(Motorsport-Total.com) – Wann immer Marc Marquez zu einem MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring angetreten ist, hat er gewonnen.
So steht er auf dem Kurs in Hohenstein-Ernstthal allein in der Königsklasse bei acht Triumphen. Hinzu kommen für Marquez noch drei weitere Sachsenring-Siege, nämlich in der Moto2-Klasse und in der heute nicht mehr existierenden 125er-Klasse.
In den vergangenen zwei Jahren trat Marquez nicht zum Sachsenring-Rennen an. 2022 befand er sich zum Zeitpunkt des Deutschland-Grand-Prix gerade inmitten der monatelangen Regenerationsphase von seiner vierten Operation am rechten Arm. Und 2023 nahm er das Sachsenring-Wochenende zwar in Angriff, sah aber nach fünf Stürzen (Freitagstraining bis Warm-Up) von einer Teilnahme am Sonntagsrennen ab.
In diesem Jahr nun nimmt Marquez den Sachsenring erstmals in seiner MotoGP-Karriere nicht mit einer Honda, sondern mit einer Ducati unter die Räder. Dass er mit der GP23 des Gresini-Teams an seine Sachsenring-Siegesserie anknüpfen wird, das sieht er aber noch lange nicht als gegeben.
„Wir werden sehen. Was ich sagen kann, ist, dass die Chancen wohl besser stehen als am vergangenen Donnerstag in Assen“, sagt Marquez am Donnerstag am Sachsenring. „Aber: Selbst, wenn es mir gelingt, ein perfektes Wochenende mit genau den richtigen Schritten zu haben, dann werde ich vielleicht die Chance haben, es mit diesen zwei Jungs hier aufzunehmen.“
Mit „diesen zwei Jungs“ meint Marquez natürlich WM-Spitzenreiter Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia, der zuletzt in Barcelona, Mugello, Assen drei Grands Prix in Folge gewonnen hat. Die beiden saßen am Donnerstag gemeinsam mit Marquez in der ersten von zwei Pressekonferenzen am Sachsenring.
Marquez sieht Martin und Bagnaia derzeit klar voraus
Während er selber im Gresini-Team eine Ducati GP23 pilotiert, sitzen Martin im Pramac-Team und Bagnaia im Werksteam jeweils auf einer Ducati GP24. Zu den Unterschieden der beiden Spezifikationen haben sich zuletzt sowohl Martin, Bagnaia, Marquez als auch unter anderem Fabio Di Giannantonio und Alex Marquez geäußert.
Bei den zurückliegenden Rennen waren Martin und Bagnaia auf der GP24 „immer einen Schritt voraus, ‚Pecco‘ zuletzt sogar zwei Schritte“, sagt Marc Marquez und sieht sich selber daher noch lange nicht in der Favoritenrolle für den Grand Prix von Deutschland am Sonntag.
„Ich kann nur versuchen, meine 100 Prozent zu geben. Dann werden wir sehen, ob die Tatsache, dass es der Sachsenring ist, eine kleine Hilfe für mich sein kann, um zumindest eine Chance gegen diese beiden zu haben“, so der insgesamt elfmalige Sachsenring-Sieger. Eines steht für Marquez fest: „Das Wochenende wird nicht so einfach wie die Leute denken.“
„Wenn ich am Sachsenring-Wochenende im vergangenen Jahr eines gelernt habe“, denkt Marquez an seine fünf Stürze an drei Tagen auf der Honda zurück, „dann ist es, realistische Erwartungen zu haben. Und realistische Erwartungen sind es eben nicht, zu glauben, dass ich hier in jedem Training der Schnellste sein werde. Das ist einfach nicht realistisch.“
„Ja, ich habe hier in der Vergangenheit oft gewonnen“, so Marquez weiter. „Aber das war eben genau das, nämlich die Vergangenheit. Jetzt leben wir in der Gegenwart. Und die Gegenwart sieht so aus, dass es zwei Fahrer gibt, die ganz besonders seit Montmelo (Barcelona; Anm. d. Red.) so schnell geworden sind, dass ich nicht in der Lage war, ihnen zu folgen.“
Marquez weiter: „Um hier überhaupt eine Chance haben zu können, muss ich absolut perfekt fahren. So, wie mir das auf dem Sachsenring in der Vergangenheit gelungen ist. Aber in der Vergangenheit war es so, dass ich auf anderen Strecken konkurrenzfähig war und auf dieser Strecke hier dann noch einen draufsetzen konnte.“
„Jetzt hingegen ist es so, dass diese beiden Jungs auf anderen Strecken schneller sind. Daher muss ich nun herausfinden, ob ich hier nahe genug an sie herankommen kann, um mit ihnen kämpfen zu können“, so Marquez.
Wie Martin und Bagnaia Marquez‘ Chancen einschätzen
Und wie sehen die mehrmals angesprochenen Jorge Martin und Francesco Bagnaia die Ausgangslage für das Rennwochenende zum Grand Prix von Deutschland? „Ich freue mich auf die Herausforderung“, sagt WM-Spitzenreiter Martin, der am Sachsenring-Wochenende 2023 sowohl im Sprint als auch im Grand Prix siegreich war.
„Ich weiß noch“, so Martin, „wie ich mir vor dem Rennwochenende im vergangenen Jahr die Onboard-Videos von Marc aus den Jahren davor angeschaut habe. In gewisser Weise hat er mir damit geholfen, dass ich im vergangenen Jahr hier gewonnen habe. Ich glaube aber nicht, dass er mir in diesem Jahr wieder helfen wird“.
Und Bagnaia sagt über Marquez‘ Siegchancen für Sonntag: „Das Potenzial, um den Sieg mitzufahren, das hat er zweifellos. Wir wissen ja ganz genau, wie stark er ist auf den Strecken, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren werden. Auf dieser Strecke hier gibt es ja fast nichts anderes als Linkskurven.“
Bagnaias Plan: „Ich werde [Marquez] wahrscheinlich an einem bestimmten Zeitpunkt des Wochenendes mal auf der Strecke folgen. Dann werden wir sehen, was wir ausrichten können.“
Text von Mario Fritzsche
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