(Motorsport-Total.com) – Nach vier KTM-Jahren beginnt für Miguel Oliveira mit dem Wechsel zu Aprilias neuem Satellitenteam RNF ein neues Kapitel seiner Karriere. Insgesamt hatte der Portugiese sechs Testtage, um die RS-GP kennenzulernen.
Prinzipiell fährt das Satellitenteam mit den Vorjahresmaschinen. „Ich habe trotzdem Testteile für das Werksteam getestet“, hält Oliveira fest. „Mit vier Motorrädern will Aprilia zwei zusätzliche Meinungen einholen. Das ist normal, würde ich sagen.“
Er glaubt, dass es für Aprilia ein Vorteil ist, dass RNF mit dem 2022er-Modell fährt und das Werksteam mit der weiterentwickelten Version. Denn so können die Ingenieure Stärken und Schwächen vergleichen, um das Paket für die Zukunft weiterzuentwickeln.
„Natürlich ist das Motorrad ganz anders als mein bisheriges“, vergleicht Oliveira die Aprilia mit der KTM. „Das Motorrad ist viel sensibler. Ich denke, der Rahmen kann ein Grund dafür sein.“ KTM fährt mit einem Stahlrahmen, während Aprilia auf ein Alu-Chassis setzt.
Auch fährt Oliveira erstmals mit Dämpferelementen von Öhlins, während KTM auf die eigenen WP-Dämpfer setzt. „Es ist schwierig zu erklären. Ich musste meinen Fahrstil an das Motorrad anpassen. Ich war etwas anderes gewohnt. Man darf nicht so aggressiv fahren.“
„Man muss das Motorrad verstehen und es anders zum Arbeiten bringen. Ich versuche zu verstehen wo und wie ich attackieren muss. Das braucht Zeit und Erfahrung. Wenn man von einer anderen Kategorie auf dieses Motorrad steigt, dann ist es eine andere Geschichte.“
„Aber wenn man andere MotoGP-Motorräder mit einer anderen Motorcharakteristik gefahren ist, dann ist es schwieriger, diese mentale Umgewöhnung umzusetzen.“ Deswegen sieht sich Oliveira immer noch im Anpassungsprozess an die RS-GP.
Ducati ist noch stärker als Aprilia
Bei den Wintertestfahrten war Ducati die Messlatte. Aprilia kristallisierte sich als erster Verfolger heraus. Was fehlt der RS-GP noch auf die Desmosedici? „Ich hätte gerne die Antwort“, lacht Oliveira. „Es wäre natürlich fantastisch, wenn man nach fünf Testtagen weiß, was noch fehlt.“
„Ducati hat ein sehr starkes Motorrad. Sie bremsen sehr gut, sie haben ein gutes Turning und eine starke Beschleunigung. Natürlich haben sie auch ihre Schwächen. Aber so wie sie momentan aufgestellt sind, sind ihre Schwächen schwer zu sehen.“
„Momentan ist es für mich schwierig zu sagen, was wir mit dem Motorrad machen müssen, um Ducati näher zu kommen. Ich würde noch etwas warten, um Rückschlüsse zu ziehen. Testfahrten können auch etwas irreführend sein.“
„Ich schließe natürlich nicht aus, dass Ducati sehr konkurrenzfähig sein wird. Sie haben ein sehr gutes Paket. Je länger die Saison dauert, desto besser werden wir verstehen, woran wir arbeiten müssen.“
Im RNF-Team ist Oliveira in einem komplett neuen Umfeld. Mit Teammanager Wilco Zeelenberg gibt es einen ehemaligen Rennfahrer mit viel Erfahrung, der auch die Aussagen der Fahrer einordnen kann. Sein neuer Crewchief ist Giovanni Mattarollo.
Bisher hat sich Oliveira gut im Team eingelebt. Er glaubt aber auch: „Wir werden uns dann besser kennenlernen und verstehen, wenn wir unter Druck arbeiten müssen.“ Denn die Ziele von RNF sind hoch. Teamchef Razlan Razali denkt wieder an Podestplätze und vielleicht auch Siege.
Am kommenden Wochenende findet der Saisonauftakt in Portugal statt. In Portimao hat Oliveira 2020 von der Poleposition aus gewonnen. Ist sein Heimrennen der ideale Ort, um gleich in seinem ersten Aprilia-Rennen zu glänzen?
„Ich werde mein Bestes geben, aber es wäre unrealistisch zu sagen, dass mein Heimrennen ein toller Ort wäre, um zu gewinnen. Das wäre natürlich fantastisch, aber es wird sehr schwierig. Ich schließe diese Möglichkeit aber nicht aus. Alles ist möglich.“
„Mein Ziel lautet, dass ich das Motorrad gut verstehe und das Rennen gut vorbereite. Wir werden sehen was passiert. Ich möchte es genießen und ein gutes Wochenende haben.“ Mit KTM hat Oliveira fünf MotoGP-Rennen gewonnen.
Text von Gerald Dirnbeck
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