(Motorsport-Total.com) – Der TT Circuit in Assen ist für Maverick Vinales seit Sonntag nicht mehr nur ein Ort, an den er ungern zurückdenkt.
Zur Erinnerung: Am Niederlande-Wochenende im MotoGP-Kalender 2021 ging die Zusammenarbeit zwischen Vinales und Yamaha in die Brüche. Die vorzeitige Auflösung des Vertrags, der eigentlich noch bis Ende 2022 bestanden hätte, wurde damals am Montag nach dem Rennen verkündet.
Genau ein Jahr später ist Vinales in Assen ausschließlich zum Strahlen zumute. Denn erstmals ist ihm für seinen aktuellen Arbeitgeber Aprilia die Fahrt auf das Podest gelungen. Beim Grand Prix der Niederlande 2022 kam Vinales hinter Sieger Francesco Bagnaia (Ducati) und dem Zweitplatzierten Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) auf dem dritten Platz ins Ziel.
„Das ist natürlich richtig großartig“, jubelt Vinales und ordnet sofort ein: „Das ist das Ergebnis der harten Arbeit, die wir in all den Rennen bisher verrichtet haben. Unsere Pace war immer stark. Aber ich kam meist von weit hinten im Feld und konnte sie so nie wirklich umsetzen. Dass es jetzt mal geklappt hat, fühlt sich einfach fantastisch an.“
Überholen für Vinales „die vielleicht größte Verbesserung“
Den ersten großen Aufwärtstrend seiner Aprilia-Laufbahn, die seit September 2021 läuft, hatte Vinales am vergangenen Wochenende beim Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring gezeigt. Dort lag er im Rennen auf Podestkurs, musste seine RS-GP aber vorzeitig abstellen, nachdem das hintere Ride-Height-Device verrückt gespielt hatte.
Sieben Tage später auf dem TT Circuit Assen funktionierte Vinales‘ Aprilia reibungslos. Der über Jahre leidgeprüfte Spanier fuhr fehlerfrei. Herausgekommen ist sein erster Podestplatz seit seinem im negativen Sinne berühmten Assen-Wochenende 2021, als er Zweiter geworden war.
Mit seiner Aprilia kam Vinales am Sonntag vom elften Startplatz. Nach wenigen Kurven war er Neunter. Von dort ging es weiter nach vorne. In der fünften Runde wurde Vinales schon an fünfter Stelle geführt, wobei er von der Kollision zwischen Fabio Quartararo und seinem eigenen Aprilia-Teamkollegen Aleix Espargaro profitierte.
Auf das Podest fuhr Vinales schließlich, indem er kurz vor Halbzeit des Rennens an Brad Binder (KTM) vorbeiging und einige Runden später auch einen Weg an Jorge Martin (Pramac-Ducati) vorbei fand. „Dass ich so viele Fahrer überholen kann, das ist für mich die vielleicht größte Verbesserung im Zeitraum eines Jahres“, bekennt Vinales.
Große Freude über private und professionelle Situation
Nach seinem ersten Podestplatz als Aprilia-Pilot freut sich der 27-jährige Spanier nicht nur über das Ergebnis als solches und über die Fortschritte, die ihm gelungen sind. Er freut sich auch über das Stadium in seinem Leben, in dem er sich gerade befindet.
„Ich bin momentan der glücklichste Mensch der Welt. Ich könnte mir nicht mehr wünschen“, bekennt Vinales und strahlt: „Ich habe ein ausgesprochen konkurrenzfähiges Motorrad. Ich arbeite mit einem tollen Team bei Aprilia, das komplett hinter mir steht und mich antreibt. Und ich habe eine wunderbare Familie. Ich habe wirklich alles, wovon ich immer geträumt habe. Das spornt mich an, weiter alles zu geben.“
Nachdem er als Dritter im Parc-Ferme angekommen war, zeigte sich Vinales überrascht, dass auch Teamkollege Espargaro ins Ziel gekommen war. Mehr noch: Ihm war es nach sehenswerter Aufholjagd sogar gelungen, als Vierter direkt hinter Vinales abzuschließen. Und obwohl Espargaro offiziell nicht im Parc-Ferme vertreten war, jubelte er gleich an Ort und Stelle zusammen mit seinem drittplatzierten Teamkollegen.
Vinales beschreibt die Zusammenarbeit mit Espargaro im Aprilia-Team so: „Wir arbeiten richtig gut zusammen. Es gibt Strecken, auf denen ich vielleicht ein paar Dinge besser spüre als er. Grundsätzlich aber ist er es, der viele Dinge besser macht als ich. Es ist momentan ein Lernprozess für uns beide. Hier [in Assen] zum Beispiel habe ich ihm für Kurve 12 ein bisschen geholfen. Er hat mir für Kurve 15 viel geholfen.“
„Genau so soll es doch sein. Auf der Strecke sind wir Gegner. Jeder will der Beste sein. In der Box aber müssen wir zusammenarbeiten. Die Saison ist lang und wir haben einen Traum. Dieser Traum ist es, Aprilia zum Weltmeister zu machen. Ob er oder ich an erster Stelle stehen, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir dieses Bike gemeinsam nach vorne bringen. Und auf diesem Weg befinden wir uns“, sagt Vinales.
Aprilia-Stallorder im WM-Kampf? Vinales würde Espargaro helfen
Eine mögliche Stallorder bei Aprilia war bislang kein Thema, weil Assen erst das zweite Rennen in dieser Saison war, in dem Espargaro hinter Vinales ins Ziel gekommen ist. Das erste war Austin. Könnte sich Vinales inmitten seines derzeitigen Aufwärtstrends mit einer Stallorder zugunsten von Espargaro anfreunden?
„Mal angenommen, ich werde in der zweiten Saisonhälfte stärker, wir als Team werden besser und Aleix steht dicht vor dem WM-Titel, dann müssen wir natürlich im Sinne von Aprilia denken. Wenn ich mal in einem Rennen schneller sein sollte als Aleix, es aber wichtig ist, dass er im Sinne seiner WM-Chancen (MotoGP-Gesamtwertung 2022) vor mir ins Ziel kommt, dann werde ich natürlich versuchen, ihm zu helfen“, sagt Vinales.
„Wir haben einen guten Weg gefunden, zusammenzuarbeiten und Aprilia als Ganzes stärker zu machen. Wenn Aleix die Chance auf den Titel hat und ich ihn überholen lassen muss, dann werde ich mich fügen. Das ist ganz klar, denn unterm Strich arbeiten wir für Aprilia, für die Piaggio-Gruppe. Wenn Aleix die Chance hat, dann werde ich ihm helfen. Das steht fest“, unterstreicht Vinales.
Und was seine eigenen sportlichen Aussichten betrifft, fügt Vinales nach seinem ersten Podestplatz als Aprilia-Pilot noch hinzu: „Das ist nur der Anfang. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, nach Silverstone zu kommen. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl, überall stark sein zu können. Und wir werden uns weiter ins Zeug legen, bis wir an der Spitze angekommen sind. Wir werden nicht aufgeben.“
Der angesprochene Grand Prix von Großbritannien im findet allerdings erst am 7. August statt. Bis dahin gibt es jetzt erst einmal fünf rennfreie Wochenenden im MotoGP-Kalender 2022. Die Motorrad-WM als Ganzes macht Sommerpause.
Text von Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare