(Motorsport-Total.com) – Demnächst sollen die Details des neuen MotoGP-Reglements, das ab 2027 gelten wird, offiziell verkündet werden.
Prinzipiell sollen die Motorräder technisch etwas abgerüstet werden. Die Möglichkeiten der Aerodynamik-Entwicklung sollen beschränkter werden und Ride-Height-Systeme verboten werden. Dazu soll der Hubraum von derzeit 1.000 Kubikzentimeter auf 850 reduziert werden.
Ein Problem ist, dass die Motorräder für viele der traditionellen Rennstrecken zu schnell geworden sind. Es wird zwar an den Sturzräumen gearbeitet, aber man kann sie nicht endlos vergrößern. Umbauten an den Rennstrecken sind auch teuer.
Ein Beispiel für die Entwicklung der Rundenzeiten ist Jerez. Im Jahr 2001, dem letzten Jahr der 500er Zweitakter, stand Valentino Rossi mit 1:42.739 Minuten auf der Poleposition. Nun lautete die Pole-Zeit in der Moto2-Klasse 1:40.673 Minuten.
Der aktuelle MotoGP-Rundenrekord in Jerez liegt bei 1:36.025 Minuten. Da das aktuelle Reglement auch noch für die Jahre 2025 und 2026 gilt, ist davon auszugehen, dass die Rundenrekorde weiter purzeln werden.
„Ehrlich gesagt“, meint KTM-Testfahrer Dani Pedrosa, „die Aerodynamik macht die MotoGP sehr kompliziert. Zumindest wenn man das Motorrad im Rennen fährt. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich die Aerodynamik reduzieren.“
„Wenn es weniger Hilfen gibt, dann stehen das Talent und der Fahrer mehr im Vordergrund. Ich weiß aber nicht, wie die endgültigen Regeln aussehen werden, aber wenn ich mir eine Sache wünschen würde, dann wäre weniger Aerodynamik besser.“
Anderer Meinung ist Fabio Di Giannantonio, der es sich nicht wünschen würde, die Motorräder technisch abzurüsten. „Aus Fahrersicht ist die aktuelle MotoGP perfekt. Ich würde nie einen Schritt zurück machen“, findet der Italiener.
„Ein MotoGP-Motorrad muss ein voller Prototyp sein, der maximale Ausdruck von Motorrad-Engineering. Im Endeffekt fahren wir eine Formel 1 auf zwei Rädern. Meiner Meinung nach muss das auch so sein.“
Aber Di Giannantonio räumt auch ein: „Für die Show ist es natürlich etwas kritisch, denn Überholmanöver werden immer schwieriger. Aber als Fahrer ist die MotoGP einfach nur fantastisch.“
Reduzierung des Hubraums geplant
Als die moderne Viertaktära MotoGP im Jahr 2002 eingeführt wurde, betrug das Hubraumlimit 990 Kubikzentimeter. 2007 wurde auf 800 Kubikzentimeter reduziert. Man hatte die Intention, die Motorräder langsamer zu machen.
Aber das Gegenteil war der Fall. Mit den 800ern stiegen die Kurvengeschwindigkeiten. Das sorgte nicht für mehr Sicherheit. Da die Fahrer hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren mussten, entwickelten sich viele Rennen zu Prozessionen.
Seit 2012 wird mit 1.000 Kubikzentimetern Hubraum gefahren. Die entscheidende Frage ist, ob mit dem Schritt zu 850er-Motoren wieder dieses Phänomen der 800er-Ära auftritt und kein Fortschritt bezüglich Kurvengeschwindigkeit, Sicherheit und Sturzraum gemacht wird.
„Soweit ich das verstehe, werden dann höhere Drehzahlen möglich“, meint Maverick Vinales. „Vielleicht finden wir mehr Leistung, ich weiß es nicht, ich bin kein Techniker. Aber wenn die Aerodynamik reduziert wird, kann man am Kurvenausgang nicht so viel Leistung nutzen.“
„Deshalb erreicht man vielleicht nicht die gleiche Höchstgeschwindigkeit.“ Da die Aerodynamik die Performance der aktuellen Motorräder maßgeblich beeinflusst, könnten die Eckpunkte diesbezüglich der entscheidende Faktor werden.
„Wir fahren jetzt ziemlich schnell“, sagt Jack Miller und betont: „360 km/h sind alles andere als langsam. Wir bekommen das Problem, dass die Strecken immer kleiner und kleiner werden. Der Speed wird immer höher.“
„In einer perfekten Welt ist es vermutlich nicht ideal, wenn man Rennen mit 360 bis 365 km/h fährt. Aber wir sind die Königsklasse im Motorradsport und meiner Meinung nach im Motorsport. Wir fahren die besten Motorräder der Welt.“
Dem neuen Reglement blickt Miller prinzipiell entspannt entgegen: „Ob es 850 oder 1.200 sind, wir werden damit fahren. Veränderungen sind gut. Das wäre ein frischer Start für alle Hersteller. Ich kann mir vorstellen, dass sich einige Hersteller einen frischen Start wünschen würden.“
Text von Gerald Dirnbeck
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