Mick Doohan © Honda

© Honda – Mitte der 1990er-Jahre war Mick Doohan praktisch unschlagbar

Mit fünf WM-Titeln in Folge (1994 bis 1998) ist Mick Doohan eine der ganz großen Legenden des Motorradsports und nicht nur in seiner Heimat Australien ein Superstar.

Für den heute 48-Jährigen war es aber ein harter Weg bis an die Spitze der 500er-Klasse. Schon im Alter von zwölf Jahren verlor er seinen Vater und musste sich alleine weiterkämpfen. Anfang der 1990er-Jahre ging es mit Doohans Karriere steil bergauf. 1991 gewann er in der Königsklasse drei Rennen und kletterte bei 14 der 15 Saisonrennen auf das Podest.

Dennoch reichte es hinter Yamaha-Werksfahrer Wayne Rainey nur zu WM-Endrang zwei. 1992 sollte das große Jahr von Doohan werden. Er gewann mit seiner Honda NSR500 die ersten vier Rennen, wurde dann zweimal Zweiter und kehrte in Hockenheim auf die Siegerstraße zurück. Zu diesem Zeitpunkt betrug Doohans Vorsprung in der WM 65 Punkte. 1992 wurde zum letzten Mal nach dem alten Punktesystem gefahren. Der Sieger erhielt 20 Punkte, der Zweite 17 Zähler.

In Assen änderte sich anschließend schlagartig alles. Im ersten Qualifikationstraining stürzte Doohan heftig. Es war der 26. Juni 1992. „Als ich meine erste fliegende Runde starten wollte, wurde das Training abgebrochen, weil ein anderer Fahrer Probleme hatte. Überall war Flüssigkeit verteilt“, erinnert sich Doohan in der australischen Fernsehsendung ‚Sunday Night‘ zurück. Der überlegene WM-Führende rutschte auf der Flüssigkeit aus und stürzte bei rund 170 km/h.

„Das Motorrad landete auf mir. Ich versuchte mich wegzudrehen. Es klappte auch, aber mein Bein blieb unter dem Motorrad stecken. Ich wusste, dass das nicht gut war.“ Zunächst sah es nach einer harmlosen Beinverletzung aus, doch in der Nacht wurde es schlimmer. „Bei der Operation an diesem Abend wurde es kompliziert“, spricht Doohan die schwierigen Momente an. „Sie sprachen noch die nächsten 72 Stunden nach der Operation von Amputation.“

Doohan hatte das Kompartmentsyndrom, sein rechtes Bein wurde nicht richtig durchblutet. Es kam dadurch sogar Lebensgefahr auf. „Ich kratzte an den dunklen Stellen auf meinem Bein, beim Knöchel. Ich konnte es nicht fühlen. Ich kratzte weiter, bis ein Loch entstand und ich den Knochen und die Platte sah. Das Loch bei meinem Knöchel war fast so groß wie meine Faust. Ich dachte, dass ich mein Bein verlieren würde. Ohne Bein wäre die WM unmöglich zu gewinnen gewesen. Ich würde nie Weltmeister werden und nie wieder Motorradrennen fahren können.“

Die niederländischen Ärzte entschieden sich für eine Amputation, um Doohans Leben zu retten. Ein italienischer Arzt, Claudio Costa, war gegen die Amputation. Doohan flog schließlich nach Italien und vertraute auf eine außergewöhnliche Methode. „Er sagte mir, dass es etwas barbarisch ist und er es schon seit 20 Jahren nicht gemacht hatte. Da auch die Durchblutung schlecht war, meinte er, wir könnten Fleisch vom anderen Bein nehmen und die Blutversorgung damit wieder herstellen.“

Somit wurden Gewebeteile vom gesunden linken auf das verletzte rechte Bein transferiert. Nach etwas mehr als einem Monat Bettruhe, startete die Rehabilitation. Das rechte Bein wurde unter anderem gestreckt. Doohan konnte kaum gehen. Dennoch kehrte er in Interlagos zurück, acht Wochen nach dem schweren Sturz in Assen. Doohan biss sich durch und kam als Zwölfter ins Ziel. WM-Konkurrent Rainey gewann. Anschließend wurde noch das Saisonfinale in Südafrika gefahren.

Doohan wurde Sechster, aber Rainey reichte der dritte Platz für seinen dritten WM-Titel. Doohan verlor die WM um vier WM-Punkte. 1993 war geprägt vom Duell Rainey gegen Kevin Schwantz, bis Rainey in Misano seinen schweren Unfall hatte, der ihn an den Rollstuhl fesselte. Doohan hatte Mühe und hatte mit den Nachwirkungen seiner schweren Beinverletzung zu kämpfen. „Ich modifizierte das Motorrad und betätigte die Hinterradbremsen mit einem Daumenhebel“, sagt er über den technischen Kniff am linken Griff.

Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Doohan dominierte die Saison 1994 mit neun Siegen und wurde zum ersten Mal Weltmeister. Er hatte die Latte eine Stufe höher gelegt. 1997, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, gewann Doohan zwölf der 15 Rennen. Was machte ihn um so viel stärker als die übrigen Fahrer in diesen Jahren? „Der Glaube“, meint der Australier. „Es ist vielleicht ein arroganter Gedanke, aber ich bin besser als du und du kannst mich unmöglich schlagen.“

Mit dieser Einstellung gewann er insgesamt 54 Rennen. In Jerez 1999 beendete ein Sturz im nassen Training endgültig Doohans Karriere. Der Crash ereignete sich bei über 200 km/h und der amtierende Champion zog sich wieder mehrere Beinbrüche zu. Vielleicht startet in Zukunft wieder ein Doohan in der MotoGP, denn sein Sohn Jack fährt schon in Australien erfolgreich Rennen.

Text von Gerald Dirnbeck

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