde einiges auf ihn setzen, doch wir müssen uns bewusst machen, dass Marc angeschossen ist“, erklärt Hofmann mit Blick auf die physische Situation des achtmaligen Weltmeisters, der nach den vier Operationen am Oberarm nicht so belastbar ist wie vor dem verhängnisvollen Sturz in Jerez 2020.

„Ein richtig großer Sturz auf seinen rechten Arm-/Schulterbereich kann er sich nicht mehr leisten. Da hat er im wahrsten Sinne des Wortes einen Knackpunkt“, so Hofmann. „Er muss mehr kalkulieren als vor fünf Jahren, als er um jeden Preis den Erfolg wollte und teilweise radikal unterwegs war.“

„So kann er nicht mehr zu Werke gehen. Ich würde aber behaupten, dass er im kommenden Jahr die Chance hat, um den WM-Titel zu fahren. Das ist sehr realistisch“, prophezeit der 44-jährige Ex-Racer im Exklusiv-Interview.

Gibt es einen lachenden Dritten, wenn sich Bagnaia und Marquez zoffen?
Es ist nicht ausgeschlossen, dass es einen lachenden Dritten geben wird, sollten sich die beiden Ducati-Werkspiloten zu sehr in das teaminterne Duell hineinsteigern. Dann könnte Fabio Di Giannantonio mit seiner 2025er-Ducati die große Überraschung sein. Oder doch Aprilia-Neuzugang Jorge Martin?

„Wir müssen abwarten, wie gut Jorge Martin mit der Aprilia zurechtkommen wird. Es hängt davon ab, wie stark das Paket sein wird und ob Aprilia es schafft, über die komplette Saison ein starkes und zuverlässiges Motorrad bereitzustellen“, kommentiert Hofmann.

Die Veränderungen hinsichtlich der Ducati-Kundenteams begrüßt Hofmann: „Es ist gut, dass wir im kommenden Jahr nur noch drei Werks-Ducatis und in Summe nur noch sechs Ducatis haben. Das ist gut für die Meisterschaft.“

Denn zuletzt war Ducati klar überlegen. Seit dem MotoGP-Wochenende in Jerez standen in den Hauptrennen ausschließlich Ducati-Piloten auf dem Podium. In der Gesamtwertung liegen aktuell vier Ducati-Piloten vorn.

Text von Sebastian Fränzschky

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