(Motorsport-Total.com) – Im ersten Grand Prix des Jahres 2023 war Maverick Vinales der erste und einzige Herausforderer von Weltmeister Francesco Bagnaia.
Ab der dritten Runde hielt der Aprilia-Fahrer Platz zwei und hängte sich an das Hinterrad der Ducati. Das Duo fuhr auf dem Portimao-Kurs in Portugal die schnellsten Rundenzeiten und setzte sich vom Rest des Feldes rasch ab.
„Ich bin glücklich, weil ich versucht habe, ‚Pecco‘ unter Druck zu setzen“, strahlt Vinales nach dem zweiten Platz. „Ich habe attackiert und bin einige Qualifying-Runden gefahren, aber er hat keine Fehler gemacht.“
„Zu einem gewissen Zeitpunkt im Rennen habe ich gedacht, dass es möglich sein kann. Ich fühlte mich komfortabel. Mit ‚Pecco‘ habe ich einen Vorsprung herausgefahren. Zunächst ging es darum, das Potenzial unseres Rennens zu verstehen.“
„In den Runden zehn oder elf hat ‚Pecco‘ beim Rhythmus noch einen Schritt gemacht. Ich habe versucht ihm zu folgen, aber auf der Bremse habe ich ein paar Fehler gemacht. Danach habe ich mir gedacht, dass ich die Reifen abkühlen lasse und es in den letzten Runden noch einmal versuche.“
In den letzten beiden Runden kam Vinales Bagnaia tatsächlich wieder näher, aber der Weltmeister kontrollierte das Rennen und gewann mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung. „Er war sehr clever. Er hat das ganze Rennen seine Reifen geschont“, gratuliert Vinales dem Sieger.
Schon bei den Wintertestfahrten hatte sich angedeutet, dass die Aprilia RS-GP hinter der Ducati das zweitbeste Motorrad ist. Im Sprint wurde Vinales zu Beginn in Kurve 5 abgedrängt und verlor dadurch einige Positionen. Er ist überzeugt, dass ihm das die Siegchance im Sprint gekostet hat.
„Deshalb habe ich mir heute gesagt, dass ich die Ellbogen ausfahre und niemanden vorbeilasse. Jede Position zählt, jeder fährt aggressiv. Schade um den Sprint, denn ich glaube, wir hatten die Pace, um zu gewinnen. Aber das richtige Rennen war heute.“
Was fehlt der Aprilia noch auf die Ducati?
Da Vinales das gesamte Rennen Bagnaia gefolgt ist, wo ist die Ducati noch etwas besser als die Aprilia? „Unser Motor ist gut. Im Windschatten habe ich einen guten Topspeed erreicht. Aber dann habe ich realisiert, dass ‚Pecco‘ die Reifen schont.“
„Unser Motor ist stark. Bei Kurven wie in Portimao, wo man am Ausgang viel Grip braucht, ist unser Motorrad ziemlich gut. Bei den Linien gab es Unterschiede. ‚Pecco‘ ist mit dem mittleren Vorderreifen gefahren und ich mit dem harten.“
„Ich hatte das Gefühl, dass ich bei harten Bremsmanövern nähergekommen bin. Aber wenn man in Schräglage fuhr, war er ein wenig stärker. Deswegen ist es schwierig zu vergleichen, weil wir andere Reifen hatten.“
„Er konnte das ganze Rennen die gleiche Rundenzeit fahren. Er war sehr konstant. Früher hatten sie gegen Rennende mehr Mühe. Das müssen wir auch verbessern. Wir müssen so weitermachen. Das neue Motorrad funktioniert sehr gut und ist für meinen Fahrstil viel stabiler.“
Bald gibt es etwas mehr Motorleistung
Aprilia hat für die Saison einen Motor homologiert, der erst zum Rennwochenende gebracht worden ist. Beim Test zwei Wochen zuvor sind Vinales und Aleix Espargaro nicht damit gefahren. Dieser neue Motor lief bisher nur auf Prüfständen.
„Das ist kein neuer Motor“, hält Teammanager Paolo Bonora bei ‚MotoGP.com‘ fest. Aber: „Es sind ein paar Details, die die Leistung erhöht haben. Es ist keine ganz neue Spec, aber es gibt ein paar Vorteile, verglichen mit den Testfahrten.“
„Im Moment halten wir die Leistung unter Kontrolle, um die Zuverlässigkeit des Motors zu verstehen. Wir freuen uns schon auf die nächsten Rennen, um womöglich den nächsten Schritt zu gehen.“
„Wenn wir sehen, dass alles okay ist, dann werdet ihr wohl bei den nächsten Rennen das volle Potenzial der Motoren sehen.“ Das Werksteam könnte also in den kommenden Wochen noch etwas Motorleistung hinzubekommen.
Aber war es nicht ein Risiko, einen ungetesteten Motor für die Saison zu homologieren? „Seit dem vergangenen Jahr haben wir keine Concessions mehr. Im Moment ist das auch für uns neu. Wir passen ab dem ersten Rennen auf die Zuverlässigkeit des Motors auf“, sagt Bonora.
„Daher ist es notwendig für uns, den Motor zu verstehen, um sicher zu sein, dass wir die Laufleistung erreichen, die wir für die nächsten Rennen im Kopf haben.“ Am kommenden Wochenende geht es bereits in Argentinien weiter.
Vor einem Jahr hat dort Espargaro den ersten und bisher einzigen MotoGP-Sieg von Aprilia erobert. Schlägt dort nun die große Stunde von Vinales? „Ich war dort immer sehr schnell. Wenn wir das Maximum herausholen, werden wir vorne mitkämpfen“, ist der Spanier überzeugt.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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